Engagement für Flüchtlinge

TU Darmstadt bildet ehrenamtliche Deutschlehrende in Interkulturalität weiter

11.09.2015 von

Wie kann die TU Darmstadt die Integration von Flüchtlingen unterstützen, die in Darmstadt bleiben werden und hier studieren wollen und dafür geeignet sind? Ein Arbeitskreis aus Dezernat Internationales, AStA, Studienkolleg, Studierendenwerk, Sprachenzentrum und Personalrat ruft unter dem Motto „Wir TUn was!“ zu Courage auf und koordiniert einen Gutteil der stetig wachsenden Initiativen.

Welcome: An der TU Darmstadt entstehen Initiativen, um die Integration von Flüchtlingen zu unterstützen. Bild: Patrick Bal

Bereits im Juni startete ein Programm des Sprachenzentrums (SPZ) der Technischen Universität Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Darmstadt und dem Sozialkritischen Arbeitskreis Darmstadt e.V.: Die Expertinnen und Experten des SPZ bilden ehrenamtlich tätige Deutschlehrende in der Vermittlung der Fremdsprache Deutsch weiter.

In Kurzworkshops können diese ihr Wissen über Alphabetisierung, Mehrsprachenerwerb, Lehrwerke, Landeskunde und Interkulturelle Kompetenzen erweitern und vertiefen.

Sprachkenntnisse entscheidend für Integration

Sprachförderung ist ein wichtiger Bestandteil der Integration von Flüchtlingen und Migrantinnen. Oft mangelt es jedoch Lehrerinnen und Lehrern an Geld und Zeit, um die Neuankömmlinge hinreichend fortzubilden. Dabei wollen Flüchtlinge so schnell wie möglich am Leben im neuen Land teilnehmen und die Landessprache erlernen.

Viele Darmstädterinnen und Darmstädter engagieren sich deshalb freiwillig und ehrenamtlich und unterrichten Deutsch. Um die Lehrenden so gut wie möglich zu unterstützen und ihnen eine Fort- und Weiterbildung zu ermöglichen, wurde das Projekt „Weiterbildung der ehrenamtlichen Deutschlehrenden“ gegründet.

Sechs Workshops

Das aus der Geheimrat Dr.-Hermann-Schmitz-Stiftung finanzierte Projekt wurde von Prof. Dr. Britta Hufeisen und Dr. Christoph Merkelbach (Leitungsteam des Sprachenzentrums der TU Darmstadt) konzipiert. Im Fokus stehen sechs Kurzworkshops für jeweils rund 45 Teilnehmer, die von wissenschaftlichen Beschäftigten des Fachgebiets Mehrsprachigkeit geleitet werden. Themen sind zum Beispiel „Alphabetisierung in einer fremden Sprache“ oder „Wortschatzerwerb und Grammatikvermittlung“.

Hier gibt es auch Einblicke in die neuesten Lehrwerke, Materialien für den Unterricht und Hinweise zu praktischen Übungen. Im Workshop „Mehrsprachenerwerb und Lernstrategien“ wird Anfang Oktober der Frage nachgegangen, wie der Mensch eine fremde Sprache erlernt, um dann praktisch mit Hilfe von Sprachlernstrategien verschiedene Lerntechniken mit den Lehrenden zu diskutieren und auszuprobieren.

Der bereits absolvierte Workshop zur Landeskunde und Interkulturellen Kompetenz verfolgte zwei Ziele: Es sollte überlegt werden, welche Art von Wissen Flüchtlinge über das Leben in Deutschland erwerben sollen; daneben wurde auch die interkulturelle Situation, in der Lehrende beim Unterrichten stehen, beleuchtet.

Unterstützende Deutschlernhelfende

Um auch weitere Bürgerinnen und Bürger als Sprachlernhelfer mit zusätzlichen Kompetenzen auszustatten, entwickelt das Sprachenzentrum in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (vhs) Worms ein Programm zur Ausbildung von Deutschlernhelfenden. Die Kurse finden ab 10. Oktober in Worms statt. Die Weiterbildung besteht aus drei Wochenendseminaren zu den Themen „Interkulturelles/Lernen lehren“, einem praktischen Teil sowie der Reflexion. Pro Kurs werden 16 Deutschlernhelfende ausgebildet. Das „Wormser Modell“ zur Ausbildung von Deutschlernhelfenden wird anschließend allen Volkshochschulen in Deutschland angeboten.

Kontakt:


Weitere Initiativen

In der Planung ist die Öffnung akademischer Veranstaltungen für Flüchtlinge, um ihnen die Chance zu geben, das Studienangebot der TU Darmstadt kennenzulernen. Fachbereiche erwägen besondere Schnupperkurse für Flüchtlinge.

Die Vereinigung von Freunden der Technischen Universität zu Darmstadt e.V. wird den Gasthörerbeitrag für Flüchtlinge in Höhe von je 50 Euro pro Semester übernehmen.

Das Sprachkursangebot für studierwillige Flüchtlinge, die noch nicht über die zur Einschreibung in einem Studiengang vorausgesetzten Sprachkenntnisse verfügen, soll geöffnet und aufgestockt werden.

In Vorbereitung ist ein englischer Eignungstest am Studienkolleg, um Sprachkenntnisse und Vorbildung feststellen zu können, damit Bewerber ohne Nachweise der Vorbildung einfacher zum Studium zugelassen werden können.

Nachgedacht wird außerdem über ein spezielles Programm am Unisportzentrum und eine Benefizveranstaltung.

Der AStA hat einen E-Mail-Verteiler eingerichtet, über den Informationen und Hilfeaufrufe verschickt und Unterstützung koordiniert wird. Eintrag in den Verteiler unter:

Außerdem hat der AStA unter refugees-welcome-darmstadt.de eine Plattform zur Vernetzung und für Hilfsangebote eingerichtet.

Denkanstoß einer Historikerin

Dr. Birte Förster, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der TU Darmstadt, sammelt in einem Blog „gefluechtet.de“ historische Biografien, die in früheren Jahrzehnten vor Krieg, Hunger und Gewalt fliehen mussten.