Auf dem Weg zu den Sternen

Physikstudentin Anja Schuster will zur europäischen Raumfahrt

02.04.2015 von

Fremde Galaxien, Planeten und Schwarze Löcher haben Anja Schuster schon immer fasziniert. Doch erst im Laufe ihres Physikstudiums an der TU Darmstadt entwickelte sich daraus für die 25-Jährige eine ernsthafte berufliche Perspektive. Mit Forschungsprojekten in Straßburg und Berkeley hat sie bereits erste Erfahrungen gesammelt.

Die Physik-Studentin Anja Schuster. Bild: Katrin Binner
Die Physik-Studentin Anja Schuster. Bild: Katrin Binner

Schon im Gymnasium wünschten ihr die Mitschüler viel Glück „auf dem Weg zu den Sternen“, und als Kind fragte sie ihren Eltern über den Weltraum Löcher in den Bauch. Ihre Bachelorarbeit schrieb Anja Schuster unter wissenschaftlicher Anleitung von Dr. Rüdiger Jehn und Professor Achim Schwenk darüber, wie sich der Satellit BepiColombo der für 2016 geplanten ESA-Mission am optimalsten in die Umlaufbahn des Merkurs einbringen lassen könnte.

Eine Arbeit, die in Kooperation mit der Missionsanalyse-Abteilung des Raumfahrtkontrollzentrums ESOC in Darmstadt entstand. Und auch ihre Masterarbeit, die sie jetzt begonnen hat, wird in Zusammenarbeit mit dem ESOC laufen und sich mit dem Radio Science Experiment an Bord der Merkur-Raumsonde befassen. Auf dem Weg zu den Sternen und Planeten ist Anja Schuster schon: „Ich würde später gerne für die europäische Raumfahrt arbeiten.“

Dabei war anfangs keineswegs klar, dass sie Physik studieren würde. In der Schule hatte die Naturwissenschaftlerin das Fach abgewählt, weil sie den Lehrer „nicht motivierend“ fand. Stattdessen wählte sie Chemie- und Mathe-Leistungskurs. Nach dem Abi ging sie erst einmal mit »Work and Travel« nach Australien, was sie studieren sollte, wusste sie nicht. Erst in der Studienberatung riet man ihr zur Mathematik oder einem Physikstudium.

Neutrinos auf der Spur

Die 25-Jährige scheint in allem, was sie tut, gut zu sein. Gerade ist sie von einem Auslandssemester in Berkeley zurückgekehrt. Sie hatte einen der zwei begehrten Plätze im Austauschprogramm der TU-Physiker mit der University of California ergattert. Dort nahm sie an einem Forschungsprojekt teil, das sich mit sterilen, elektrisch neutralen Elementarteilchen, Neutrinos, befasst.

Berkeley hat sie beeindruckt: „Man lernt faszinierende Menschen kennen und auf dem Campus gibt es sogar einen Parkplatz nur für Nobelpreisträger.“ Ihr Betreuer, Professor Wick Haxton, wird 2015 für drei Monate an die TU Darmstadt kommen, bis dahin wollen sie via Skype den Neutrinos auf der Spur bleiben.

Erfolgreich von Anfang an

Erfolgreich war die TU-Studentin auch, als es um die Teilnahme am Space Studies Program der Space University im französischen Straßburg ging. Experimente für einen Flug in der Schwerelosigkeit wurden gesucht und Schuster und ihr Team setzten sich mit ihrem Vorschlag durch.

In Spanien bestieg sie schließlich einen Kunstflieger, der ihr mit Parabelflügen acht Sekunden Astronauten-Feeling bescherte. Die Experimente drehten sich um die Wahrnehmung von Abständen in der Schwerelosigkeit und ob oder wie sich diese Fähigkeit unter Abwesenheit der Gravitation verändert. Weitere Mikrogravitations-Versuche folgten bei Bordeaux bei einem längeren Parabelflug in einer Boeing der ESA.

Eine Herausforderung, nicht nur fachlich, auch körperlich. Die Flugzeuge fliegen steil in die Höhe, um ebenso steil in den Sinkflug zu fallen. „Mir wird leicht schlecht“, lacht Schuster. Dabei ist die 25-Jährige durchtrainiert. Seit ihrem vierten Lebensjahr macht sie Geräteturnen, auch hier erfolgreich. 2008 wurde sie mit ihrem Team im Seilspringen Dritte bei den Weltmeisterschaften in Südafrika, 2007 Deutsche Meisterin und 2006 in Dänemark Europameisterin im Freestyle. Bleiben da noch Wünsche übrig? „Vielleicht mache ich noch meinen Doktor“, überlegt sie laut.

Austauschprogramm mit Berkeley

Mit insgesamt zehn US-amerikanischen Universitäten unterhält die TU Darmstadt Austauschprogramme. Mit der University of California Berkeley sind die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik, die Maschinenbauer und Physiker verbunden. Die Plätze sind rar, der Austausch mit dem Fachbereich Physik noch jung – 2014 konnten pro Semester zwei TU-Studierende nach Kalifornien gehen. TU-Professor Martinez-Pinedo betreut die Physik-Studierenden, die nach Berkeley gehen.

Weitere Informationen zum Austauschprogramm mit Berkeley