Der universelle Starthelfer

Sydney Odhiambo steht Studierenden mit Rat und Tat zur Seite

02.02.2015 von

Für seinen vorbildlichen Einsatz wurde Sydney Odhiambo mit dem Preis für internationale Studierende des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) 2014 ausgezeichnet. Im Gespräch mit der hoch 3 erzählt der Kenianer von seinem vielfältigen Engagement und seinem Studium an der TU Darmstadt.

Der Kenianer Sydney Odhiambo engagiert sich für Schüler und Studenten. Bild: Sandra Junker
Der Kenianer Sydney Odhiambo engagiert sich für Schüler und Studenten. Bild: Sandra Junker

„Wie schafft der das nur alles?“, ist eine Frage, die mir im Interview mit Sydney Odhiambo immer wieder durch den Kopf geht. Mir gegenüber sitzt ein sympathischer Mittzwanziger aus Kenia, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt und inzwischen im siebten Semester Elektrotechnik an der TU studiert. Vor Kurzem ist er für seinen Einsatz für kenianische Studierende in Hessen mit dem Preis des DAAD ausgezeichnet worden. Im Gespräch wird schnell deutlich: Da ist noch mehr.

Denn Sydney engagiert sich nicht nur für seine kenianischen Landsleute, sondern arbeitet außerdem in der Zentralen Studienberatung der TU. Dort ist er für die Pressearbeit rund um die Orientierungswochen zuständig. Er fragt etwa bei den einzelnen Fachbereichen nach, welche Informationsveranstaltungen und -angebote sie in dem jeweiligen Semester für deutsche und internationale Erstsemester anbieten, und erstellt daraus Informationsbroschüren und veröffentlicht diese dann auf den Internetseiten der TU.

Eine Anlaufstelle für ausländische Studierende

Obwohl die Bedingungen für deutsche wie für ausländische Studierende an der TU etwa gleich sind, müssen sich letztere zusätzlich zum „Einfühlen“ noch mit einigen anderen Problemen herumschlagen, erklärt mir Sydney, denn „viele wissen gar nicht so richtig, wie das hier läuft“. Wo muss ich mich anmelden? Wie finde ich eine Wohnung? Wo finde ich einen Job und vieles mehr – Sydney ist für (fast) alles der richtige Ansprechpartner.

Viele der Probleme, die er mir schildert, kennt er aus eigener Erfahrung. Nachdem er sich einigermaßen in Darmstadt eingelebt hatte, stellte er schnell fest, dass auch andere ausländische Studierende vor denselben Startschwierigkeiten stehen, die er zu Beginn seines Studiums durchlebt hat. So reifte in ihm die Idee, anderen ausländischen Studierenden und vor allem seinen Landsleuten hier in Deutschland eine Anlaufstelle zu bieten und sie bei Problemen zu unterstützen.

„Auf keinen Fall wollte ich hier nur Elektrotechnik studieren“, stellt er mit Nachdruck klar, „sondern mich auch für andere Studierende engagieren.“ So gründete er mit andere Kommilitonen vor vier Jahren die Organisation kenianischer Studierender in Hessen (OKSH). Die Gruppe ist hessenweit inzwischen auf rund 100 Mitglieder angewachsen, erzählt Sydney stolz, und sie wird von Jahr zu Jahr größer.

„Warum hast du dir damals eigentlich die TU in Darmstadt ausgesucht?“, frage ich ihn. Bei dieser Frage muss Sydney kurz überlegen und antwortet dann: „Zunächst einmal wegen des guten Rufs.“ Als er nach Bestehen des Studienkollegs in Darmstadt immatrikuliert wurde, merkte er schnell, dass sich seine politischen und sozialen Interessen an der TU gut mit den Inhalten seines Studiums verbinden lassen. Hier schätzt er besonders die vielen Möglichkeiten, neben dem Studium über den sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen und sich mit Kommilitonen aus anderen Fachbereichen auszutauschen. „So habe ich hier auch viele Freunde gefunden“, sagt Sydney und rät jedem Studierenden, von diesen Angeboten ausgiebig Gebrauch zu machen.

Realistisches Bild von Afrika

„Ich bin ja so ein kleiner Kritiker der Entwicklungshilfe“, merkt Sydney dann in einem Halbsatz noch an und gibt dem Gespräch noch einmal eine völlig neue Wendung. An und für sich sei Entwicklungshilfe eine gute Sache, stellt er klar. Sein Kritikpunkt ist ein anderer: „Das Problem mit der Entwicklungshilfe ist, dass sie sich an Stereotypen bedient, um ihre Botschaft rüberzubringen.“ Diesen Klischees ein realistischeres Bild von Afrika und Kenia entgegenzusetzen, ist Sydney besonders wichtig.

„Nebenbei“, sagt er, als wäre es eine Kleinigkeit, „mache ich auch Bildungsarbeit und besuche zum Beispiel Schulen und spreche mit den Kindern und Jugendlichen über Afrika.“ Dabei fällt ihm immer wieder auf, dass oftmals nicht zwischen Afrika als Kontinent und den einzelnen Ländern differenziert wird: „Wenn ich frage, was wisst ihr über Afrika, gehen gleich alle Hände hoch. Frage ich dann, was wisst ihr über Kenia, bleibt alles still“, bedauert Sydney.

Aktuell hat er dafür jedoch nur wenig Zeit, da er gerade ein Praktikum bei Opel in Rüsselsheim absolviert. Was genau er dort macht, darf er mir leider nicht verraten. „Das ist geheim“, lacht Sydney. Soviel darf er mir dann aber doch sagen: „Es ist ein Einzelprojekt in der Vorausentwicklung, das ich vom Anfang bis zum Ende selbst konzipiert habe und durchführen darf.“ Besonders die Erfahrungen aus den beiden Projektseminaren, an denen er teilnahm, könne er dort gut einbringen.

Das Praktikum sieht er zudem als Vorbereitung auf seine berufliche Zukunft: „Bevor ich meine Bachelor-Thesis schreibe, wollte ich mir vorher einmal anschauen, wie es in der Praxis überhaupt so abläuft.“