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Liebe Leserinnen und Leser,

die erste Runde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern ist entschieden. Die Erwartungen der TU Darmstadt, in das Förderprogramm aufgenommen zu werden, haben sich leider nicht erfüllt. Dass die beiden von uns beantragten Exzellenzcluster MECAD (Intelligente Materialien) und AmbientWeb zwar die Endrunde erreichten, aber letztlich nicht bewilligt wurden, bedaure ich zutiefst.

Dennoch bleibt es dabei: Die Technische Universität Darmstadt will den wissenschaftlichen Wettbewerb, stellt sich ihm selbstbewusst und rechnet sich für die zweite Runde der Exzellenzinitiative Chancen aus. Dass wir im ersten Verfahren mit zwei Exzellenzclustern ins „Finale“ gekommen sind, ist ein nicht zu unterschätzender Erfolg. Die Förderung von Initiativen anderer Universitäten bedeutet nicht, dass unsere Cluster nicht leistungsstark sind. Auch das jüngste DFG-Ranking zeigt, dass die TU Darmstadt im Konzert der sehr guten Universitäten mithalten kann, in einigen Fächern teilweise sogar „erste Geige“ spielt, und dass sie insgesamt auf dem „richtigen“ Weg ist.

Ein Punkt, der in vielen persönlichen Begegnungen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unserer Universität eine große Rolle gespielt hat, ist mir besonders wichtig: Die intensiven Arbeiten für die Exzellenzinitiative haben gezeigt, wie groß die Bereitschaft zur interdisziplinären Kooperation ist. Ich habe ein anregendes, kreatives Klima verspürt, in dem neue Allianzen entstanden und übergreifende, hoch relevante wissenschaftliche Ideen und Projekte identifiziert und verabredet worden sind.

Zugleich sehe ich aber gerade jetzt erheblichen Kommunikationsbedarf: Wie wollen wir weiter vorwärts gehen? Welche Änderungsnotwendigkeiten werden gesehen? Gibt es konkrete Vorschläge für die Strukturentwicklung auf zentraler und dezentraler Ebene?

Um solche Fragen zu erörtern, habe ich kürzlich alle Universitätsmitglieder zu einer Premiere, zu einem Chat eingeladen. Für mich war dies eine neue Erfahrung und es war sehr interessant, welche Fragen gestellt und welche Kommentare geäußert wurden. Der Chat zeigt mir, dass wir auch weiterhin die interne Diskussion intensiv pflegen müssen, um das offensichtlich vorhandene Informationsbedürfnis zu befriedigen und die Bereitschaft zur gemeinsamen Entwicklung der TU Darmstadt zu nutzen.

Im Vorfeld haben Einige, die sich ansonsten nicht aktiv in den Wettbewerb durch eigenes Engagement einbrachten, sondern pauschale Kritik an der Wettbewerbsteilnahme äußerten, meine Überzeugungen zur Positionierung der Universität zu individueller Kritik genutzt: „Wenn diese Universität exzellent sein will, dann muss sie meine individuellen Wünsche berücksichtigen!“ Zwar kann man auch derartige Forderungen als erwünschte Beteiligung und persönliche Identifikation bewerten. Ich wünschte mir aber, dass diese Aspekte direkt in die Universitätsdiskussion eingebracht werden. Gerade die offene Gremienarbeit der TU Darmstadt und das Angebot von Veranstaltungen (z.B. Vorstellung der Anträge der TU in der 2. Runde) sollten noch offensiver genutzt werden.

Zu dieser internen Betrachtung kommt natürlich auch eine kritische Würdigung des nunmehr sehr kontrovers diskutierten Wettbewerbsverfahrens hinzu. Als Universität, die im Finale nicht „gesiegt“ hat, sollte man mit pauschalen Verunglimpfungen vorsichtig sein. Zugleich sind aber Äußerungen, die bereits die „Gewinner“ der zweiten Runde öffentlich benennen, zu brandmarken!

Ich finde, wir sollten den in der TU entstandenen Schwung nutzen, um unsere künftige strategische Ausrichtung noch klarer zu fassen. MECAD und AmbientWeb sind und bleiben Profil bildende Forschungsschwerpunkte und werden weiter gefördert. Die TU schwächt ihre Stärken nicht, sondern ent-wickelt sie weiter.

Es gibt keinen Grund, zu resignieren oder vorschnell Schuldige intern oder extern zu suchen. Als Präsident werde ich mein ganzes Engagement in die Weiterverfolgung der im Zuge des Wettbewerbs entwickelten Ideen stecken und gleichzeitig die weitere Entwicklung des Wettbewerbs aufmerksam verfolgen, um für unserer Technische Universität ein optimales Ergebnis zu erzielen. Ich danke von Herzen allen Mitgliedern der TU, die sich für die Bewerbung zur Exzellenzinitiative eingesetzt haben und weiter einsetzen. Und ich danke allen, die mit uns weiterfiebern und uns die Daumen drücken.

Johann-Dietrich Wörner, Präsident der TU Darmstadt

hoch³ 6/2006