Anständige Karriere

Spannende Einsichten bei einem Podiumsgespräch über Führung

21.01.2011 von

Continental-Chef Elmar Degenhart bei seinem Vortrag über Führungsethik. Bild Karolina Sobel / TU Darmstadt

Eigentlich hätte es einer von diesen vielen, Powerpoint-bebilderten Vorträgen über ein Thema werden können, das dann doch nur als Hintergrund fungiert für die Firmen- oder Selbstpräsentation des Referenten. Dass die Veranstaltung mit TU-Präsident Hans Jürgen Prömel und Continental-Vorstandschef Dr. Elmar Degenhart ganz anders verlief, lag vor allem an den außergewöhnlichen Beiträgen der beiden Führungspersönlichkeiten.

Den Anfang machte Prof. Prömel mit einem Statement über die Ingenieursausbildung an der TU. So berichtete er von der Studie „Global Engineering Excellence“ und deren Ergebnis: Die Ausbildungsstätten müssen sich anstrengen, um Schritt zu halten mit den ständig steigenden Anforderungen, die sich aus den Globalisierungstendenzen entwickeln. Wobei die TU mit ihrem Ansatz, Studierenden vom ersten Semester an forschendes Lehren zu ermöglichen, sowie mit Praxiseinheiten wie der 'Einführung in den Maschinenbau' sehr gut aufgestellt sei. „Die Ingenieursausbildung trägt zu disziplinübergreifenden Problemlösungen bei, aber auch zu Wirtschaftskraft und Wohlstand“, so Prömel.

Eine anschließende kurze Darstellung seines Unternehmens übernahm Felix Gress von der Continental AG, Konzernchef Degenhart konzentrierte sich auf das Wesentliche. Ein paar Benchmarks, wenig Charts, keine Larmoyanz. Stattdessen berichtete Degenhart unaufgeregt, ja fast bedächtig über den Führungsalltag in einem Weltkonzern bei sich ständig wechselnden Anforderungen. Vor allem nutzte der Konzernlenker die Gelegenheit, ausgedehnt über Ethik zu sprechen. Darüber, dass nie der Mitarbeiter schuld sei, sondern immer die Führung, über Langfristigkeit von Entscheidungen, Vorbildfunktion, Anstand, Moral, Aufrichtigkeit. Und über den morgendlichen Blick in den Spiegel, der es auch nötig machen könne eine Firma zu verlassen, wenn man die Positionen eines Vorgesetzten nicht mittragen will – was hängen blieb.

Viele der circa 180 Studenten verschiedener Fachbereiche, die sich eingefunden hatten, zeigten sich überrascht und beeindruckt von der Authentizität, mit der Degenhart so unerwartete Werte vertrat. „Es wäre schön, wenn es mehr solcher Wirtschaftsbosse gäbe“, fasste einer der Besucher im Gespräch zusammen. Auf die Frage Degenharts an seine jungen Zuhörer, wie viele von ihnen Karriere machen wollten, meldete sich nur die Hälfte. Vielleicht wird sein Auftritt daran etwas ändern. Und auch seine Empfehlung, den Beruf immer nur als einen Teil des Lebens zu begreifen: „Am Ende Ihrer Arbeit bleiben Ihnen Ihr Privatleben und Ihre Familie. Alles andere verschwindet mit der Zeit.“