Schönheitskur für die Tugenden

45.000 Euro Spenden für Restaurierung der Sandsteinfiguren am Schloss

16.08.2017 von

Die Allegorien der Tugenden Treue, Liebe, Gerechtigkeit, Wohlstand sowie Statuen zweier Landgrafen schmücken als Sandsteinfiguren das Schloss. Um das Wohlergehen der Skulpturen kümmern sich nun großzügige Spenderinnen und Spender. 45.000 Euro brachte ein Kreis der Engagierten innerhalb von knapp zwei Jahren für die Restaurierung auf.

1733 bezogen die vier Tugenden ihren Posten am Mittelrisalit – dem vorspringenden mittleren Pavillon – an der Marktplatzseite des Schlosses. 1926 wurden sie wegen starker Verwitterung durch Kopien ersetzt; die Originale stehen seitdem in den Arkaden am Parforcehof. Obwohl sie in den 1920er Jahren restauriert wurden, trugen die Originalfiguren aus Sandstein in den turbulenten folgenden Jahrzehnten erneut Schäden davon – wie auch die Skulpturen der Landgrafen Philipp I. und Georg I., die seit 1934 in der Hofdurchfahrt zur Marktbrücke stehen. Zeit für eine Schönheits- und Verjüngungskur.

Rund 7.400 Euro veranschlagte ein Restaurator in einer ersten Schätzung für die Wiederherstellung jeder Figur, insgesamt also knapp 45.000 Euro. Wie schon bei der Sanierung des Darmstädter Schlossgrabens kam großzügige Unterstützung aus der Bevölkerung. Nach einer Schlossführung für alle bekannten Spender formierte sich ein „Kreis der Engagierten“, der seit 2015 Mittel sammelte.

„Das geschichtsträchtige Herzstück unserer Heimatstadt“

So wird zum Beispiel die Sanierung der Sandsteinfigur des Landgrafen Philipp I. vom Rotary Club Darmstadt in Verbindung mit ihrer Fördergemeinschaft Darmstadt e. V. gestemmt. „Das Darmstädter Schloss mit seiner prachtvollen Fassade ist das geschichtsträchtige Herzstück unserer Heimatstadt. Daher ist es für uns als Rotarier selbstverständlich, bei der Sanierung mit der Universität Hand in Hand zu arbeiten“, sagt Albert Filbert, Präsident des Rotary Club Darmstadt. „Dass wir mit der Spende die Sanierung des Denkmals unseres bedeutenden Landesfürsten Philipp I. finanzieren können, macht uns dabei besonders stolz.“

Die Rotary Clubs Darmstadt Kranichstein und Darmstadt Bergstraße hingegen engagierten sich für die Restaurierung des Denkmals von Landgraf Georg I. Die Doktores Ingrid und Horst Wagner übernahmen die Sanierung der Iustitia, die Merck’sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft e. V. die der Caritas. Das Netzwerk der TU-Alumni sammelte während des Alumni-Fests für die Wiederherstellung der Fides. Die Restaurierung der übrigen Figuren wird durch die Spenden mehrerer Personen finanziert werden.

„Die Allegorien gehören als unverwechselbares Element zum Schloss. Ich bin besonders dankbar, dass aus unserem Kreis der engagierten Schlossgraben-Spender der Wunsch entstand, die Universität dabei zu unterstützen, die Originale wiederherzustellen“, sagt TU-Kanzler Manfred Efinger. „Es ist uns ein Anliegen, die Darmstädterinnen und Darmstädter bei der Sanierung der Schlossanlage einzubinden.“

Nachdem die nötigen Mittel gesichert sind, kann nun die Sanierung von Tugenden und Landgrafen geplant werden. Auf jeden Fall sollen Verwitterungsschäden behoben und die Skulpturen von Taubenkot und anderen Verschmutzungen gereinigt werden. Auch Ergänzungsarbeiten wären möglich. Nach derzeitigen Planungen soll künftig eine Glaswand den Wandelgang zum Hof hin abschließen, die die Figuren schützt, aber gleichzeitig den freien Blick auf sie erlaubt. Wann die Restaurierung beginnt, steht noch nicht fest – der Zeitpunkt muss sorgfältig mit der laufenden Schloss-Sanierung abgestimmt werden.

Die angestammten Plätze sind sicher

Sicher ist, dass die Original-Skulpturen ihre seit Jahrzehnten angestammten Plätze in den Arkaden und in der Tordurchfahrt an der Marktbrücke behalten werden. Die Denkmalschutzbehörden gaben klare Empfehlungen dazu ab: Hier können Besucherinnen und Besucher die Figuren, die vom Bildhauer auf eine Fernwirkung hin gearbeitet wurden, mit gebührendem Abstand betrachten. So bleibt der ursprünglich beabsichtigte Eindruck erhalten. Und wer sich für Details und die vielschichtige, reiche Symbolik der Allegorien interessiert, kann sie dort zugleich von nahem anschauen.

Die Statuen der Landgrafen stehen in räumlicher Nähe des ihnen ursprünglich zugedachten Platzes rechts und links außen neben der Tordurchfahrt. Dass sie dort nie aufgestellt wurden, ist dem Veto des regierenden Großherzogs geschuldet. Das eher gedrungene Erscheinungsbild, das Bildhauer Johann Baptist Scholl im Jahr 1845 seinen Vorfahren gab, missfiel dem Auftraggeber.

Tipp:

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