Medienschau: TU-Konfliktforscher Göttsche über Gefahren nach US-Angriff gegen Iran

Interview mit der „Frankfurter Rundschau“

2025/06/30

Die US-Luftangriffe gegen den Iran waren nach Ansicht des TU-Konfliktforschers Professor Malte Göttsche möglicherweise kontraproduktiv für das Ziel, Teheran vom Bau einer Atomwaffe abzuhalten. „Durch die Bombardements wurde im besten Fall das iranische Nuklearprogramm um einige Zeit zurückgeworfen“, sagte Göttsche im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ (FR). „Aber im Gegenzug ist es wahrscheinlicher geworden, dass der Iran eine Entscheidung für die Atombombe treffen könnte.“ Dies sei auch die überwiegende Ansicht von Nuklearexperten.

Vor dem Krieg habe der Iran vermutlich nicht das Ziel gehabt, eine Atomwaffe zu bauen, erklärte der Wissenschaftler, der am Fachbereich Physik der TU Darmstadt unter anderem zur Abrüstung von Kernwaffen forscht. Schließlich habe das Land bis zu dem US-Angriff mit Inspekteuren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) kooperiert, und es habe zumindest seit 2004 keine Hinweise gegeben, dass es die Entwicklung einer Atomwaffe beschlossen habe. Nun würden „die Karten vollständig neu gemischt“. Es sei nicht bekannt, wie lange der Iran bräuchte, um zumindest kleinere Atomanlagen neu aufzubauen, und ob es womöglich geheime Anlagen gebe. „Wir befinden uns im Dunkeln“, sagte Göttsche der FR. „Der Iran wird jetzt eine Blackbox.“

Göttsche hat seit Juni vergangenen Jahres eine neu geschaffene Professur für naturwissenschaftliche Friedensforschung inne, die gemeinsam von der TU Darmstadt und dem PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung im Rahmen des Verbundprojekts „Cluster für Natur- und Technikwissenschaftliche Rüstungskontrollforschung“ (CNTR) eingerichtet wurde. mih