Nachtruhe war gestern

Die langen Öffnungszeiten der Bibliothek entsprechen den Bedürfnissen der Studierenden

19.04.2011 von

Bild: Andreas Arnold

Als Till Schmitt nachts um eins die ersten Bücher von den Tischen im Lesesaal einsammelt, ahnt er, wer kurz vor einer Klausur steht: Die meisten Bücher tragen die Signatur VK, Biochemie also; aber auch die Wirtschaftswissenschaftler haben Spuren hinterlassen: Signatur Q. Schmitt, seit zwei Jahren als studentische Hilfskraft in der ULB beschäftigt, stellt die Bücher zurück ins Regal und räumt Zeitungen auf.

Es ist Mitte Februar, Prüfungszeit, und nie ist der Lesesaal so voll wie in diesen Tagen: Knapp 2000 Personen wurden im Februar des vergangenen Jahres um 23 Uhr gezählt. Heute, als Schmitt um 22 Uhr die Aufsicht übernommen hat, saßen rund 70 Studierende auf beiden Ebenen des Lesesaals über ihren Büchern oder am Laptop. Manche mit Ohropax, damit wirklich kein Geräusch zu ihnen vordringt. Andere mit dem iPod verkabelt, um sich im Lernstress bei Laune zu halten.

Stammgäste und Schüler

Schmitt, selbst Student im 6. Semester Elektrotechnik, kennt viele Gesichter: Bürger, die abends zum Zeitungslesen kommen; Schüler, die sich aufs Abi vorbereiten; Stammgäste unter den Studierenden: „Es gibt Leute, die man das ganze Jahr über sieht.“ Sei es, weil sie besonders fleißig sind, sei es, weil sie mit Büchern arbeiten, aus denen sie nicht scannen oder kopieren dürfen. Sie nutzen die abendliche Ruhe, um diese Bücher durchzusehen.

Schmitt verwahrt solche Bücher für die „Stammgäste“ in dem Regal hinter der großen Theke im Eingangsbereich des Lesesaals. Bei ihm können sich die Benutzer zudem Laptops ausleihen. Ab und zu dreht Schmitt eine Runde, um zu schauen, ob die Benutzer sich an die Spielregeln halten: kein Essen mitbringen, nur Wasser. Nicht laut reden. Das geht draußen, bei den Schließfächern. Und für Tarik, der mit ein paar Kommilitonen auf der Fensterbank sitzt, ist das Schwätzen zwischendurch ein absolutes Muss an den langen Lernabenden: „Freunde zu treffen macht das Lernen angenehmer“, findet der Elektrotechniker: „Die totale Ruhe zu Hause ist so langweilig, dass ich mir dann erst recht Ablenkung suche.“

Im Lesesaal geht es auf zwei Uhr zu, noch halten Ehrgeiz und vielleicht auch die Tageslichtlampen die Studierenden wach. Als um zehn vor zwei die automatische Durchsage die „lieben Bibliotheksbenutzer“ zum Beenden ihrer Arbeiten auffordert, diskutieren die Studierenden im Gruppenraum noch, drei weitere lesen noch. Jetzt klappen sie die Bücher zu. In der Statistik werden sie sechs von knapp 350 Benutzern sein, die im Februar noch zu ganz später Stunde in der ULB lernen. Das aus QSL-Mitteln mit 180 000 Euro unterstützte zentrale Projekt der Spätöffnungszeiten bis 2 Uhr – es kommt bestens an.

Der Text ist eine gekürzte Fassung. Den gesamten Beitrag sowie weitere Artikel zur Verwendung von QSL-Mitteln und vielem mehr finden Sie in der aktuellen Ausgabe der hoch3.