Klimaneutrale Produktion für nachhaltige Industrie

LOEWE-Transfer-Professur für TU-Professor Matthias Weigold

26.03.2024

Professor Matthias Weigold von der TU Darmstadt erhält eine der vier ersten, neu vom Land Hessen eingerichteten LOEWE-Transfer-Professuren. Die Professur „Klimaneutrale Produktion“ wird über fünf Jahre gefördert, beantragt wurde eine Fördersumme von knapp einer Million Euro. Ziel des Pilotprojekts Transferprofessur ist es, Forschungsergebnisse und Innovationen aus dem Themenspektrum der Energie- und Ressourceneffizienz sowie Energieflexibilität gezielt an die Industrie, die wissenschaftliche Gemeinschaft, Studierende, politische Entscheidungsträger:innen und die Zivilgesellschaft zu vermitteln.

Professor Matthias Weigold

TU-Präsidentin Professorin Tanja Brühl gratulierte Weigold herzlich zu der Auszeichnung. Der Wissenschaftler stehe für exzellente Forschung, die er äußerst überzeugend in die Anwendung bringe, sagte sie. „Diese Förderung gibt unserem Darmstädter Ansatz von xchange for innovation Rückenwind: Im Austausch mit unseren Partner:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik entwickeln wir transformative Lösungen, die wir gelingend anwenden“, betonte Brühl. „Ich bin überzeugt, mit Umsetzung der im Rahmen der LOEWE-Transfer-Professur ‚Klimaneutrale Produktion‘ geplanten Maßnahmen entstehen prägende Beiträge für nachhaltige Produktionsprozesse in der Breite der industriellen Anwendung.“

„Das hilft uns, das Thema Transfer/xchange auf das nächste Level zu bringen und gibt auch Rückenwind für unsere Bewerbung beim Leuchtturmwettbewerb Startup Factories des Bundeswirtschaftsministeriums. Das HIGHEST-Team und ich freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, sagte Harald Holzer, Geschäftsführer von HIGHEST, dem Innovations- & Gründungszentrum der TU Darmstadt.

Im Rahmen der deutschen und europäischen Klimaschutzstrategie spielt der Industriesektor eine besondere Rolle. Mit einem Verbrauch von rund 30 Prozent der bereitgestellten Endenergie im Jahr 2022 in Deutschland birgt die Industrie ein immenses Potential zur Einsparung von Energie und kann somit einen erheblichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Zudem wurden 2022 etwa 22 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen durch den Industriesektor verursacht.

Vor diesem Hintergrund und auf Grund von Auflagen und internen Unternehmenszielen, mittelfristig klimaneutral zu werden, steht die Industrie vor der Herausforderung, ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier setzt das Team um Professor Matthias Weigold an, den Leiter des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (Fachbereich Maschinenbau) an der TU Darmstadt. Im Rahmen der neuen LOEWE-Transfer-Professur „Klimaneutrale Produktion“ werden die Forschenden daran arbeiten, Wissen und Innovationen aus dem Bereich Energie- und Ressourceneffizienz sowie Energieflexibilität zur Verfügung zu stellen.

Unabhängige und kompetente Unterstützung

Langfristig verfolgt die Professur das Ziel, Forschung und Transfer zu betreiben, um ein Kompetenzzentrum aufzubauen und zu etablieren, das Unternehmen in Deutschland auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion unabhängig und kompetent unterstützt. Zentral ist neben innovativer Forschung auch die Vermittlung der Ergebnisse. Das Kompetenzzentrum wird in der Lehre die Themen an Studierende weitergeben sowie weitere Interessengruppen qualifiziert und öffentlichkeitswirksam informieren.

Die Aktivitäten der Transfer-Professur werden sich über verschiedene Teilsysteme und -aspekte erstrecken, von den verwendeten Werkstoffen über ganze Prozessketten bis hin zur Gestaltung von Unternehmensstrategien. Dabei wird der Ansatz verfolgt, über Maßnahmen zur Transparenzschaffung, Reduktion, Substitution und Kompensation des Ressourcenverbrauchs die negativen Klimawirkungen der industriellen Produktion abzuschwächen. Der ideale Ausgangspunkt dafür ist die bereits existierende Forschungs- und Lernfabrik ETA-Fabrik der TU Darmstadt. Rund 240.000 Euro der Fördersumme sollen im Ausbau von deren Infrastruktur zur klimaneutralen Produktionsstätte fließen, etwa durch Errichtung eine Photovoltaik-Anlage, Nutzung von Geothermie und Fassadenbegrünung.

Die ETA-Fabrik bietet auf Grundlage einer realen Produktionsprozesskette inklusive vernetzter Gebäudeinfrastruktur vielfältige Forschungs- und Lernmöglichkeiten zum Thema Energieeffizienz, Energieflexibilität und Ressourceneffizienz in der Industrie und kann auf eine Reihe prominenter Kooperationspartner aus der Industrie verweisen. Seit der Eröffnung im Jahr 2016 sind mit der ETA-Solutions GmbH und der etalytics GmbH bereits zwei innovative und erfolgreiche Ausgründungen aus der ETA-Fabrik hervorgegangen. Durch zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen und Workshops wurden bereits mehr als 750 Personen aus Industrie und Verbänden rund um die Themen Energieeffizienz, Energieflexibilität und Ressourceneinsatz in der Produktion geschult und dienen so als Multiplikator:innen für Energieberater und kleine und mittlere Unternehmen.

LOEWE-Transfer-Professur

In einem Pilotprojekt will das Land Hessen mit LOEWE-Transfer-Professuren Leistungen jenseits der Grundlagenforschung sichtbarer honorieren und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis beschleunigen. Das Format unterstützt Professorinnen und Professoren an den hessischen Hochschulen, anwendungsnahe Forschungsergebnisse im Austausch mit Partner:innen aus der Praxis so gezielt und bedarfsorientiert weiterzuentwickeln, dass sie erfolgreich zur Lösung gesellschaftlicher, kultureller oder wirtschaftlicher Fragestellungen beitragen. Die Fördersumme beträgt bis zu einer Million Euro zur Ausstattung einer Professur für fünf Jahre. Die Ausschreibung war zunächst einmalig und themenoffen. Eine hochkarätig besetzte Kommission aus nationalen Expertinnen und Experten hatte die Anträge bewertet. Die ersten vier Transfer-Professuren gingen neben der TU Darmstadt an die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Hochschule Geisenheim University und die Technische Hochschule Mittelhessen.