Kostbares Wasser

TU-Wissenschaftler forscht in Nicaragua zu nachhaltiger Ressourcennutzung

06.04.2016 von

Jochen Hack erforscht in Nicaragua, wie in Schwellen- und Entwicklungsländern Zahlungssysteme zur nachhaltigen Nutzung von Ökosystemleistungen wie Trinkwasser beitragen können.

Kinder schippern auf dem Nicaraguasee. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird Nutzwasser häufig noch als kostenlose Ressource wahrgenommen. Bild: Inés Lacayo
Kinder schippern auf dem Nicaraguasee. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird Nutzwasser häufig noch als kostenlose Ressource wahrgenommen. Bild: Inés Lacayo

Nicaragua ist am Fachgebiet für Ingenieurhydrologie und Wasserbewirtschaftung (ihwb), Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, nicht erst seit der Verkündung des Baubeginns des interozeanischen Nicaraguakanals im Dezember 2014 ein Begriff. Bereits seit vielen Jahren gibt es einen kontinuierlichen akademischen Austausch mit dem mittelamerikanischen Land. Was zunächst im Rahmen von Forschungsprojekten und auf Doktoranden-Ebene begann, wurde im Laufe der Jahre um einen Austausch von Praktikanten, Austauschstudierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ergänzt.

Mit einer großen Fachexkursion nach Nicaragua im Juli 2015 wurde zuletzt an der Partnerhochschule, der Universidad Tecnológica La Salle (ULSA) in León, eine über den Deutschen Akademischen Austauschdienst finanzierte Internationale Studien- und Austauschpartnerschaft feierlich initiiert.

In seiner aktuellen Forschung befasst sich Dr.-Ing. Jochen Hack vom Fachgebiet ihwb in Nicaragua unter anderem mit dem Anwendungspotenzial von Zahlungssystemen für hydrologische Ökosystemleistungen im Kontext eines Integrierten Wasserressourcen-Managements (IWRM) in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Begriff Ökosystemleistungen umfasst alle für den Menschen nutzenstiftenden Funktionen von Ökosystemen.

Die internationale Gemeinschaft hat sich als Teil der Millenniumentwicklungsziele die Umsetzung von IWRM zum Ziel gesetzt, um der übergeordneten Bedeutung der Wasserressourcen als integrierende Landschaftkomponente und für die sozio-ökonomische Entwicklung der Menschheit Rechnung zu tragen.

Vielversprechende Alternative

Flusslandschaft in Nicaragua. Bild: Inés Lacayo
Flusslandschaft in Nicaragua. Bild: Inés Lacayo

Bisher konnten die Ziele dieser integriert und partizipativ organisierten Bewirtschaftung auf Flusseinzugsgebietsebene, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, noch nicht zufriedenstellend erreicht werden. Eine Folge davon ist etwa die fortschreitende Degradierung von Ökosystemen und damit ein Verlust der Dienstleistungen, die diese der Gesellschaft erbringen. Eine Vielzahl von Initiativen bemüht sich um die Inwertsetzung dieser bisher als kostenlos wahrgenommenen Ökosystemdienstleistungen – zum Beispiel die regulierende Bereitstellung von Wasser in für die gesellschaftliche Nutzung ausreichender Quantität und Qualität durch Waldökosysteme oder die Bestäubungsleistungen von Bienen für die Landwirtschaft – und der Etablierung von Kompensationssystemen, um deren Erhalt zu finanzieren.

Besonders Zahlungssysteme für hydrologische Ökosystemdienstleistungen werden als eine vielversprechende Alternative zu traditionellen Umweltpolitikinstrumenten angesehen, um externe Effekte nicht nachhaltiger Landnutzung zu adressieren.

Nicaragua hat in den letzten Jahren wichtige Schritte für einen nationalen IWRM-Prozess eingeleitet, die Umsetzung der IWRM-Prinzipien zum nachhaltigen Flusseinzugsgebietsmanagement auf lokaler Ebene steht jedoch noch aus. Im Rahmen eines Fallstudienvergleichs einzelner, voneinander unabhängiger Projekte von Zahlungssystemen für hydrologische Ökosystemleistungen sowie einer intensiven Prozessbegleitung bei der Implementierung einer Fallstudie wurde die funktionale Rolle der Zahlungssysteme untersucht und in ihrer Bedeutung für den nationalen IWRM-Kontext bestätigt. In Kooperation mit der ULSA wird gegenwärtig am Beispiel des Rio Chiquito in León die ökohydrologische Funktion urbaner Gewässer sowie die Wechselbeziehung zwischen urbaner Landnutzung und natürlichen Ökosystemen näher untersucht.

Austauschmöglichkeiten für Studierende

Im Rahmen der Partnerschaft mit der Universidad Tecnológica La Salle (ULSA) in Nicaragua bietet das Fachgebiet für Ingenieurhydrologie und Wasserbewirtschaftung (ihwb) vielfältige Austauschmöglichkeiten für Studierende der TU Darmstadt an. Seit 2012 werden Studierende für einen dreimonatigen Aufenthalt in León vermittelt, um Praktika im Bereich Kleinstwasserkraft, Gewässerschutz oder Flussgebietsmanagement zu absolvieren.

Seit dem WS 2015/16 werden über das DAAD-finanzierte ISAP-Programm je Semester drei Stipendien für ein sechsmonatiges Auslandssemester an der ULSA vergeben. Die Stipendien decken alle Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung und Krankenversicherung ab. Studiengebühren werden keine erhoben.

Die Bewerbungsfrist für ein Stipendium für das Sommersemester 2017 läuft noch bis zum 30. Juni 2016. Weiterhin werden vom Fachgebiet ihwb studentische Abschlussarbeiten in Nicaragua betreut.

Hier gibt es weitere Informationen.