Im Herzen der Stadt entsteht Zukunft

Wissenschaftsschloss der TU Darmstadt feierlich wiedereröffnet

2023/09/18

Strahlender Sonnenschein, rund 10.000 Gäste und ein reichhaltiges Programm: Mit einem großen Fest hat die TU das „Wissenschaftsschloss“ nach 15-jähriger Sanierung wieder eröffnet und der Stadtgesellschaft zurückgegeben.

Die Gästeliste für den Festakt konnte sich sehen lassen: TU-Präsidentin Tanja Brühl konnte neben weiteren hochrangigen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaftsstadt unter anderem die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn, den stellvertretenden thüringischen Ministerpräsidenten Georg Maier, Darmstadt Oberbürgermeister Hanno Benz und zahlreiche Mitglieder des Bundestags und des hessischen Landtags begrüßen.

„Aus dem Residenzschloss ist das Wissenschaftsschloss geworden“, so Brühl in ihrer Ansprache. Die Präsidentin betonte, dass hier eine neue Verbindung zwischen traditionsreicher Vergangenheit und der Zukunft geschaffen werde. „Wissenschaft hat den Anspruch, Zukunft mutig zu gestalten.“ Dafür habe sich die TU in den vergangen Jahren durch Etablierung von drei Forschungsfeldern scharf profiliert und sei so nun auch gut aufgestellt für die kommende Exzellenzinitiative. Gleichzeitig sei es wichtig, exzellente Wissenschaft und deren Forschungsergebnisse der Gesellschaft zu vermitteln. Auch für diese Mission des Dialogs steht künftig das Wissenschaftsschloss in Darmstadt.

Die TU Darmstadt, die im Rahmen ihrer Autonomie Eigentümerin des Schlosses ist, habe ihre damit verbundene Verantwortung zur Sanierung, Erhaltung und Entwicklung nie als Bürde, sondern als Ansporn gesehen, so Brühl. „Es macht mich stolz, heute sagen zu können: Mut zahlt sich aus. Die autonome TU Darmstadt ist ein Erfolgsmodell.“ Unterstützung habe die TU jederzeit auch durch das Land bekommen, das die Sanierung finanziell mittrug.

Professorin Dr. Tanja Brühl,
Präsidentin der TU Darmstadt

Dass wir Vergangenheit so gelungen mit Zukunft verbinden und heute hier ausgelassen feiern können, ist nur möglich, weil alle Beteiligten über viele Jahre hinweg gemeinsam dieses Projekt so engagiert vorangetrieben haben und immer wieder kreative neue Lösungen gefunden haben. Danke!

Bild: Jan-Christoph Hartung

Ministerin Dorn – sichtlich begeistert vom Schloss – lobte die Entscheidung des Landes Hessen, der TU die so weit gehende Autonomie zu übertragen und den Mut der TU, die Mammutaufgabe der Sanierung anzunehmen und erfolgreich zu Ende zu bringen. Das Ergebnis sei gelungen: „So etwas sehe ich als oberste Dienstherrin der Denkmalschutzbehörde nicht oft.“ Es brauche die Wissenschaft im Herzen der Stadt und im Herzen der Gesellschaft. „Die aktuellen Herausforderungen können nur von klugen und kreativen Köpfen gelöst werden.“ Wichtig sei auch, dass die Wissenschaft eine starke Stimme habe und Gehör erhalte.

Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst

Diesen Aspekt vertiefte Dorn später in der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Forschenden aus den drei Forschungsfeldern der TU. „Gute Politik braucht wissenschaftlichen Rat und Fakten, an denen sich Politikerinnen und Politiker bei Entscheidungen orientieren können.“ Dies sei besonders in Zeiten der Krise wichtig. Politik erwarte hier von der Wissenschaft, weiter mutig zu sein und ungewöhnliche Wege zu gehen. „Besonders Grundlagenforschung ist wichtig, denn wir wissen nicht, welche Erkenntnisse wir in der nächsten Krise benötigen“, so Dorn.

