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Liebe Leserinnen und Leser,

die Debatte ist alles andere als taufrisch, sie ist zäh, und sie ist eigentlich längst entschieden: Der Bologna-Prozess hat den Beginn seiner Probezeit weit hinter sich, die Bachelor-Master-Struktur an der TU Darmstadt ist wie andernorts inzwischen etabliert. Die mehreren tausend Erstsemester, die wir an unserer Universität zum Wintersemester herzlich begrüßen, werden sich selbst ein gründliches Urteil bilden – über die „Studierbarkeit“ und Attraktivität des Lehrangebots, über Leistungsniveaus und die Offerten, über den Tellerrand hinauszuschauen. Trotz berechtigter Kritik und vielleicht notwendiger Nachbesserungen im Detail sollte eines vermieden werden: die Studierenden mit düsteren Szenarien („Irrweg“, „alles formalisiert und bürokratisiert“, „Ende des kritischen Denkens“, „nicht akzeptierte Studienabschlüsse“) zu verunsichern.

Joachim Enders, Professor für Kernphysik an der TU Darmstadt, hat sich vor einiger Zeit in „Spiegel online“ mit erfrischender Verve gegen das Anti-Bologna- Genörgel eines Teils der Professorenschaft gewandt: Niemand hindere sie, Studienordnungen klug und kreativ zu reformieren und zu gestalten. Nicht jammern, sondern anpacken: „Wir sind nicht dazu gezwungen, über jedes noch so kleine Modul eine mehrstündige Klausur schreiben zu lassen. Hausaufgaben, aktive Mitarbeit, Redebeiträge können auch geeignete Prüfungsformen sein“, meint Enders. „Nicht jede Hausaufgabe, nicht jedes Praktikum, nicht jede Vorlesung muss direkt in die Endnote eingehen. Man kann attraktive Wahlpflichtbereiche schaffen, die den Studenten eigenverantwortliches und doch strukturiertes Studieren ermöglichen. Oft sind auch die Studienordnungen so beschaffen, dass alle Details genauestens geregelt sind. Das führt zu dramatisch kurzen Halbwertszeiten dieser Ordnungen.“

Es gebe durchaus genügend Spielraum, sodass auch ein Auslandssemester nicht zum Luxus werde: „Wer sitzt an den Kontaktstellen für Auslandsaufenthalte? Hochschullehrer und Hochschulmitarbeiter. Mit einer Reihe üblicher Partneruniversitäten kann leicht ein akzeptabler Plan ausgearbeitet werden, an dem sich die Studenten bei einem Auslandssemester orientieren können. Das setzt natürlich voraus, dass die Prüfungskommissionen nicht alles überreglementieren und nicht jedes Unterkapitel des heimischen Vorlesungsskripts von den Auslandsstudenten einfordern.“

Mögen die Positionen des 38-jährigen Professors die Debatte beleben und versachlichen – und die Studierenden ermutigen. Konkrete Beispiele für engagiertes Studieren in Zeiten von Bachelor und Master gibt es in dieser hoch³-Ausgabe reichlich.

Apropos Zeitung: Die hoch³ wie auch der Fortschrittsbericht 2008 der TU Darmstadt sind offenbar gern gesehen, denn sie haben nach einer Auswahl durch eine hochkarätige Expertenjury den Sprung auf die shortlist des Wettbewerbs „Econ Award Unternehmenskommunikation 2009“ geschafft. In der Sparte „Geschäftsbericht“ ist die TU Darmstadt mit ihrem Fortschrittsbericht in guter Gesellschaft mit Publikationen von Unternehmen wie Bertelsmann und Henkel, Vienna Airport oder WMF. In der Sparte „Magazin“ kann sich die TU Darmstadt mit der hoch³ neben den Publikationen von Deutsche Bahn, Bosch, T-Mobile, Vaillant und Volvo blicken lassen und das Finale im November gelassen abwarten.

Viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe.

Jörg Feuck, Chefredakteur

hoch³ 5/2009