Stärken verbinden und verdoppeln

Internationalisierungs-Beauftragte koordinieren weltweite Verflechtung der TU

03.12.2015

Internationalisierung erfasst die gesamte Universität. So wie die Strategie dazu im Dialog zwischen allen Statusgruppen und der Hochschulleitung entstand, so kann deren Umsetzung nur gelingen, wenn die ständige Kommunikation über konkrete Maßnahmen der Fachbereiche und der zentralen Einheiten gewährleistet ist. Um das sicherzustellen, wurden in den Fachbereichen Koordinatoren für die Internationalisierung ernannt.

Ziel der Internationalisierungs-Beauftragten der Fachbereiche ist es unter anderem, für Studierende gute Voraussetzungen für einen Auslandsaufenthalt zu schaffen. Bild: Katrin Binner

Eine Schlüsselrolle spielt eine Gruppe von Professorinnen und Professoren: die Internationalisierungs-Koordinatoren der Fachbereiche. Sie stellen eine zentrale Verbindung zwischen den Fachbereichen der Universität und dem Präsidium mit der Verwaltung her. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren kommunizieren die Internationalisierungsstrategie in die Fachbereiche und setzen sich dafür ein, dass diese dort umgesetzt und weiterentwickelt wird. Gleichzeitig stehen sie dafür ein, dass die Fachbereiche ihre jeweils eigene profilierte Strategie für Internationalisierung erarbeiten und fortführen.

Mit ihrer internationalen Erfahrung arbeiten diese derzeit 14 verantwortlichen Personen als Koordinatorinnen und Koordinatoren komplementär zu den Auslandsbeauftragten der Fachbereiche.

Neben der Entwicklung einer fachbereichsinternen Strategie für Internationalisierung ist es Aufgabe dieser Professorinnen und Professoren, das Monitoring der Umsetzung zu betreuen. Sie sind dadurch kompetente Ansprechpartner für das Präsidium, um in regelmäßigen Treffen mit dem Präsidenten über die Aktivitäten zu berichten. Bei den gemeinsamen Sitzungen vertreten sie die Interessen ihres Fachbereichs und erörtern die anstehenden Schritte der Umsetzung der Strategie. Die Internationalisierungs-Koordinatoren sind somit Motor der Internationalisierung der Fachbereiche und wesentliche Impulsgeber für die Internationalität der Gesamtuniversität.

Dezernat Internationales

Prof. Jens Schneider. Bild: Katrin Binner
Prof. Jens Schneider. Bild: Katrin Binner

Jens Schneider, Professor für Statik, koordiniert im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften die Aktivitäten für die wachsende internationale Verflechtung und hat feste Vorsätze.

China, Frankreich, USA: In diesen Ländern leitete Jens Schneider Bauprojekte, nachdem er frisch promoviert von der TU Darmstadt in ein Ingenieurbüro gewechselt war. Immer dann, wenn es bei den Bauarbeiten hakte, wenn es zwischen den Projektpartnern knisterte, war Schneider froh um seine Erasmus-Zeit in Portugal: „Dort habe ich gelernt, die Gedanken und Gefühle von Menschen aus anderen Kulturen nachzuvollziehen – und auch fachliche Fragen mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“

Jede Studentin und jeder Student sollte diese Möglichkeit haben, findet Schneider, der seit 2009 Professor am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften ist. Deshalb ist eines seiner Ziele als Beauftragter für Internationalisierung, mehr „Dual Programme“ anzubieten: Mit der Aalto Universität (Helsinki/Finnland) ist ein solches Programm bereits etabliert: Studierende machen ihren Master an der TU Darmstadt und an der Partneruniversität, am Ende des Auslandsjahres erwerben sie an der dortigen Uni den zweiten Abschluss. Und mit der University of Rhode Island (Providence/USA) ist gerade ein „Dual Programme“ im Aufbau. „Im eng gesteckten Zeitplan von Bachelor und Master nehmen viele Studierende sich leider nicht die Zeit für ein Auslandsjahr“, so Schneider. „Mit der Aussicht auf einen Doppelabschluss können wir sie hoffentlich dazu motivieren.“

Wer passt zu uns?

So zögerlich die Studierenden sind: Die Forschung am Fachbereich läuft sehr international. So gibt es enge Verbindungen zu Unis in China, Vietnam, Kanada, USA, Frankreich und Finnland. Allerdings hängt die Kooperation häufig an einem einzelnen Professor. „Wenn dieser die Uni verlässt oder in Ruhestand geht, sind auch die Kontakte weg“, sagt Schneider.

Das will er ändern – indem der Fachbereich Partnerschaften mit Fachbereichen im Ausland schließt. „Wer passt zu uns?“, lautet also die strategische Frage. „Mit wem können wir unsere Stärken verbinden und gemeinsam Forschungsanträge stellen?“

Die Partnerschaften auf struktureller Ebene schließen die persönlichen Kooperationen freilich nicht aus: „Nicht alle 27 Professoren und Professorinnen müssen mitmachen. Ein paar würden schon reichen, damit unser Fachbereich international sichtbar wird“, stellt Schneider klar. Positiver Nebeneffekt dieser neuen internationalen Partnerschaften: noch mehr Möglichkeiten, den Austausch von Studierenden zu fördern.

