Digitalisiertes Mittelalter
Neues Wissen aus historischen Handschriften
03.11.2014 von Judith Mathis
Die gewaltige Menge an Informationen unseres kulturellen Erbes stellt Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler immer wieder vor neue Herausforderungen. Am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt läuft dazu ein Projekt, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Die und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Celia Krause forschen an dem Projekt » Professorin für germanistische Computerphilologie Andrea Rapp«. Das Projekt wird in Zusammenarbeit zwischen der Technischen Universität Darmstadt, dem Karlsruher Institut für Technologie und der Universität Trier durchgeführt. eCodicology – Algorithmen zum automatischen Tagging mittelalterlicher Handschriften
Das Ziel ist die Entwicklung von Bilderkennungsalgorithmen, die Merkmale der Seitengestaltung in Digitalisaten mittelalterlicher Handschriften erkennen und diese Informationen in die Metadaten zu jeder Manuskriptseite automatisch einpflegen. Die Beschreibungen aus den früheren Handschriftenkatalogen können so ergänzt werden, und das Projekt liefert objektive Indizien für die Bewertung durch überprüfbare, wiederholbare Messergebnisse.
Vergleichbare Daten
Die kodikologischen Daten, die so erhoben werden, sind etwa Seitenformat, Textraumgröße, Anzahl der Zeilen, Beschriftungen, Register, Paratexte, Marginalien und Text-Bild-Beziehungen. So kann man Schreibschulen identifizieren oder feststellen, welche Schreiber die Handschriften verfasst haben. Es ist möglich, Fragmente zusammenzufügen, die Wertigkeit der Handschriften zu bestimmen, Unterschiede zwischen religiösen und weltlichen Texten zu erkennen und die diachronen Entwicklungslinien von Skriptorien auszumachen.
Erweiterung der Geisteswissenschaften
Die im Projekt entwickelte automatische Annotation der Digitalisate soll nicht den Blick in die Handschriften ersetzen, sondern erweitern. Geisteswissenschaftliche Forschungsfragen werden mit Computermethoden verfolgt, im Zusammenspiel verschiedener Wissenschaften an der Schnittstelle von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden.
Die Ergebnisse sollen abschließend zusammen mit den verwendeten Werkzeugen in einem »Datenrepositorium« frei zugänglich veröffentlicht werden als Grundlage für weitere Forschung und einen weltweiten, interdisziplinären Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.