„Ein Meilenstein“

„Sie haben den Darmstädterinnen und Darmstädtern das Schloss zurückgegeben“, dankte Oberbürgermeister Hanno Benz der TU und den Projektbeteiligten. Die TU sei ein zentrales Element der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Stadt und Universität arbeiteten in vielen zukunftsweisenden Projekten eng zusammen. Die Wiedereröffnung des Schlosses sei „ein Meilenstein“. Geschichte und Zukunft zu verbinden, zeichne Darmstadt aus, so Benz in seiner Ansprache. „Wer hätte gedacht, dass wir 79 Jahre nach der Zerstörung der Stadt hier eine solche Wiedereröffnung feiern können.“ Das Schloss habe seit jeher Identität in Darmstadt gestiftet und übernehme nun „stilbildend“ eine „Schlüssel- und Vorbildrolle für die künftige Entwicklung der Innenstadt“.

Hanno Benz, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt
Hanno Benz, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt

„Im Bewusstsein der Darmstädterinnen und Darmstädter wird das Wissenschaftsschloss wohl immer ,unser‘ Schloss bleiben“, brachte Benz die enge Bindung zwischen Bürgerschaft und dem geschichtsträchtigen Ensemble auf den Punkt. Er ermunterte die Bürgerinnen und Bürger dazu, das Schloss und die umgebende grüne Oase des Schlossgrabens zu nutzen, um sich hier zu treffen, miteinander und mit der Universität in den Dialog zu treten und voneinander zu lernen. „Es liegt an uns, das Schloss mit Leben zu füllen.“

Ein Wunsch, dem sich TU-Präsidentin Brühl in ihrer Einladung an TU-Mitglieder und Stadtgesellschaft anschloss: „Lassen Sie uns Zukunft gemeinsam gestalten.“

cst/sip

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Von fleischfressenden Pflanzen bis zu politischer Wahrsagerei

Dialoge mit Forschenden, Themen-Führungen, Vorlesungen, Musik, Mitmach-Angebote für Kinder und vieles mehr: Zur Eröffnung des Wissenschaftsschlosses bot die TU Darmstadt Besucherinnen und Besuchern ein reichhaltiges Programm. Exemplarische Impressionen von einigen Veranstaltungen und Stationen:

„Kommt rein, wenn ihr euch traut“, so begrüßte der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens der TU Darmstadt, Dr. Simon Poppinga, die Besucherinnen und Besucher seiner Kindervorlesung über fleischfressende Pflanzen. Vor gefülltem Hörsaal im Kaisersaalgebäude stellte er die fünf Typen fleischfressender Pflanzen vor und räumte mit so manchem Mythos auf. So gibt es keine menschenfressenden Pflanzen im Amazonas, aber doch Arten, die groß genug sind, um selten auch Mäuse zu fangen. Wer nach 30 Minuten immer noch Fragen hatte und die Pflanzen aus der Nähe betrachten wollte, hatte dazu im Anschluss Gelegenheit.

Imker Udo Drees
Imker Udo Drees

Auf großes Interesse auf der Schlossbastion stieß der Stand von Imker Udo Drees. Viele Neugierige kosteten dort einen „Honigerol Spritz“ aus Bitterorangenlikör, Honig, Prosecco und Mineralwasser. „Der Verkauf läuft sehr gut“, strahlte Drees. Für den Bio-Durstlöscher legte er in einem Fass etwa zwei Kilogramm Bitterorangen ein. Der Honig stammt von Bienen aus Darmstadt. „Meine Bienen summen zum Beispiel auf dem Dach des Parkhauses am Herrngarten oder im Hochschulstation“, berichtete der Hobbyimker.

An der Station des Instituts für Politikwissenschaft erhielten die Besucher:innen einen Einblick in die Wahl- und Umfrageforschung im Vorfeld der Landtagswahl in Hessen.
An der Station des Instituts für Politikwissenschaft erhielten die Besucher:innen einen Einblick in die Wahl- und Umfrageforschung im Vorfeld der Landtagswahl in Hessen.

