Die internationale Energiepolitik von Morgen

Volkswagen Stiftung fördert TU-Forschungsprojekt mit 800.000 Euro

26.07.2011

Die Energieaußenpolitik der EU steht vor großen Herausforderungen. Denn der Energiekonsum der großen Schwellenländer, allen voran China und Indien, wird in den nächsten Jahren rasant steigen. Weiterhin herrscht aber in großen ländlichen Teilen der Welt Energiearmut. Die Volkswagen Stiftung fördert nun für drei Jahre ein internationales Forschungsprojekt am Institut für Politikwissenschaft, das die Neuausrichtung der europäischen Energiepolitik und den Energiedialog der EU mit vier großen Schwellenländern untersucht.

Fünf große Tiere verhandeln die globale Energiepolitik von Morgen. Illustration: TU Darmstadt

„Challenges of European External Energy Governance: Meeting Tiger, Dragon, Lion and Jaguar“ lautet der vollständige Titel des internationalen Forschungsprojekts, das vom Institut für Politikwissenschaft (Lehrstuhl Prof. Dr. Michèle Knodt) in Zusammenarbeit mit dem TU Energy Center koordiniert und geleitet wird. Die vier Tiere im Titel verweisen auf die wichtigen Schwellenländer und aufkommenden Großmächte Indien, China, Südafrika und Brasilien, deren energiepolitische Dialoge mit der Europäischen Union die Forscher in den nächsten drei Jahren untersuchen werden.

Bei einem Kick-Off Workshop am 17. und 18. Juli 2011 in Darmstadt trafen sich nun die verschiedenen Projektpartner aus acht Ländern zum ersten Mal, um sich auf die gemeinsame Arbeit einzustimmen. Das Forschungsprojekt, an dem auch Partner aus Indien, China, Südafrika und Brasilien beteiligt sind, wird von der Volkswagen Stiftung und zwei weiteren Stiftungen mit 800.000 Euro finanziert. An der sehr allgemein gehaltenen Ausschreibung hatten sich 200 Forschungsgruppen beteiligt; insgesamt unterstützt die Volkswagen Stiftung acht Forschungsprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Nachhaltigkeit, Energiesicherheit und Wettbewerbsfähigkeit als Untersuchungsrahmen

In ihren Strategiepapieren zur Energiepolitik betont die Europäische Union ausdrücklich die Wichtigkeit der drei Leitprinzipien Nachhaltigkeit, Energiesicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Diese bilden auch den normativen Rahmen des Forschungsprojekts. In einem ersten Forschungsschritt werden die jeweilige Ausprägung, Interpretation und Priorisierung der drei Prinzipien in den Energiedialogen mit den Schwellenländern Indien, China, Südafrika und Brasilien untersucht. Zudem wird die Interaktion der beteiligten Akteure an den Dialogen auf EU- und Emerging Power-Seite analysiert. Hierzu zählen u.a. EU-mitgliedsstaatliche, Emerging Power sowie private (Unternehmen, NGOs, zivilgesellschaftliche Gruppen, etc.) Akteure. Es kommen Methoden wie die Netzwerkanalyse, strukturierte und semi-strukturierte Interviews sowie Dokumentenanalyse zum Einsatz.

Politikempfehlungen als Projektziel

In einem zweiten Schritt analysieren die Projektpartner die Ergebnisse und gehen der Frage nach, wie die Unterschiede in den vier Dialogen zu erklären sind. Auch die Relevanz der Energiekooperation wird sowohl für die EU als auch die vier Schwellenländer untersucht. Es soll u.a. auch beleuchtet werden, welche Implikationen dies auf multilaterale Institutionen, wie z.B. die Internationale Energieagentur, hat oder auch welche Rolle andere Kooperationsformen einnehmen, z.B. im Rahmen der Süd-Süd-Kooperationen. Auf Grundlage der Forschungsergebnisse wollen die Projektpartner in einem letzten Schritt Politikempfehlungen für die EU, Indien, Brasilien, China und Südafrika formulieren und an verschiedene Akteure kommunizieren. Insbesondere die Mischung der beteiligten Projektpartner aus vier Kontinenten soll hier die Überwindung einer eurozentrisch geprägten Perspektive und dadurch die Formulierung ausgewogener und anwendbarer Empfehlungen ermöglichen.

pb