Testlauf für eine neue Lehre

Der Vizepräsident für Studium und Lehre Professor Christoph Motzko über KIVA

25.09.2012 von

Attraktive Studienbedingungen und gute Qualität der Lehre: Das ist der Anspruch des Konzepts „Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an“ (KIVA) an der TU. Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 13 Millionen Euro gefördert. Vizepräsident Christoph Motzko erläutert die Bedeutung.

KIVA will interdisziplinären Projekte ausbauen, insbesondere der MINT-Bereich soll gestärkt werden. Bild: Katrin Binner

Herr Professor Motzko, was will die TU Darmstadt mit dem Projekt KIVA erreichen?

Lehre genießt an der TU Darmstadt einen immer höheren Stellenwert, was an den zahlreichen Initiativen zur Verbesserung der Qualität der Studienbedingungen und der Lehre ablesbar ist. KIVA leistet dazu wichtige Beiträge: In den sechs KIVA-Teilprojekten verstärken wir das Personal in Fachbereichen und Studienbüros, bauen die Tutorenqualifizierung aus, führen flächendeckend interdisziplinäre Studienprojekte ein und entwickeln Konzepte für Interdisziplinarität.

Damit wollen wir insbesondere die für das Studium und die Studienmotivation prägende Studieneingangsphase stärken, also den Zeitraum zwischen Bewerbung und Abschluss der ersten beiden Studiensemester.

Außerdem wollen wir mit KIVA die interdisziplinäre Vernetzung in der Lehre noch weiter ausbauen und die bereits vorhandene enge Verbindung zwischen Ingenieur-, Natur- sowie Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften stärken. Kurzum: Mit KIVA möchten wir das Engagement und die breite Beteiligung unserer Studierenden fördern und in Zeiten des Fachkräftemangels insbesondere den MINT-Bereich stärken.

Das Projekt läuft mittlerweile seit knapp einem Jahr – was ist bislang passiert?

Alle sechs Teilprojekte, für die knapp 50 Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter eingestellt wurden, arbeiten auf vollen Touren. Aktuell sind mehrere Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu Gast an der TU, von denen wir uns wichtige Impulse für innovative Lehrformen und -inhalte erhoffen.

Im Bereich der Tutorenqualifizierung ist ein neues Wahlpflichtmodul „Tutorielle Lehre“ für Lehramtsstudierende anrechenbar. Ein KIVA-Team hat alle Fach- und Studienbereiche besucht und Ideen für interdisziplinäre Lehrformate entwickelt.

Diese Formate sollen verlässliche Strukturen schaffen, damit Studierende interdisziplinäre Angebote einfach in ihr Fachstudium integrieren können. Und nicht zuletzt hat sich auch ein kommunikatives Netzwerk über Teilprojektgrenzen hinweg etabliert.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Projekt?

Mit der flächendeckenden Einführung von interdisziplinären Projekten in der Studieneingangsphase haben wir uns an ein spannendes wie ambitioniertes Großprojekt gewagt, in das schließlich alle Studienanfänger/innen und Fachbereiche integriert sein werden. Bereits in diesem Wintersemester kooperieren zahlreiche Fachbereiche und Institute bei Studienprojekten. Zum Beispiel bieten die Fachbereiche Maschinenbau, Biologie und Institute aus dem Fachbereich Gesellschaftsund Geschichtswissenschaften eine gemeinsame Projektwoche an.

Auch die Ausbildung zur Teambegleiterin und zum Teambegleiter stößt bei den Studierenden auf starkes Interesse. Ich bin sicher, dass wir mithilfe der Fachbereiche auch die logistischen Herausforderungen meistern können, die solch ein Großprojekt mit sich bringt – aktuell geht es insbesondere um den Raumbedarf. Ein weiteres die ganze Universität umfassendes Vorhaben stellt das Teilprojekt „Entwicklung Interdisziplinarität“ dar.

Hier werden vorhandene interdisziplinäre Angebote an der TU Darmstadt gesichtet und interdisziplinäre Lehrformate behutsam weiterentwickelt. Diese sollen fortan leichter im Rahmen der Studiengangsentwicklung in den Bachelor- und Masterstudiengängen verankert werden können. Damit kommt die Universität ihrem strategischen Ziel näher, ein „Darmstädter Modell“ für gute Interdisziplinarität zu identifizieren und vorzustellen.

Vizepräsident Prof. Christoph Motzko. Bild: Katrin Binner
Vizepräsident Prof. Christoph Motzko. Bild: Katrin Binner

Wie profitieren die Studierenden ganz konkret von KIVA?

Unsere Studierenden werden im Laufe ihres Studiums vielfach direkt mit KIVA in Berührung kommen, etwa wenn sie Lehrveranstaltungen von KIVA-Lehrenden besuchen. Durch KIVA ergeben sich für Studierende aber auch zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten an der TU Darmstadt, zum Beispiel als Tutorinnen und Tutoren, Teambegleiterinnen und Teambegleiter.

Ebenso werden die Studierenden von KIVA profitieren, wenn sie sich von KIVAKoordinatorinnen und -Koordinatoren in den Studienbüros der Fachbereiche beraten lassen. Exemplarisch möchte ich auch auf die zusätzlichen Personalressourcen im Fachbereich Mathematik und durch die Gastprofessuren hinweisen. Hierdurch verbessern wir die Betreuungssituation der Studierenden und zu erweitern das Themenspektrum und die Lehransätze in den jeweiligen Fächern.

KIVA ist auf fünf Jahre angelegt – wie kann die Universität sicherstellen, dass die Verbesserungen auch darüber hinaus wirken?

Für alle Teilprojekte haben wir schon in der Antragsphase Ideen entwickelt, wie wir die Nachhaltigkeit der Projekte gewährleisten können. Das Projekt KIVA ermöglicht, neue Ansätze in der universitären Lehre zu testen. Aufgrund der in der Projektlaufzeit gewonnenen Erfahrungen mit innovativen Lehr-/Lernformen können die für die TU Darmstadt passenden Konzepte identifiziert und in die Curricula integriert werden.

Von diesen im Rahmen von KIVA geschaffenen neuen Strukturen wird dann auch die kommende Studierendengeneration der TU Darmstadt profitieren.

Was wünschen Sie sich in Bezug auf KIVA von der Universität?

Das Projekt KIVA halte ich für ein außerordentlich wertvolles Projekt, durch das die TU Darmstadt auch bundesweit größere Sichtbarkeit erreichen kann. Ein erfolgreiches und auch von außen wahrgenommenes Projekt ist gute Werbung für unsere Universität. Ich ermutige alle Mitglieder der TU Darmstadt, sich in KIVA einzubringen und das Projekt aktiv zu unterstützen.