Gesprächsreihe zeigt Wege für eine zukunftsfähige Demokratie
Veranstaltung des Wissenschaftsministeriums an der TU Darmstadt zu Gast
2025/09/26
Die Demokratie steht unter Druck: Emotional aufgeladene Meinungsverschiedenheiten gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Rechtsautoritäre Strömungen stellen demokratische Grundregeln in Frage. Wie bleibt unsere Demokratie trotz allem zukunftsfähig? Diese Frage stand am Mittwochabend auch im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe von „Demokratieforschung im Dialog“, einer Gesprächsreihe des hessischen Wissenschaftsministeriums zum direkten Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern. Sie war diesmal an der TU Darmstadt zu Gast. Wissenschaftsminister Timon Gremmels diskutierte mit den Forschenden Professor Christian Stecker, Professor Dirk Jörke, Professorin Michèle Knodt und Sina Wensing. Die Moderation übernahm Dr. Patrick Honecker, Chief Communication Officer der TU Darmstadt.
„Freie Wissenschaft und Forschung haben eine besondere Bedeutung für die Demokratie. Sie stellen gesicherte, nachvollziehbare Fakten als Basis für Diskussionen und Entscheidungen bereit und enttarnen Fake News. Sie legen Probleme offen, analysieren gesellschaftliche oder soziale Ungleichheit und ermitteln Hürden, die Menschen davon abhalten, sich politisch engagieren zu können. Und: Wissenschaft bringt Menschen in Austausch sowie sachliche Argumente in verschiedene Kontexte. Um unsere Demokratie zukunftsfähig zu halten, ist es also auch Aufgabe der Politik, gute Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre zu schaffen und gegen Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit konsequent vorzugehen“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels.
Professor Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt betonte: „Hochschulen sind Orte für Demokratie. Durch wissenschaftliche Impulse, gelebten xchange und engagierte Studierende tragen wir bei zu einer lebendigen Demokratie. Wissenschaft bietet Evidenz, zeigt Perspektiven und eröffnet neue Lösungsräume für notwendige Veränderungen. Als Universität sind wir nicht nur Forschungsort, Lehr- und Lernort, und Arbeitsort, wir sind vor allem auch ein pluraler Diskursraum. Diesen Raum für Diskurs müssen wir gemeinsam offenhalten. Es ist an uns, uns starkzumachen für eine starke Wissenschaft als Grundlage einer zukunftsfähigen Demokratie.“
Professor Christian Stecker, Leiter des Arbeitsbereichs „Politisches System Deutschlands und Vergleich politischer Systeme“ am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt, machte darauf aufmerksam, dass sich unter jungen Erwachsenen eine zunehmende Schere in der politischen Beteiligung auftue: „Menschen mit Abitur gehen deutlich häufiger wählen als Menschen ohne Abitur. Dieser Unterschied ist viel größer als noch vor 30 Jahren und eine tickende Zeitbombe für die Demokratie." Ausmaß, Ursachen und mögliche Lösungen für diese Diskrepanz gelte es im Rahmen des vom HMWK initiierten Forschungsprojekts „Hessen-Monitor“ zu erforschen.
Die Teilnehmenden der Runde waren sich einig, dass unsere Demokratie über starke Institutionen und ein hohes Maß an Rechtssicherheit verfügt. Um langfristig resilient zu bleiben, braucht es aber mehr politische Bildung, transparente Kommunikation und echte Beteiligungsmöglichkeiten – besonders für junge Menschen. Ein Beispiel dafür ist die Wahlbeteiligung. Sie wird oftmals als einzige Kenngröße herangezogen. Die Demokratieforschung zeigt aber, dass auch politische Bildung, soziale Teilhabe oder institutionelles Vertrauen wichtige Einflussfaktoren für die demokratische Stabilität sind. Somit braucht es politische Bildung, die früh ansetzt und kritisches Denken fördert, transparente und handlungsfähige Institutionen sowie echte Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger. Außerdem ist eine demokratische Streitkultur wichtig, die Vielfalt zulässt und extremistischen Tendenzen entschlossen entgegentritt.
Die neue Gesprächsreihe des Hessische Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) bringt Wissenschaft und Politik mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen, um Perspektiven für eine lebendige, resiliente Demokratie aufzuzeigen und die vielfältige Landschaft der Demokratieforschung in Hessen zu zeigen. Sie ist Teil des Programms „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ des hessischen Wissenschaftsministeriums. In sechs Förderlinien stärkt es die Vernetzung hessischer Akteure sowie starke Demokratieforschung mit großem Transferpotenzial. Das Programm beinhaltet auch einen Promotionspreis, eine regelmäßige Tagung sowie die Paulskirchen-Professur für Demokratieforschung.
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Informationen zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussionsrunde:
Professor Christian Stecker leitet seit August 2021 den Arbeitsbereich „Politisches System Deutschlands und Vergleich politischer Systeme“ am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt. Er ist Co-Sprecher in der Förderlinie Hessen-Monitor im Projekt „Demokratische Zustände in Hessen“.
Professorin Michèle Knodt ist Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt. Sie leitet dort den Lehrstuhl für „Vergleichende Analyse politischer Systeme und Integrationsforschung“ und ist seit 2019 zudem geschäftsführende Direktorin des Instituts. Sie arbeitet ebenso in der Förderlinie Hessen-Monitor im Projekt „Demokratische Zustände in Hessen“.
Professor Dirk Jörke ist Professor am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt. Er lehrt im Arbeitsbereich Politische Theorie und Ideengeschichte. Zuvor war er DFG Heisenberg Stipendiat und tätig an der Universität Greifswald. Er ist in der Förderline Hessischer Forschungsverbund am Projekt „Herausforderungen der Demokratie in Zeiten ihrer Regression: Zeiten, Räume und Diskurse (Akronym: DemoReg)“.
Sina Wensing studiert Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften als Joint Bachelor of Arts an der TU Darmstadt und ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Dr. Patrick Honecker ist Chief Communication Officer und Mitglied des erweiterten Präsidiums der TU Darmstadt. Er leitet dort den Bereich Strategische Wissenschaftskommunikation und Markenführung. HMWK