Gründlicher Blick auf die jüngere Vergangenheit

Neuer Sammelband der TU Darmstadt zu ihrer dynamischen Entwicklung seit 1970

11.10.2017 von

Die TU Darmstadt wirft anlässlich ihres 140-jährigen Bestehens in einem umfangreichen Sammelband einen systematisch-wissenschaftlichen Blick auf ihre jüngere Geschichte insbesondere seit den 1970er Jahren, die eine „Epochenschwelle in der Wissenschaft“ markierten.

Das Buch, zu dem 35 Autorinnen und Autoren aus den Fachbereichen und der Zentralen Verwaltung der Universität sowie Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland Beiträge leisteten, füllt eine Lücke – und zwar in der Universitätsgeschichtsschreibung ganz allgemein. Die letzten umfassenderen historischen Arbeiten zur Geschichte der TH Darmstadt bzw. TU Darmstadt wurden in den 1990er Jahren unter dem Titel „Technische Bildung in Darmstadt 1836–1986“ veröffentlicht. Und das vom Präsidium angestoßene und 2014 abgeschlossene Projekt „TH Darmstadt und Nationalsozialismus“ lieferte eine Fülle von Erkenntnissen, auf die in dem nun vorgelegten Sammelband gut aufgebaut werden konnte.

Wichtige Impulse, die Zeit ab den späten 1960er-Jahren erstmals gründlich wissenschaftlich zu analysieren, gab auch ein neues Konzept der Geschichtswissenschaft: Sie deutet die Phase als eine „Epochenschwelle“, gekennzeichnet durch radikale Veränderungen in Wirtschaft, Technik, Demografie und Kultur in den westlichen Gesellschaften. Dieser Strukturbruch betraf besonders stark die Hochschulen und wirkt bis heute, führt man sich allein die tiefgreifende Digitalisierung der Wissenschaft vor Augen.

So bildete sich auf Initiative von Dr. Manfred Efinger, Kanzler der TU Darmstadt, Ende 2014 ein Herausgebergremium, bestehend aus Professor Dr. Christof Dipper, Dr. Isabel Schmidt, Professor Dr. Dieter Schott und dem TU-Kanzler selbst. Das Quartett gewann den großen Autorenkreis und debattierte mit ihm in zwei Workshops Konzept und Inhalte.

Entstanden ist bewusst keine Festschrift mit Erinnerungscharakter und linear erzählter Institutionengeschichte, sondern ein Buch, das Orientierung leisten möchte in einer komplex gewordenen Welt, die nur noch wenig gemein hat mit der Welt vor 1970. So gliedert sich der Sammelband in fünf Teile: Der erste Abschnitt widmet sich, die größeren Zusammenhänge aufzeigend, den ersten hundert Jahren der TH-Geschichte. Neben einem chronologisch aufgebauten Kapitel findet das im Laufe der Zeit wechselnde Fächerspektrum und das fachliche Profil Berücksichtigung („Fächer, die es nicht mehr gibt“ und „Prägende Fächer im Wandel“).

Der folgende Abschnitt untersucht den allgemeinen Wandel der Forschungskultur, die Neuausrichtung der hochschul- und wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der Studiengänge sowie die hessische Hochschulpolitik. Die folgenden Kapitel befassen sich mit den konkreten Auswirkungen auf die TH/TU Darmstadt – von der Emanzipation der Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu dem die Universität langfristig prägenden technischen und naturwissenschaftlichen Fächerspektrum. Auch neue Perspektiven wie Interdisziplinarität und Internationalisierung, Drittmittel und Autonomie werden beleuchtet.

Der Abschnitt „Erinnerungen und Berichte“ lässt Zeitzeugen und internationale Partner der TH/TU Darmstadt zu Wort kommen. Abschließend werden die Beziehungen der Universität zu Stadt, Industrie und außeruniversitären Forschungsinstituten in der Region eingeordnet. Ein umfangreicher Anhang mit Selbstdarstellungen der Fachbereiche, einer pointierten Chronik, Lageplänen, Schaubildern und erstmals detailliert erhobenen statistischen Daten runden das Werk ab.

Präsident Professor Hans Jürgen Prömel: „Das Projekt setzt konsequent die selbstkritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Technischen Universität Darmstadt fort. Wir haben das Wissen über unsere Institution auf den neuesten Stand gebracht und damit die Möglichkeit gewonnen, die Gegenwart besser zu verstehen.“

Kanzler Dr. Manfred Efinger: „Aus einem Ende 2014 geplanten kleineren Band ist ein äußerst ertragreiches Projekt geworden. Innerhalb kurzer Zeit ist eine Fülle qualitativ hochwertiger Beiträge entstanden.“

Professor Christof Dipper: „Es ist ein schönes Buch geworden; ein Coffee Table Book mit fundierter wissenschaftlicher Grundlage.“

Professor Dieter Schott: „Durch das spezielle Konzept des Buches ist es uns gelungen, statt einer klassischen Festschrift einen repräsentativen und innovativen Sammelband zu erstellen.“

Dr. Isabel Schmidt: „Wir haben allen beteiligten Autorinnen und Autoren zu danken, die bereit waren, sich auf ein etwas anderes und vor allem arbeitsintensiveres Sammelbandkonzept einzulassen.“

1968 Nach dem Hessischen Hochschulgesetz von 1966 erarbeitet die TH Darmstadt eine neue Satzung, die Ausgangspunkt für weitreichende Diskussionen zu den Themen der Mitbestimmung und der Öffentlichkeit von Gremien wird und einen Reformprozess ganz neuen Ausmaßes einleitet.

1969/70 Die TH führt als erste und einzige westdeutsche Hochschule die Drittelparität ein. Das neue Hessische Hochschulgesetz zwingt die TH zur Rücknahme.

1971 Wahl des ersten Präsidenten, Helmut Böhme

1971 Neugliederung der Hochschule in Fachbereiche (anstelle der Fakultäten)

1993 Die TH erhält als erste hessische Universität im Rahmen eines Modellversuchs einen Globalhaushalt.

1995 Johann-Dietrich Wörner wird Amtsnachfolger von Helmut Böhme.

1997 Die TH benennt sich um in TU Darmstadt.

2001 Die TU führt das kaufmännische Rechnungswesen ein.

2005 Die TU erhält als erste deutsche Universität den Autonomie-Status.

2007 Im Rahmen der Exzellenzinitiative wirbt die TU einen Exzellenzcluster und eine Exzellenz-Graduiertenschule ein. Zudem ist sie beteiligt an einem von der Goethe-Universität Frankfurt koordinierten Exzellenzcluster.

2007 Wahl von Hans Jürgen Prömel zum neuen Präsidenten.

2014 Wahl von Präsident Prömel zum Sprecher der TU9, dem Zusammenschluss führender Technischen Universitäten Deutschlands.

2016 Wiederwahl für zwei Jahre.