Neu an der TU: Professorin Yvonne Späck-Leigsnering

Kooperationsprofessorin am FB 18

2025/07/09

Seit dem 1. Juli ist Yvonne Späck-Leigsnering Kooperationsprofessorin für „Rechnergestützte Elektromagnetische Verträglichkeit“ am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik. Die Wissenschaftlerin, die 2019 an der TU Darmstadt promovierte, ist seit 2022 unabhängige Nachwuchsgruppenleiterin der Forschungsgruppe „Quasistatics in Computational Engineering (QuinCE)“ am TU-Fachgebiet „Theorie Elektromagnetischer Felder (EMFT)“. Zudem leitet sie seit 2023 das Simulationsteam in der Abteilung ME/EMC der Robert Bosch GmbH.

Im Dezember 2023 wurde Späck-Leigsnering von der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring für ihren Beitrag zum Aufbau eines zukünftigen Energieverteilungssystems für erneuerbare Energien ausgezeichnet und zum Werner-von-Siemens-Fellow ernannt. Diese Anerkennung ihrer Forschungstätigkeit nennt sie als ihren bislang wichtigsten wissenschaftlichen und beruflichen Meilenstein. In der aktuellen Folge von „Ring der Zukunft“, dem Podcast der Stiftung, gibt Späck-Leigsnering Einblicke in ihre Rolle als Brückenbauerin zwischen wissenschaftlicher Forschung und Anwendung in der Industrie.

Auch wir haben Yvonne Späck-Leigsnering zum Start ihrer Professur an der TU Darmstadt einige Fragen gestellt:

Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende?

Elektrische Geräte sind heute überall in unserem Alltag. Als Leiterin des Simulationsteams in der Abteilung für Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) bei Bosch und Kooperationsprofessorin beschäftige ich mich mit meinem Team damit, dass sich diese Geräte nicht gegenseitig stören. Das klingt vielleicht erstmal nüchtern, ist aber manchmal echte Detektivarbeit! Wer sich schon mal gefragt hat, wie ein Induktionskochfeld oder eine Mikrowelle von innen aussieht – oder gerne eBike fährt– ist bei unseren Themen genau richtig.

Die Simulation ist dabei ein wichtiges Werkzeug: Sie ermöglicht uns, in die Geräte quasi hineinzuschauen und elektromagnetische Felder sichtbar zu machen. Die Kunst und die Essenz meiner Forschung ist es, das komplexe elektromagnetische Verhalten herunterzubrechen und möglichst einfach mathematisch zu modellieren. So können wir Zusammenhänge verstehen und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen das EMV-Verhalten komplexer Produkte optimieren.

An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?

EMV ist niemals Selbstzweck – im Mittelpunkt steht immer ein Produkt, das elektromagnetisch verträglich sein muss. Das kann vom winzigen Sensor bis zur riesigen HVDC-Converter-Station reichen. Als Feldtheoretikerin beschäftige ich mich, wie wir alle in der Elektrotechnik, mit den Maxwell‘schen Gleichungen – eine universelle Basis seit mehr als 150 Jahren.

In meiner Position bei Bosch erlebe ich täglich, wie bereichernd und wichtig der fachübergreifende Austausch ist. Wir arbeiten z.B. eng mit Maschinenbauingenieurinnen und -ingenieuren zusammen, wenn es um den Einfluss von Gehäusedesign auf das EMV-Verhalten geht, entwickeln mit Informatikerinnen und Informatikern neue Simulationstools und nutzen Machine-Learning-Methoden. Als Feldtheoretikerin bewege ich mich dabei quasi wie eine Übersetzerin zwischen den verschiedenen technischen Disziplinen – das macht die Arbeit besonders spannend!.

In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?

In der Biologie und besonders im botanischen Garten, den ich sehr liebe! Ich bewundere die Geduld, Akribie und vermutlich auch die Demut, die man bei natürlichen, nicht-technischen Systemen mitbringen muss.

Wenn ich heute Studentin wäre, würde ich …

… mich auf jeden Fall wieder in der Fachschaft engagieren! Das hat mir damals nicht nur Spaß gemacht, sondern ich habe dabei auch viel über politische Prozesse gelernt. Falls möglich, würde ich unbedingt ins Ausland gehen – diese Erfahrung prägt fürs Leben. Was ich heute anders machen würde? Mir generell mehr Zeit nehmen, etwa für eine längere Wanderung durch die Alpen, statt direkt in die Promotion zu starten. Und ich würde definitiv die Lehrenden herausfordern, wenn es um den Einsatz von KI im Studium geht – da haben dieStudierenden heute zu Recht hohe Erwartungen!

Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist …

… Klettern in der fantastischen DAV-Kletterhalle in Darmstadt, am liebsten am lauen Sommerabend an unserer tollen Außenwand (Grüße gehen raus!) oder Zeit mit der Familie in der Natur zu verbringen. pb