LOEWE-Zentrum emergenCITY geht in die zweite Phase

Land fördert Forschungsverbund unter Federführung der TU weiter

05.12.2023

Das Darmstädter LOEWE-Zentrum emergenCITY wird weiter vom Land Hessen gefördert und erhält für das Jahr 2024 insgesamt rund fünf Millionen Euro Projektmittel. Das haben die Gremien des LOEWE-Forschungsförderprogramms des Landes entschieden. Der interdisziplinäre Forschungsverbund unter Federführung der TU Darmstadt erkundet seit 2020 mit seitdem insgesamt fast 17,5 Millionen Euro Unterstützung aus LOEWE, wie Städte besser durch Krisen und Katastrophen kommen und sich auf der Basis von Informations- und Kommunikationstechnologie schnell wieder stabilisieren können.

Die Forschenden am LOEWE-Zentrum „emergenCITY“ erarbeiten Lösungen, die in Krisenfällen einen Notbetrieb sicherstellen und schnelle Hilfe und die Rückkehr zur Normalität ermöglichen sollen.

„Nachdem es in Deutschland über Jahrzehnte keine großen, existenziellen Krisen gab, haben wir in den vergangenen Jahren mit Pandemie, Kriegsgefahr, drohender Probleme in der Energieversorgung oder auch Hacker-Angriffen auf Kommunen erlebt, wie verwundbar unsere Infrastrukturen sind“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Mit emergenCITY haben die TU Darmstadt, die Universität Kassel und die Philipps-Universität Marburg ein Forschungszentrum ins Leben gerufen, das bundesweit eine profilierte Vorreiterrolle innehat.“

„Das LOEWE-Zentrum emergenCITY stellt die Vernetzung zwischen Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung erfolgreich und in herausragender Weise her“, so der LOEWE-Programmbeiratsvorsitzende Professor Dr. Stefan Treue. „Bei der Zwischenevaluierung im Herbst 2023 hat sich einmal mehr erwiesen, wie wichtig dieser Brückenschlag im Bereich der Krisenvorsorge ist“.

Über die weitere Finanzierung des Zentrums in den Jahren 2025 und 2026 entscheiden die LOEWE-Gremien im Herbst 2024.

Wie können unsere Städte in Krisen und Katastrophen besser funktionieren?

Forschen für den Katastrophenfall: Das Reallabor „eHUB“ von emergenCITY auf dem TU-Campus Lichtwiese.
Forschen für den Katastrophenfall: Das Reallabor „eHUB“ von emergenCITY auf dem TU-Campus Lichtwiese.

2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben, nach rund 30 Prozent in 1950 und 50 Prozent in 2010. Sie nutzen vermehrt Informations- und Kommunikationstechnologie, damit zum Beispiel Energie, Verkehr, Gesundheit, Staat und Verwaltung effizient bleiben. Dadurch nimmt die Abhängigkeit von diesen Systemen stetig zu, die durch Naturereignisse, menschliches und technisches Versagen sowie Gewalt und Terror gefährdet sind. Das LOEWE-Zentrum „emergenCITY“ erarbeitet Lösungen, die in Krisenfällen einen Notbetrieb sicherstellen und schnelle Hilfe und die Rückkehr zur Normalität ermöglichen sollen. Wissenschaftlicher Koordinator ist Professor Dr.-Ing. Matthias Hollick, Geschäftsführerin Katharina Kleinschnitger.

In emergenCITY werden in den Programmbereichen Stadt und Gesellschaft (SG), Information (INF), Kommunikation (KOM) sowie Cyber-Physische Systeme (CPS) Lösungen erarbeitet und im emergenCITY-Lab (LAB) sowie den dort verorteten Missionen validiert. Die Verstetigungsphase von emergenCITY erweitert den Forschungsfokus auf den Umgang mit komplexen Krisen/Polykrisen, d.h. multiplen schwerwiegenden Krisen, die gleichzeitig und überlagert stattfinden und massive Auswirkungen auf die betrachteten sozio-technischen Systemen haben. Gleichzeitig wird die Erhöhung der Resilienz für den Normalbetrieb in hochgradig vernetzten Systemen unter hohen Unsicherheiten untersucht, um eine höhere Anpassungsfähigkeit technischer Systeme für einen volatilen Alltag zu ermöglichen.

emergenCITY ist als interdisziplinäre und standortübergreifende Kooperation organisiert, an der die Partneruniversitäten Technische Universität Darmstadt, Universität Kassel und Philipps-Universität Marburg beteiligt sind. Insgesamt 31 Professorinnen und Professoren aus den Disziplinen Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Architektur, Wirtschaftswissenschaft sowie Rechtswissenschaft an diesen Universitäten tragen zu emergenCITY bei. Darüber hinaus sind die assoziierten Partner das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das DLR-Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen sowie die Stadt Darmstadt eng in das Zentrum eingebunden.

Was ist LOEWE?

Das 2008 aufgelegte hessische Exzellenzprogramm LOEWE fördert in fünf Förderlinien hervorragende Forschungsprojekte, hochinnovative Forschungsideen und exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Seit 2008 wurden bereits 16 LOEWE-Zentren, 72 LOEWE-Schwerpunkte sowie 369 LOEWE-KMU-Verbundvorhaben zur Förderung ausgewählt. Mittlerweile haben sieben Forschende den Ruf auf eine LOEWE-Start-Professur angenommen, elf Forschende wurden auf LOEWE-Spitzen-Professuren berufen. 32 LOEWE-Explorationsprojekte profitieren aktuell von einer Förderung.

An der TU Darmstadt werden gegenwärtig ein LOEWE-Zentrum und fünf LOEWE-Schwerpunkte gefördert. Zudem ist die TU Darmstadt an zwei weiteren LOEWE-Schwerpunkten beteiligt. In der aktuellen Runde (Start 1. Oktober 2023) der Förderlinie „LOEWE-Exploration“ werden vier TU-Forschungsvorhaben gefördert. Vier Forschende der TU Darmstadt haben LOEWE-Spitzen-Professuren inne, zwei Forschende der Universität LOEWE-Start-Professuren.

Insgesamt hat das Land Hessen für das LOEWE-Programm seit dessen Start knapp 1,14 Milliarden Euro bereitgestellt. Hinzu kommen von den LOEWE-Zentren, -Schwerpunkten und -Professuren eingeworbene Drittmittel in Höhe von mehr als 1,4 Milliarden Euro bis einschließlich 2022 und speziell in der Förderlinie KMU-Verbundvorhaben Eigenmittel von Unternehmen in Höhe von rund 91,5 Millionen Euro.

HMWK/emergenCITY/mih