»Imagined Homeland«
In der volkstümlichen Sage der indigenen tibeto-burmesischen Lisu-Gemeinschaft hatte eine Flut die Waisengeschwister Lecha und Secha aus ihrem Dorf in den Bergwäldern mitgerissen. Allein reisten sie jahrelang auf der Suche nach Überlebenden. Da keine anderen aufzufinden waren, baten sie schließlich Gott um die Erlaubnis, Mann und Frau zu werden. Dieser Volksglaube enthält alle archetypischen Merkmale, die auch heute noch bei den Lisus nachhallen – Not, Einsamkeit und die Suche nach Zugehörigkeit. Die nordindische Minderheit lebt im unzugänglichen Dschungel des Namdapha-Nationalpark und Tiger Reservat (NNP), circa 150 Kilometer von der nächstgelegenen Stadt Miao entfernt. Die Gründung des Nationalparks durch die indische Regierung ohne Einbeziehung der Lisu im Jahr 1983 führte zu einer jahrzehntelangen Marginalisierung der Lisu.
Sharbendu De
Sharbendu De wurde 1978 in Indien geboren. Er lebt und arbeitet in Neu-Delhi, Indien.
Trotz aller Widrigkeiten leben sie symbiotisch mit der Natur und genießen deren Geheimnisse als autarke Gemeinschaft. Sie wollen einen Ort finden, an dem Mythos und Moderne zusammenleben können, ohne ihre Kultur aufzugeben: Den Wald als ihr Zuhause zu verlieren, wäre unvorstellbar.
»In meiner siebenjährigen Arbeit (2013-19) über die Lisu-Gemeinschaft habe ich Anleihen bei der Traumsymbolik und dem magischen Realismus gemacht und meine Praxis auf ethnografische Recherchen, umfangreiche Feldarbeit, journalistische Prozesse, volkstümliches Brauchtum und eine poetische Ästhetik gestützt, um ihre Gefühle und ihre Beziehung zur Natur – die immateriellen Kulturgüter, die sie definieren und von den urbanen hyperkapitalistischen Gesellschaften unterscheiden – sensorisch zu erfassen. Durch kreative kollaborative Vorstellungskraft untergräbt ›Imagined Homeland‹ den kolonialen paternalistischen Blick und verschiebt die Grenzen der Vorstellungskraft. Dabei plädiert sie für eine Sichtweise jenseits des Anthropozentrismus und dient als Aufforderung an das städtische Publikum, zum Zusammenleben mit der Natur zurückzufinden.« (Sharbendu De, *1978 in Indien)
Interview mit Sharbendu De
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