Ein Aspekt gehört für Schneider übrigens nicht zur Internationalisierung: alle Studieninhalte auf Englisch anzubieten. „Es dient nicht der Integration, wenn jemand in Deutschland lebt, aber kein Wort Deutsch spricht. Außerdem hat es für mich einen Wert, sein Fachwissen auch in Deutsch ausdrücken zu können. Wir sollten auch Deutsch als Wissenschaftssprache erhalten – und einen Mittelweg zwischen deutsch- und englischsprachigen Veranstaltungen finden.“

Eva Keller

Professor Peter Buxmann bringt als Internationalisierungs-Koordinator persönliche Erfahrungen und eine Mentalität ein, die er bei Forschungsaufenthalten in den USA erlebte.

An Worthülsen und schicken Begriffen liegt Peter Buxmann nichts. Deshalb bewertet er sein neues Amt als Beauftragter für Internationalisierung am Fachbereich auch nicht zu hoch – sondern will einfach konsequent fortführen, worum er und seine Kollegen und Kolleginnen sich schon in den vergangenen Jahren bemüht haben: die Lehre attraktiver zu machen. „Und da gehört Internationalität einfach dazu“, stellt Buxmann klar, der seit 2005 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik ist.

Dabei denkt Buxmann zum einen an die Studierenden der TU, „die wir auf die globale Arbeitswelt vorbereiten müssen“. Englisch ist in vielen Vorlesungen und Seminaren deshalb selbstverständlich, ebenso wie bei Publikationen und Konferenzen. Zudem sollen die Studierenden auf Auslandsaufenthalten lernen, sich in anderen Kulturen zurechtzufinden – durch die Double-Degree-Programme in São Paulo, Stockholm, Lyon und Madrid sowie auf Austauschplätzen an 60 Partner-Unis in 27 Ländern. Rund 170 „outgoings“ zählt der Fachbereich derzeit, und damit sind noch nicht alle Nachfragen bedient.

Ausbau der Kooperationen

Die Kooperationen mit den Unis im Ausland wollen Buxmann und der Fachbereich deshalb ausbauen – im Gegenzug sollen mehr „incoming students“ an die TU geholt werden: „Für diese wollen wir attraktive Lehrangebote machen – und das, was wir schon anbieten, wollen wir bekannter und transparenter machen.“

Daher arbeitet der Fachbereich in einem Pilotprojekt an seinen Kooperationsprogrammen: Seit dem Wintersemester gibt es ein Modulangebot mit hohem englischsprachigem Anteil. Außerdem sollen die Programme englische Bezeichnungen tragen, und für die erwähnte Zielgruppe wird es spezielle Info-Materialien geben – so werden die Programme auch im Ausland „sichtbar“.

Für eine zugleich internationale wie attraktive Lehre sorgen auch besondere Lehrangebote wie das der Gastprofessorin Liat Aaronson vom IDC Herzliya (Israel). Eine Woche lang arbeiten die Studierenden bei ihr an der Frage: Wie gründe ich ein Start-up im Internet? Ein anderes Beispiel ist das interdisziplinäre Seminar mit Studierenden und Professoren von der St. Petersburg State University of Economics and Finance (Russland), in dem alle Beteiligten mit Blick auf IT- und Finanzwelt eine Woche lang die Themen Risikoanalyse und -management untersuchen. Im einen Jahr in Darmstadt, im Folgejahr in St. Petersburg.

Dass Peter Buxmann die Studierenden so stark im Blick hat, mag auch an seinen Forschungsaufenthalten in Berkeley und Stanford liegen. Das dortige Servicedenken der Professoren gegenüber Studierenden ebenso wie gegenüber anderen Wissenschaftlern und Auftraggebern aus der Wirtschaft hat ihn nach eigenen Worten schwer beeindruckt: „Ich hoffe, dass ich davon ein bisschen etwas mit nach Darmstadt bringen konnte.“

Eva Keller

Prof. Peter Buxmann. Bild: Jakob Kaliszewski
Prof. Peter Buxmann. Bild: Jakob Kaliszewski

Sie koordinieren die Internationalisierung in den Fachbereichen

Prof. Peter Buxmann (Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften), Prof. Helmuth Berking (Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften), Prof. Petra Grell (Humanwissenschaften), Prof. Volker Betz (Mathematik), Prof. Achim Schwenk (Physik), Prof. Christina Thiele (Chemie), Prof. Gerhard Thiel (Biologie), Prof. Robert Stark (Materialwissenschaft), Prof. Andreas Henk (Geowissenschaften), Prof. Jens Schneider (Bau- und Umweltingenieurwesen), Prof. Peter Gotsch (Architektur), Prof. Manfred Hampe (Maschinenbau), Prof. Franko Küppers (Elektro- und Informationstechnik), Prof. Alejandro Buchmann (Informatik).

hoch³ 6/2015: Fokus Internationalisierungs-Beauftragte

In der aktuellen hoch³ 6/2015 kommen auch andere Internationalisierungs-Koordinatoren zu Wort: In kurzen Statements oder kleinen Interviews erläutern sie unter anderem, was ihre wichtigsten Anliegen sind und wann sie ihr Mandat als erfüllt ansehen.