Mit neuen Technologien den Straßenverkehr sicherer machen
Interview mit Professor Tran Quoc Khanh zum bevorstehenden internationalen Symposium zu automobiler Lichttechnik
19.09.2025
Anfang kommender Woche startet in Darmstadt das 16. International Symposium on Automotive Lighting (ISAL) mit 48 Ausstellern und etwa 700 Expert:innen aus Forschung, Industrie und Regulierungsbehörden, die zu engem Austausch über neueste Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung zusammenkommen.

Im Fokus der Veranstaltung stehen Themen wie licht-basierte Kommunikation zwischen autonom fahrenden Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern, Blendung im Straßenverkehr, Scheinwerferdesign und intelligente pixel-basierte Lichtfunktionen. Ausrichter ist das Fachgebiet für Adaptive Lichttechnische Systeme und Visuelle Verarbeitung der TU Darmstadt. Wir haben vorab mit Fachgebietsleiter Professor Tran Quoc Khanh über das Symposium und die Perspektiven des Themenfelds Lichttechnik gesprochen.
Herr Khanh, welche besonderen Impulse erwarten Sie von der ISAL? Welche Neuerungen und Trends in Forschung und Entwicklung zeichnen sich im Bereich Automotive-Lichttechnik ab?
erwarte ich entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung der automobilen Lichttechnik. Besonders im Fokus stehen intelligente, pixel-basierte Lichtsysteme, die es ermöglichen, die Sichtbarkeit sowohl für den Fahrer als auch für Kamerasysteme zu erhöhen und so mehr Sicherheit auf die Straße zu bringen. Hinzu kommt die licht-basierte Kommunikation, die im Zusammenhang mit automatisiertem Fahren immer wichtiger wird. Fahrzeuge können künftig über Lichtsignale mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Fahrradfahrern und Motorradfahrern interagieren, wenn die direkte Kommunikation zwischen Fahrern entfällt. Von der ISAL 2025
Ebenso gehören die Reduktion von Blendung und die Verbesserung der Sichtbarkeit in komplexen urbanen Umgebungen zu den zentralen Themen, um Verkehrsunfälle zu vermeiden. Darüber hinaus erwarte ich Fortschritte bei der Integration von Sensorik, Navigationsdaten und künstlicher Intelligenz, sodass Lichtsysteme vorausschauend agieren und sich selbstständig anpassen können.
Das ISAL findet seit 30 Jahren statt – was hat sich seit 1995 im Bereich Automotive-Lichttechnik getan? Was waren Meilensteine?
Die letzten drei Jahrzehnte waren von tiefgreifenden Veränderungen geprägt. In den 1990er-Jahren setzte Xenonlicht neue Maßstäbe in Helligkeit und Reichweite. Wenig später begann die LED-Revolution: Auf der ISAL 2007 wurde der erste Voll-LED-Scheinwerfer für den Audi A8 vorgestellt, ein Schritt, der die Automobilbeleuchtung grundlegend verändert hat. Mit der Einführung des Laserlichts ab 2014 konnte die Reichweite nochmals wesentlich gesteigert werden. Aktuelle LEDs stehen dem jedoch in nichts nach. Besonders prägend war außerdem die Entwicklung des Adaptive Driving Beam (ADB), der mithilfe von Sensorik (z.B. hochaufgelöste Kameras), die Lichtverteilung dynamisch anpasst und andere Verkehrsteilnehmer gezielt ausblendet. Heute markieren hochauflösende Pixel-Lichtsysteme den nächsten Entwicklungsschritt und eröffnen eine neue Dimension von Funktionalität, Kommunikation und Sicherheit im Straßenverkehr.
Welchen Beitrag leistete und leistet Ihr Fachgebiet zu diesen Entwicklungen?
Unser Fachgebiet hat viele dieser Entwicklungen wissenschaftlich begleitet und aktiv mitgestaltet. Wir haben neue Lichtfunktionen nicht nur im Labor erforscht, sondern auch in Feldtests unter realen Bedingungen erprobt und ihre sicherheitsrelevanten Vorteile nachgewiesen. Ein Schwerpunkt liegt auf der industrienahen Forschung: Gemeinsam mit unseren Partnern (Automobilhersteller, Zulieferer) entwickeln wir Prototypen, die später in Serie gehen können. Ebenso engagieren wir uns in der internationalen Normungsarbeit, um Lichtfunktionen am Fahrzeug technisch und ergonomisch einheitlich im internationalen Maßstab zu gestalten. Nur so können Innovationen wie LED- oder Laserscheinwerfer, ADB oder neue adaptive Funktionen (wie adaptives Tagesfahrlicht und adaptive Heckleuchten) tatsächlich in den Markt eingeführt werden.
Unser Ziel ist es, durch Forschung und Regelwerksarbeit dafür zu sorgen, dass neue Technologien den Straßenverkehr sicherer machen. Deutschland soll die führende Nation für Transportmittel (PKW, LKW, Busse, Flugzeuge) sein und bleiben, daher ist der Beitrag der Forschung zur Vorentwicklung und zur produkt-nahen Technologieentwicklung auf diesem Gebiet sehr wichtig.
Ihr Forschungsgebiet ist ein gutes Beispiel für engen Austausch, den xchange zwischen Forschung und Wirtschaft. Wie profitieren beide Seiten von dieser Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit ist für beide Seiten von großem Nutzen. Unternehmen profitieren von wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, die technologische Risiken frühzeitig aufzeigen und Innovationen absichern. Gleichzeitig stellen wir eine Schmiede für neue intelligente Systeme dar, und wir gewinnen als Forschungseinrichtung direkten Zugang zu aktuellen Fragestellungen und Prototypen und bieten eine Plattform, auf der praxisnahe Forschungsergebnisse schnell in konkrete Anwendungen übertragen werden. Als die weltweit führende universitäre Forschungs-und Bildungsstelle bilden wir hier in Darmstadt qualifizierte Absolventen aus, um das Forschungsniveau und Innovation in Deutschland langfristig abzusichern. sip/mih