Ideen verleihen Flügel

Staatssekretärin Brigitte Zypries zu Gast bei der Akaflieg

14.07.2016 von

Die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, hat die Akaflieg besucht und sich dabei über den Wingcopter informiert. Die Hybrid-Drohne soll schneller, länger und weiter fliegen als gängige Drohnen und trotzdem senkrecht starten und landen. Durch die technischen Innovationen konnte sogar Interesse bei internationalen Veranstaltungen geweckt werden.

Der Wingcopter – mit Jonathan Hesselbarth, Brigitte Zypries und Tom Plümmer (v.li.n.re.). Bild: Paul Glogowski

Bereits seit 1920 besteht die Akademische Fliegergruppe Darmstadt, kurz Akaflieg, die flugbegeisterte Studierende vereint. Mit großem Ideenpotential werden hier überwiegend Segelflugzeuge unter dem Motto „Studenten forschen, bauen, fliegen“ konstruiert und hergestellt. So wurden mehr als 40 Eigenanfertigungen seit der Gründung des Vereins geschaffen.

Der richtige Rahmen also, um eigene Ideen zu entwickeln oder in der Werkstatt an Prototypen zu feilen. Diese Möglichkeit nutzte auch Jonathan Hesselbarth: Der Maschinenbaustudent der TU Darmstadt entwickelte den „Wingcopter“ und zusammen mit Tom Plümmer gründete er ein Start-up-Unternehmen – und machen damit so langsam auf sich und ihre Arbeit aufmerksam.

Entspannt über die Zukunft reden

Bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin (ILA) präsentierten die beiden Jungunternehmer im Rahmen des ILA Startup Day ihren Wingcopter und der stieß auf breites Interesse – so auch bei der Staatssekretärin Brigitte Zypries, die den Wahlkreis Darmstadt-Dieburg im Bundestag vertritt. Man kam ins Gespräch und Zypries beschloss, sich das spannende Projekt und die Akaflieg vor Ort genauer anzuschauen.

Am Montag (11.07.) war es soweit und es kam zu einem entspannten Get-together mit Studierenden, den Start-up-Gründern und Brigitte Zypries in der Halle der Akaflieg. Hier herrschte eine produktive Atmosphäre: Mehr oder weniger vollständige Flugzeuge waren zu bestaunen, ebenso einzelne Teile und Werkzeuge. Im Gegensatz zum Werkstatt-Ambiente sorgten eilig aufgestellte Banner für einen etwas offizielleren Touch. Und inmitten des Ganzen und im wahrsten Sinne des Wortes „zum Greifen nah“: der goldene Wingcopter. Doch was zeichnet ihn eigentlich aus?

Der Wingcopter ist eine Mischung aus einem Quadrocopter und einem Flächenflugzeug, verbunden über einen selbst entwickelten Schwenkrotor. Er vereint so die Vorteile beider Flugzeugtypen in einem, um gleichzeitig vertikal abheben und schweben zu können und effizient und dynamisch wie ein Flugzeug mit Flügeln fliegen zu können. Sowohl Unternehmen und Regierungsinstitutionen als auch Organisationen können den Wingcopter als Transportmittel für Güter oder Sensorik und deren Dienstleistung einsetzen.

„Studenten forschen, bauen, fliegen“ ist das Motto der Akaflieg. Bild: Paul Glogowski
„Studenten forschen, bauen, fliegen“ ist das Motto der Akaflieg. Bild: Paul Glogowski

„Diese Drohne dient lediglich dem zivilen Gebrauch“, betont Entwickler Hesselbarth. Dabei ist besonders das technische Leistungsvermögen hervorzuheben. „Besonders faszinierend ist, dass die Drohne lange und schnell fliegen kann“, sagt Brigitte Zypries. Der Wingcopter mit 1,78 m Spannweite erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 150 km/h und kann etwa 100 Kilometer weit fliegen. Zusätzlich besitzt er eine Flugzeit von bis zu zwei Stunden. Außerdem braucht das Fluggerät keine Start- und Landebahn.

2016 sollen sogar zwei Guinness-Weltrekorde durch den Wingcopter gebrochen werden. „Wir streben die Auszeichnungen im Bereich Topgeschwindigkeit sowie längste geflogene Strecke an“, sagt Tom Plümmer. Für viele Leute stellen Drohnen eine technische Errungenschaft dar. „Die Hybrid-Drohne Wingcopter ist ein Fluggerät der Zukunft“, so Brigitte Zypries. Die Umsetzung von Ideen benötigt finanzielle Mittel. Doch auch in dieser Hinsicht konnte das Start-up Unterstützung gewinnen. So fördert etwa Merck die Entwicklung des Wingcopters.

Dank der Unterstützung von Freunden und Familie können die beiden Jungunternehmer weiter an der Drohne tüfteln. „Wir arbeiten daran, dass der Wingcopter vollständig autonom fliegen kann“, bemerkt Tom, der für das Marketing und kaufmännische Geschäftsführung des Start-ups zuständig ist. Zusätzliches interdisziplinäres Wissen ist da stets willkommen. „Bei Interesse an Drohnen können sich Studierende gerne bei uns melden“, lautet Jonathan Hesselbarths Einladung an die Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Internationaler Anklang

Weltpremiere in den Vereinten Arabischen Emiraten. Bild: Big Boys Toys Dubai
Weltpremiere in den Vereinten Arabischen Emiraten. Bild: Big Boys Toys Dubai

Neben den vielen technischen Details konnten sich die Jungunternehmer und die Staatssekretärin auch über internationale Reisen austauschen. So hat es die besondere Hybrid-Drohne bereits 2015 nach Abu Dhabi geschafft, wo die Weltpremiere veranstaltet wurde. Nicht nur die Technik erregte dort Aufmerksamkeit: In die Lackierung des Prototypen ist echtes 24-karätiges Gold eingemischt – so macht man auch Eindruck.

Der Ausflug hat sich gelohnt, denn Ende Juli geht es für die beiden Start-Upper erneut an den Persischen Golf. Angedacht ist der Drohneneinsatz bei der ortsansässigen Feuerwehr in Dubai.

Die nächsten Stationen danach sind Indonesien im August, Singapur im September und dann für längere Zeit Kenia und Ruanda, wo ein landesweites Wingcopter-Liefernetzwerk für Medizin, Blutproben und Impfstoffe, basierend auf Solarenergie, entstehen soll. Nicht nur international ist man angetan von der Idee der Studenten. „Dieses Start-Up hat jede Menge Potential“, schlussfolgert Zypries aus den anregenden Gesprächen.