Medienschau: TU-Professor Hannig zum Umgang mit Hochwasserkatastrophen

05.06.2024

Flüsse begradigen, den Himmel zähmen: Der Staat verspricht den Bürgern seit 200 Jahren, sie vor Naturkatastrophen zu schützen. Aber das reicht heute nicht mehr. Wie also umgehen mit den sich häufenden Naturkatastrophen?

Im aktuellen Gastbeitrag der ZEIT online „Rette sich, wer kann“ setzt sich Nicolai Hannig, Professor für Neuere Geschichte am Institut für Geschichte der TU Darmstadt, mit dem Thema Naturkatastrophen und deren Bewältigung auseinander. Basierend auf seinem Buch „Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800“ warnt Hannig vor einem Rückfall in die Präventionspolitik des 19. Jahrhunderts, gerade angesichts der jüngsten Hochwasserkatastrophen in Süddeutschland.

Hannig beschreibt, wie der bayerische Staatsreformer Maximilian von Montgelas zu Beginn des 19. Jahrhunderts Hochwasserschutzmaßnahmen als Symbol staatlicher Fürsorge etablierte. Damals wurden Flüsse begradigt und Schutzwälle errichtet, begleitet von großer öffentlicher Aufmerksamkeit. Dieses historische Beispiel führt er an, um auf die Risiken einer rein technischen Prävention hinzuweisen, die den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wird.

Trotz hoher Investitionen in den Hochwasserschutz und die Vorsorge gegen weitere Naturgefahren wie Dürren und Erdrutsche, könne Leid und Zerstörung nicht vollständig verhindert werden, so Hannig. Er kritisiert, dass die gegenwärtige Vorsorgepolitik Gefahr laufe, sich an überholten Methoden zu orientieren, während der Klimawandel immer gravierendere Auswirkungen zeige. Hannig plädiert für eine moderne Präventionspolitik und Resilienzstrategien, die langfristige Lösungen bieten und die Bevölkerung nicht nur in Sicherheit wiegen, sondern tatsächlich schützen. eml