„Wir lesen Ihnen aus der Hand, wen Sie wählen!“ – mit diesem Versprechen lockte das Institut für Politikwissenschaft zu seinem Stand vor dem Südflügel des De-la-Fosse-Baus. Ein Verweis auf die Geschichte: „Als die ersten Vorläufer des Darmstädter Residenzschlosses Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurden, wurde noch analog aus der Hand gelesen“, erklärten die Forschenden des Instituts. „Zur Wiedereröffnung des Wissenschaftsschlosses veröffentlichen wir die erste politikwissenschaftliche Handlese-App.“ Zu beantworten waren dabei unter anderem drei Fragen zu Demokratie, Klimawandel und Sozialstaat. Als Ergebnis erfuhren die Proband:innen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie eine bestimmte Partei wählen. „200 Prozent seriöse Parawissenschaft!“, warb das Institut selbstironisch.

Im Orgelsaal ließen vier Konzerte die historische Orgel von Christoph Ludwig Goll erklingen.
Im Orgelsaal ließen vier Konzerte die historische Orgel von Christoph Ludwig Goll erklingen.

Voll besetzt war der Orgelsaal in der ehemaligen Schlosskirche bei vier Orgel-Kurzkonzerten – einige Besucher:innen nahmen sogar auf dem Boden Platz. Zu hören waren unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Dieterich Buxtehude. Gestaltet wurden die Konzerte von Lukas Euler, Kirchenmusiker an der Pauluskirche Darmstadt und Dozent für Orgel am Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz gemeinsam mit seinen Orgelschüler:innen Leonie Vestner, Tobias Reichert und Laurin Zeissler. „Ein wunderschöner Raum mit ganz tollen Farben“, schwärmte eine Besucherin über den in Weiß und Hellblau gehaltenen Orgelsaal, den die TU im Juli 2022 feierlich eröffnet hatte. Schmuckstück ist eine historische Orgel von Christoph Ludwig Goll.

Die Kinder-Science-Show mit der kleinen Rakete Rocket vermittelte Kindern spannend und kurzweilig ein erstes Verständnis von CO2-Emissionen und Forschungsergebnissen, die unserer Welt helfen können.
Die Kinder-Science-Show mit der kleinen Rakete Rocket vermittelte Kindern spannend und kurzweilig ein erstes Verständnis von CO2-Emissionen und Forschungsergebnissen, die unserer Welt helfen können.

Was würde eine Rakete von ihrem Flug zum Mars wohl zu berichten haben? Zum Beispiel, dass unsere Erde immer wärmer wird, Flüsse austrocknen und jahrhundertealte Wälder verbrennen. Im Interview mit „Rocket“ der Rakete und gemeinsam mit der Kinderreporterin Gisella veranschaulichte die Projektgruppe Clean Circles der TU Darmstadt dem jungen Publikum kindgerecht die Auswirkungen des Klimawandels und genauer von zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre. Die TU-Wissenschaftler:innen sammelten viele gute Ideen der Kinder, wie dem entgegenzuwirken ist, und stellten dann ihren Ansatz von Clean Circles und die Möglichkeit, Eisen als Speicher für Energie zu verwenden, vor.

Viele erneuerbare Energien, wie die aus Sonne und Wind, gibt es nicht in ausreichenden Mengen in Deutschland, um unseren gesamten Energiebedarf zu decken. In anderen Ländern gibt es davon wiederum sehr viel. Die Aufgabe bestehe nun darin, die Energie aus diesen Ländern nach Deutschland zu transportieren. Eisen eignet sich dafür besonders. Verbrennt man dieses dann, wird die Energie freigesetzt und nutzbar gemacht. Anders als beim Verbrennen von Kohle entsteht dabei aber deutlich weniger Kohlendioxid. Davon konnten sich die jungen Besucher:innen selbst vergewissern, als Eisenwolle auf der Bühne verbrannt und nur sehr wenig Kohlendioxid-Ausstoß gemessen wurde.

Fotoausstellung über die Generalsanierung des Schlosses
Fotoausstellung über die Generalsanierung des Schlosses

Eine ruhige Ecke jenseits des Festtrubels fanden Interessierte im Herrenbau. Dort informierte eine Fotoausstellung über die Generalsanierung des Schlosses. Räume des Präsidiums, Senatssaal und Magazine waren ebenso wie Dächer, Fassaden, Aufzüge und Treppen sowohl in der Bauphase als auch nach Abschluss der Arbeiten zu sehen. Spannende Vorher-nachher-Fotos von Universitäts- und Landesbibliothek, Kirchenbau und Altschloss faszinierten ebenfalls die Gäste.

mho/mih