Studentischer Lebensort

Wohnheim Karlshof feiert 40-jähriges Bestehen

2018/08/23 von

Am 23. August feiert Darmstadts wohl bekanntestes Studierendenwohnheim sein 40-jähriges Bestehen. Doch die Wurzeln des vom Studierendenwerk betriebenen Karlshofs reichen viel weiter zurück in die Vergangenheit.

Architektonisches Zeugnis der 1970er-Jahre: Wohnheimkomplex Karlshof. Bild: Patrick Bal
Architektonisches Zeugnis der 1970er-Jahre: Wohnheimkomplex Karlshof. Bild: Patrick Bal

Ursprünglich war der Karlshof ein landwirtschaftlicher Gutshof, angelegt in den Jahren 1779 bis 1804. Zusätzlich zu den Wirtschaftsgebäuden wurde eine Gartenwirtschaft betrieben, die als beliebtes Ausflugsziel der Darmstädter Bürger galt. 1839 ging das Gut in den Besitz der Familie Oetinger über. Sie ließ dort 1898 die noch heute existierende Oetinger Villa errichten. 1960 erwarb die Stadt Darmstadt das Karlshof-Areal und setzte den landwirtschaftlichen Betrieb zunächst bis 1966 fort.

Aufgrund der zu dieser Zeit besonders akuten Wohnungsnot unter den Darmstädter Studierenden wuchs der Druck, auf dem ehemaligen Gutshofareal den Bau eines Studentenwohnheims zu planen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bot immer wieder Anlass für studentische Protestaktionen. Besonders deutlich traten diese Anfang der 1970er-Jahre zutage, als leerstehende Gebäude besetzt wurden; so auch die Oetinger Villa, für die sich die studentische „Initiativgruppe Wohnen“ engagierte.

Ein Studentenwohnheim Karlshof wurde dementsprechend dringend benötigt und einhellig gefordert; schließlich waren die ehemaligen Wirtschaftsgebäude schon 1966 abgerissen und die Baugenehmigung bereits 1967 erteilt worden. Der endgültige Baubeginn erfolgte aufgrund ungelöster Finanzierungsfragen jedoch erst im Jahr 1975.

Erster Einzug in 1977

Gebaut wurden zunächst drei Gebäudegruppen mit Wohnungen für knapp 1.000 Studierende und einem gemeinschaftlich genutzten Trakt. Im Jahr 1977 konnten die ersten Studierenden einziehen. Beispielhaft war das Konzept der Wohngemeinschaften: Die Individualräume wurden jeweils zu einer Wohnung zusammengefasst, zu der außerdem ein Gruppenraum samt Gemeinschaftsküche zählte. Wegweisend war damals das Konzept der Selbstbelegung, das erst 2013 aufgegeben wurde: Wenn ein Platz in einer Wohngemeinschaft frei wurde, konnten die verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner den Nachmieter bestimmen.

Die Größe der WGs betrug im Schnitt vier bis fünf, in Einzelfällen bis zu zehn Personen. Zudem waren im Erdgeschoss 40 Plätze für körperbehinderte Studierende vorgesehen. Der damalige Karlshof verfügte auch über eine eigene Kneipe, „Am Karlshof“, und einen Kiosk. Die Mietpreise für ein möbliertes Zimmer lagen zwischen 130 und 160 D-Mark.

Am 23. August 1978 wurde das Studentenwohnheim Karlshof feierlich eingeweiht. Der Gebäudekomplex wurde seither mehrmals erweitert und saniert. Der jüngste Neubau, ein Familienhaus mit Kita, wurde 2013 fertiggestellt. Der Karlshof erfreut sich großer Beliebtheit bei den Studierenden. Bundesweit bekannt wurde er als ein Drehort für den Kinofilm „13 Semester“ (2009). Für viele Studierende ist der Karlshof Inbegriff studentischer Wohnkultur. Hierfür sorgt seit jeher die studentische Heimselbstverwaltung, die zum Beispiel diverse Veranstaltungen wie Partys, Konzerte und Filmabende organisiert. Das „Karlshoffest“ gilt als besonderes Highlight.

Der Karlshof in den 1980er-Jahren: Bild: Renate Gruber
Der Karlshof in den 1980er-Jahren: Bild: Renate Gruber

Diesen Artikel und weitere spannende Themen finden sie in der aktuellen hoch³