Forschung mit offenem Ausgang – und klarer Richtung

Drei Projekte an der TU werden als „LOEWE-Exploration“-Vorhaben neu gefördert

2025/08/05

Drei Forschungsprojekte der TU und mit TU-Beteiligung werden künftig vom Land als „LOEWE-Exploration“-Vorhaben gefördert. Insgesamt fließen in den nächsten zwei Jahren rund 878.000 Euro in die hoch innovativen Projekte aus den Bereichen Geowissenschaften, Digital Humanities und Hybride Quantensysteme.

Drei Forschungsprojekte der TU Darmstadt werden im Rahmen der aktuellen Ausschreibungsrunde als „LOEWE-Exploration“-Vorhaben gefördert.

Wissenschaft muss Risiken eingehen, um Innovation zu erzeugen. Deshalb soll die Förderlinie LOEWE-Exploration Forschenden die Freiheit geben, mit offenem Ausgang neuartigen, hoch innovativen Forschungsideen nachzugehen. Davon profitieren in der jüngsten Förderrunde nun erneut Forschende der TU mit ihren Projekten „EK-Target: Gezielter elektrokinetischer Transport von Bakterien in porösen Medien durch Zellladungsbeschichtung“ (Antragsteller: Professor Massimo Rolle, Mitantragsteller: Dr.-Ing. Shelesh Agrawal), „Embedding the Past: Historische Quellen für KI zugänglich machen“ (Antragstellende: Professorin Andrea Rapp und Professor Michael Schonhardt) und „Exziton-basierte technologische Anwendungen“ (Mitantragsteller: Professor Bernhard Urbaszek).

Professor Matthias Oechsner,
Vizepräsident für Forschung

Die bewilligten Projekte stehen für exzellente Forschung, die wissenschaftlich anspruchsvoll ist und gleichzeitig gesellschaftlich relevante Fragen adressiert.

Bild: Katrin Binner

„Ich freue mich sehr über den Erfolg unserer Kolleginnen und Kollegen, die im Format LOEWE-Exploration eine Anschubfinanzierung für ihre Vorhaben erhalten und gratuliere den Antragstellerinnen und Antragstellern herzlich“, so Professor Matthias Oechsner, Vizepräsident für Forschung der TU. „Die bewilligten Projekte stehen für exzellente Forschung, die wissenschaftlich anspruchsvoll ist und gleichzeitig gesellschaftlich relevante Fragen adressiert. Sie demonstrieren eindrücklich, dass Forschende der TU mutig neue Lösungen vordenken, um innovative Fragestellungen an den Schnittstellen traditioneller Wissenschaftsdisziplinen gemeinsam zu bearbeiten – und unkonventionelle Wege mit dem Ziel verantwortungsbewusster Veränderungen für morgen beschreiten."

EK-Target: Gezielter elektrokinetischer Transport von Bakterien in porösen Medien durch Zellladungsbeschichtung

Ein gezielter Bakterientransport in porösen Medien wird einen transformativen Fortschritt für viele wissenschaftliche Disziplinen darstellen, darunter Medizin, Landwirtschaft, Hydrogeologie sowie viele industrielle und technische Bereiche. Dies kann zum Beispiel neue Wege bei der Biosanierung von kontaminierten Böden und Grundwasser, beim Medikamententransport in biologischem Gewebe und bei der bakteriengestützten Düngung eröffnen. „EK-Target“ verfolgt den Ansatz, durch die technische Gestaltung der Oberflächenbeschichtung von Bakterienzellen und die Anwendung multidirektionaler elektrischer Felder Bakterien effektiv zu mobilisieren. Die Bakterien könnten sich dann durch elektrische Felder, die außen an die porösen Medien angelegt werden, präzise steuern und lenken lassen.

Antragsteller: Professor Massimo Rolle, Institut für Angewandte Geowissenschaften, TU Darmstadt
Mitantragsteller: Dr.-Ing. Shelesh Agrawal, Institut IWAR, TU Darmstadt

Embedding the Past: Historische Quellen für KI zugänglich machen

Large Language Models (LLMs) verändern die Bedingungen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Diskurse. Besonders Forschungen zur Vor- bzw. frühen Moderne stehen vor großen Herausforderungen, da ihre Quellen und Sprachstände in kommerziellen Modellen stark unterrepräsentiert sind. Dies führt zu Halluzinationen, Intransparenz und Missbrauchspotential in der Vergangenheitsforschung. Das Projekt „Embedding the Past“ untersucht und entwickelt Methoden, um LLMs für die historische Forschung nutzbar zu machen. Zunächst werden multilinguale Embedding-Modelle hinsichtlich ihrer Eignung für vormoderne Sprachstände evaluiert und angepasst. Grundlage hierfür bildet ein Trainingskorpus, das über zwei Millionen Token aus lateinischen und mittelhochdeutschen kirchenrechtlichen Quellen sowie deren moderne Übersetzungen umfasst. Abschließend wird eine Applikation entwickelt, die Forschenden einen niederschwelligen Zugriff auf historische Quellen durch LLMs ermöglicht und so historische Texte in KI-gestützte Diskurse integriert.

Antragstellende: Technische Universität Darmstadt, Professor Michael Schonhardt und Professorin Andrea Rapp, Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz

Exziton-basierte technologische Anwendungen

Maßgeschneiderte Nanomaterialien für gezielte technologische Anwendungen waren schon immer ein Traum in den Materialwissenschaften. Mit dem Aufkommen der atomar dünnen und stapelbaren 2D-Materialien gibt es seit Kurzem eine Materialklasse, die dem sehr nahekommt. Im Vergleich zu herkömmlichen Halbleitern besitzen 2D-Materialien eine Reihe von überlegenen Eigenschaften, die weitgehend durch sogenannte Exzitonen dominiert sind. Diese binden negative Ladungen (Elektronen) und positive (sogenannte Löcher) zu neuen Quasiteilchen. Exziton-basierte technologische Bauelemente gelten als vielversprechende Alternative zu herkömmlichen elektronischen und spintronischen Bauteilen – allerdings bislang noch ohne konkrete Anwendung. Das Projekt „Exziton-basierte technologische Anwendungen“ zielt darauf, hochqualitative und elektrisch geschaltete Strukturen herzustellen, zu charakterisieren und deren technologische Anwendung zu etablieren. Die Vision der Forschenden ist es, den Weg zu einer neuartigen, atomar (ein Nanometer) dünnen und exziton-basierten Technologie zu ebnen.

Antragstellerin: Universität Marburg, Mitantragsteller: Professor Bernhard Urbaszek, Institut für Physik Kondensierter Materie der TU Darmstadt

Förderlinie „LOEWE-Exploration“

Die Förderlinie „LOEWE-Exploration“ im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) unterstützt seit 2021 neuartige, hoch innovative Forschungsideen mit 200.000 bis 300.000 Euro für zwei Jahre.

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HMWK/sip