Berühmter Quantenphysiker mit Anziehungskraft

Ehrendoktorwürde der TU Darmstadt für Professor Francesco Iachello

12.07.2017 von

Die TU Darmstadt hat den international hoch renommierten Wissenschaftler Francesco Iachello mit der Ehrendoktorwürde im Fach Physik ausgezeichnet. Iachello hat seit 1991 die Josiah W. Gibbs-Professur für Physik und Chemie an der Yale University in New Haven, Connecticut (USA) inne.

TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel hob während der akademischen Feier die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von Professor Iachello sowie dessen langjährige Verbundenheit mit der TU Darmstadt hervor. So pflegt er seit den 1980er Jahren die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Physik, gab hier zahlreiche Anstöße für Experimente und begleitete persönlich die Veröffentlichung von Ergebnissen. In den letzten zehn Jahren hielt er verstärkt an der TU Darmstadt Gastvorträge und nahm sich Zeit zur Diskussion mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.

Professor Iachello, geboren 1942 in Francofonte, Italien, absolvierte das Studium der Kerntechnik an der Politecnico di Torino und arbeitete dort anschließend einige Jahre als wissenschaftlicher Assistent. 1967 wechselte er an das Massachusetts Institute of Technology, um im Bereich der Theoretischen Kernphysik zu forschen. 1969 schloss er die Promotion am MIT mit dem akademischen Titel Ph.D. ab. Sein nächster Karriere-Schritt führte ihn an das Niels Bohr-Institut in Kopenhagen, Dänemark. 1971 nahm er einen Ruf als Professor an die Politecnico di Torino an. 1974 folgte eine Anstellung am niederländischen Kernfysisch Versneller Instituut in Groningen; ab 1976 lehrte und forschte Iachello an der Rijksuniversiteit Groningen als Professor. 1978 schließlich erhielt er einen Ruf auf eine Professur am Fachbereich Physik der Yale University.

Professor Iachello hat als Theoretiker zur Struktur von Quantensystemen gearbeitet. Hierbei führte er gruppentheoretische Methoden ein, die dynamische Symmetrien von Lie-Algebren ausnutzen. Seine Arbeiten thematisieren Quantenstrukturen von Vielteilchensystemen – von stark-wechselwirkenden Systemen wie Hadronen und Atomkernen über elektromagnetische Systeme wie Moleküle oder Mikrowellenresonatoren bis hin zu Phänomenen der schwachen Wechselwirkung wie etwa der neutrinolose Doppeltbeta-Zerfall.

Enge Beziehungen zum Institut für Kernphysik

Besonders enge wissenschaftliche Beziehungen gibt es traditionell zum Institut für Kernphysik der TU Darmstadt. Iachellos Forschung zu gemischt-symmetrischen Strukturen in schweren deformierten oder sphärisch-vibrationellen Kernen sowie zu Quantenphasenübergängen haben die TU-Professoren Achim Richter und Norbert Pietralla und ihre Arbeitsgruppen wiederholt zu neuen erfolgreichen Experimenten inspiriert und Entdeckungen befördert. Diese Arbeiten machten die Darmstädter Kernstrukturphysik international noch sichtbarer und flossen ein in die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereiche 634 (abgeschlossen 2016) und 1245 („Atomkerne: Von fundamentalen Wechselwirkungen zu Struktur und Sternen“, Beginn 2016, Sprecher: Professor Achim Schwenk).

Auch Schülerinnen und Schülern der Oberstufe öffnete Iachello Türen: Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten, die an der jährlichen TU-Veranstaltungsreihe Saturday Morning Physics mit Erfolg teilnahmen, konnten einen einwöchigen Forschungsaufenthalt an der Yale University gewinnen und so bei den experimentell arbeitenden Physikern am Wright Nuclear Structure Laboratory (WNSL) der Yale University hospitieren, wo Professor Iachello seit 1995 als einer der Direktoren fungiert.

Iachello ist bereits viermal von Universitäten in Europa und China mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden. Ferner erhielt er unter anderem 1993 den Tom Bonner Prize der American Physical Society und 2002 den Lise Meitner Prize der European Physical Society.