Mittler zwischen den Kulturen
Über die Arbeit in multinationalen Teams
26.02.2015 von Eva Keller
Auf was kommt es an, damit Integration gelingt, Leistungsfähigkeit sich entfalten und persönliche Zufriedenheit wachsen kann? Um die Potenziale multinationaler Forschungsgruppen optimal nutzen zu können und die oft unterschiedlichen Denk- und Handlungsweisen in die tägliche wissenschaftliche Arbeit zu integrieren, sind die jeweiligen Vorgesetzten gefordert.

Weltoffenheit und die internationale Ausrichtung von Studium, Lehre und Forschung: Das sind für die TU Darmstadt zentrale Werte – aus der Überzeugung heraus, dass Internationalität eine Hochschule bereichert. Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Ländern bringen eigenes Fachwissen und Erfahrungen sowie mit ihrer Kultur verbundene Denk- und Handlungsweisen mit. Doch der Blick in die Ferne hat auch ganz pragmatische Gründe: Dort finden Professorinnen und Professoren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie hierzulande vergeblich suchen.
Internationalität macht Arbeit. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland brauchen Unterstützung im Kontakt mit der Uni-Verwaltung und der Bibliothek, mit Ämtern und Vermietern. Selbst wenn die Sekretärin dabei oft die wichtigste soziale Schaltstelle ist – auch der Chef einer Forschungsgruppe muss bei der Integration helfen und bei der Arbeit oft stärker führen, als er es gewohnt ist.
Kulturelle Eigenheiten der Herkunftsländer
Je multinationaler ein Team, desto größer zudem das Potenzial für Missverständnisse und Konflikte untereinander. Und die können schlimmstenfalls die Arbeit einer Forschungsgruppe bremsen, selbst wenn deren einzelne Mitglieder hoch motiviert und engagiert sind. Dann sind die Leiterinnen oder Leiter einer Forschungsgruppe als Mittler zwischen den Kulturen gefordert – genauso wie bei der Koordination internationaler Forschungsprojekte.
Mit gutem Willen allein kommen sie da aber nicht weiter. Um zu begreifen, warum (konstruktive) Kritik den einen Kollegen irritiert oder warum Anreize und Zielvereinbarungen bei einem anderen ins Leere laufen, braucht es Wissen um die kulturellen Eigenheiten der Herkunftsländer und Verständnis von interkultureller Kommunikation – das sagen auch zwei Forschungsgruppenleiter und eine -leiterin im hoch³-Gespräch. Sie berichten über Orientierungshilfen für Neuankömmlinge, ungewohntes Hierarchiedenken, Sprachlosigkeit im Team und gemeinsame Ausflüge.
Führungskräfte im Interview über Geduld und Moderationskompetenz
Fingerspitzengefühl und traditionelle Kniffe wirken in multinationalen Forschungsgruppen
Sie sind es gewohnt und schätzen es, Teams mit Menschen aus vielen Staaten und Kulturen zu führen. Über ihre Praxiserfahrungen berichten Professorin Iryna Gurevych, Leiterin des Ubiquitous Knowledge Processing Lab am Fachbereich Informatik, Professor Abdelhak Zoubir, Leiter der Signal Processing Group am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, sowie Professor Florian Müller-Plathe, Professor für Theoretische Physikalische Chemie am Fachbereich Chemie.