Kunst, Wissenschaft und die Menschen

Wissenschaft und Kunst, das Nüchterne und das Kreative – wie geht das zusammen? Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Verbindung ist seit der Antike angelegt: Die Göttin Athene hatte im Olymp diese beiden »Ressorts« inne. Im Jahr 2016 schuf die TU Darmstadt – die übrigens die vielseitige Athene im Wappen führt – mit der Gründung eines Kunstforums. Unter der Leitung von Julia Reichelt, M.A. ist ein Ort für interdisziplinären Austausch entstanden, der das Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft fördert.

Seitdem hat das Kunstforum seinen Platz im ehemaligen Zeichensaal für Ornamentik im Alten Hauptgebäude. Es bietet mit Ausstellungen und interdisziplinären Veranstaltungen eine attraktive Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Universität und Gesellschaft. Für den Jahresbericht der TU Darmstadt 2024 wurde Julia Reichelt interviewt.

Interview mit Julia Reichelt

Bild: Klaus Mai

Julia Reichelt

Julia Reichelt, M.A. ist seit 2016 Leiterin des Kunstforums der TU Darmstadt.

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Der Fokus liegt auf der Verbindung von Kunst und Wissenschaft: unser Alleinstellungsmerkmal! Hier sind wir einzigartig und Vorreiterin in Deutschland. In vielen anderen Ländern gehört Kunst im Sinne von eigenen Ausstellungshäusern zum guten Ruf einer renommierten Universität. Aus der Verbindung von Wissenschaft und Kunst entsteht ein Mehrwert, etwas Einzigartiges für die TU Darmstadt und für die Stadtgesellschaft.

In meiner Zeit als Kuratorin und Leiterin des Kunstforums konnten wir gemeinsam mit vielen Wissenschaftler:innen und Mitarbeitenden der TU Darmstadt zu jeder Ausstellung überraschende Veranstaltungsformate für die Menschen an der TU und für die Stadtgesellschaft entwickeln. Es macht mir viel Freude, ästhetische Bildung mit interdisziplinären Anliegen zu verknüpfen. Wichtig ist für das Kunstforum aber auch die Sichtbarkeit und Außenwirkung unserer Ausstellungen im öffentlichen Raum. So ergibt sich eine attraktive Vernetzung der TU Darmstadt mit der Stadtgesellschaft.

Die Spannbreite des Zusammenwirkens ist weit. Unter anderem gab es bereits gemeinsame Veranstaltungen mit dem Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung, dem Universitätsarchiv, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, den Instituten für Sprachwissenschaft und Philosophie sowie diversen Fachbereichen oder dem Botanischen Garten. Auch der Studentische Filmkreis der TU Darmstadt und der Kulturbetrieb 806qm des Allgemeinen Studierendenausschusses waren schon dabei. Das Centre for Cognitive Science und das Arbeitsgebiet Systems Neurophysiology am Fachbereich Biologie sind in diesem Jahr beteiligt.

Unser Podcast »Schönheit und Verstand« verbindet dazu unterschiedlichste Menschen. Wir hatten bereits Gäste wie die Historikerin und Schriftstellerin Barbara Beuys oder die Anthropologin Dr. Gabriele Habinger, und brachten sie mit Wissenschaftlerinnen der TU Darmstadt wie Dr. Allegra Baumann, Stadtsoziologin am Institut für Soziologie, oder den Doktorandinnen Johanna Berger und Margarita Hartlieb zusammen. Die beiden beschäftigen sich am Fachbereich Biologie mit dem Thema Biodiversität.

Wie gesagt: Das Kunstforum lebt das Zusammenwirken von Beginn an! Es ist ein Ort des menschlichen Austauschs. Mitten in der Stadt gelegen erreichen wir Menschen vieler Peer-Groups und leben Strategien der TU Darmstadt wie Internationalisierung, Diversität, Transfer oder Nachhaltigkeit. Wenn wir in unserem Saal zeitgenössische Werke präsentieren, die Kunst und Naturwissenschaft ganz ungewohnt verbindet wie Paula Doepfners Arbeiten in der Ausstellung »Paula Doepfner ›I heard the sound of a thunder, it roared out a warnin᾽‹«, bietet uns das zum Beispiel die Chance, unseren »Science & Art Talk« zu etablieren und eine Verbindung mit dem Centre for Cognitive Science und dem Arbeitsgebiet Systems Neurophysiology der TU zu knüpfen.

Und wenn ergänzend auch der Friedens- und der Georg-Büchner-Platz oder der Schlossgraben bespielt werden, wie 2024 mit den Bildern der Darmstädter Reisefotografin Milli Bau, lenkt das den Blick »unbeteiligter« Darmstädter:innen auf die TU Darmstadt. Das TU-Kunstforum hat sich so seinen festen Platz im Bewusstsein von TU-Angehörigen, Stadtbevölkerung und dem deutschem Ausstellungsgeschehen geschaffen.

Zur Kunst gehört unabdingbar auch die Kunstvermittlung, so wurden in der Vergangenheit zahlreiche interdisziplinäre und generationsübergreifende Veranstaltungen und Führungen für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert und durchgeführt.

Seit Mai 2024 betreibt das TU Kunstforum ein Wanderatelier und bietet Workshops und weitere Angebote zum Freien Malen an.

Im Kunstforum der TU Darmstadt geht es stets um einen neuen, frischen Blick auf die aktuelle Kunst und um überraschende, interdisziplinäre´ Kooperationen und Vernetzungen. Als einer der wichtigen Mittelpunkte der Wissenschaftsstadt Darmstadt leistet die Technische Universität einen wesentlichen Beitrag zur ästhetischen Bildung und trägt zur Entstehung neuer Schnittstellen zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft bei. Durch ihr Kunstforum und die damit einhergehenden Ausstellungsaktivitäten wird die TU Darmstadt zunehmend als Ort kulturellen Geschehens in der Öffentlichkeit verankert.

Das Kunstforum der TU Darmstadt ist Teil des Science Communication Centres und Mitglied im Verbund der Rhein-Main-Universitäten (RMU).