Das Darmstädter Residenzschloss – eine Chronik
08.04.2013 von csi
Das bauliche Ensemble des ehemaligen Darmstädter Residenzschlosses besteht aus vielfältigen Gebäuden mit zum Teil bis zu 600-jähriger Baugeschichte, die erste Wasserburg entstand bereits im 13. Jahrhundert. Nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau in äußerlich ursprünglicher Form bis Mitte der 1960er-Jahre.
Mittelalter
Unter den Grafen Katzenelnbogen erhält Darmstadt das Stadtrecht. Die Wasserburg und Stadtmauer entstehen und werden weiter ausgebaut. Das Ahrheilger Tor im Osten und ein weiteres Stadttor im Westen werden errichtet.
Vom Mittelalter zum Beginn der Neuzeit
Die Grafschaft Darmstadt verliert unter den Landgrafen von Hessen an Bedeutung. Philipp der Großmütige errichtet den Herrenbau von Grund auf neu. Nach dessen Tod erfährt Darmstadt unter Georg I. einen Aufschwung. Der fürstliche Baumeister Kesselhut leitet den Bau des dreigeschossigen Winkelbaus des Kirchen- und Kaisersaalbaus im Renaissancestil. So entstand der Kirchhof, wie er noch heute im Wesenlichen existiert.
Zeitalter des Barock: Das 17. und 18. Jahrhundert
Landgraf Ludwig VI. baut das Schloss weiter aus. Der Glockenbau entsteht und dafür werden 28 Glocken aus Holland beschafft. Der junge Landgraf Ernst Ludwig tritt die Erbfolge an. Die Stadt wird von den Franzosen besetzt, deshalb wird das Glockenspiel für kurze Zeit nach Frankfurt ausgelagert. Der Architekt Louis Remy de la Fosse gestaltet unter Landgraf Ernst Ludwig das Portal der Schlosskirche neu. Nach dem großen Schlossbrand 1715 wird de la Fosse mit der kompletten Neuplanung des Schlosses beauftragt. Aus finanzellen Gründen wird der Schlossbau abgebrochen. Unter Ludwig IX. herrscht ein strenger Sparkurs, seine Frau Karoline sorgt für eine kulturelle Blüte Darmstadts.
Das 19. Jahrhundert
Unter Landgraf Ludwig X. wird das Neuschloss ausgebaut. In dem trocken gelegten Schlossgraben entsteht der botanische Garten. Die Hofbibliothek und die Kabintettsbibliothek werden vereinigt und öffentlich zugänglich. Ludwig II. stellt das Neuschloss fast vollständig der Bibliothek und dem Museum zur Verfügung. Der Neubau erhält einen 35 Meter hohen Turm.
Zwischenkriegszeit und Kriegsjahre
Nach dem ersten Weltkrieg wird Darmstadt Hauptstadt des Volksstaates Hessen und das Schloss geht in Landesbesitz über. Die Sanierung des Neuschlosses schafft die Vorraussetzungen für die Unterbringung von Landesbibliothek und Staatsarchiv. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs liegen Schloss und Stadt zu großen Teilen in Schutt und Asche. 1945 richten sich die Amerikaner das Schloss als Hauptquartier ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Landesbibliothek bezieht einen Lesesaal im Erdgeschoss des Westflügels. Das im Krieg zerstörte Glockenspiel wird mit zunächst nur 21 Glocken wieder in Betrieb genommen. Das Schloss wird weitestgehend wieder aufgebaut, die Landes- und Hochschulbibliothek endgültig fertiggestellt und übergeben. 1966 bezieht die Technische Hochschule den Altschlossbereich.
1990er Jahre bis heute
Die TU Darmstadt wird offiziell „Schlossbesitzerin" und beginnt mit der Gründungssanierung im Altschlossbereich. Auf der Bastion entsteht eine öffentlich zugängliche Sommergastronomie. Die Universitäts- und Landesbibliothek zieht in den Neubau an der Magdalenenstraße und die TU beginnt mit der Sanierung des Schlosses.