Die Faszination von Lernen und Erkenntnis
Schülerstudierende an der TU Darmstadt
05.12.2017 von Claudia Breuer
Annika Jäger und Joschka Braun sind ihrer Zeit ein wenig voraus. Nicht als Zukunftsreisende in einem Science-Fiction-Film, sondern als Schülerstudierende der TU Darmstadt. Denn in diesem Frühstudium besuchen sie schon vor dem Abitur reguläre Vorlesungen, legen Prüfungen ab und lernen ihr Wunschfach – Mathematik – hierüber von Grund auf kennen. Hier geben sie Auskunft, wie sie das Schülerstudium erlebt haben.
Dass Annika und Joschka ein überdurchschnittliches Interesse an Wissen und Forschen haben, zeigte sich bei beiden schon mit elf, zwölf Jahren. Annika bestritt erfolgreich mehrere Wettbewerbe von „Jugend forscht“, wurde anschließend von der Deutschen Schülerakademie gefördert und begann in der 12. Klasse ihr Schülerstudium. Joschka wiederum beschäftigte sich schon eingangs der Mittelstufe mit Universitätsmathematik und startete in der 8. Klasse mit dem . Die Reaktion von Familie, Schule und Freundeskreis fiel bei beiden durchgehend positiv und mit viel Unterstützung aus. Schülerstudium
Gute Organisation erforderlich
Schülerstudierenden hilft, wenn sie – auch bei der Kurswahl – geschickt zu organisieren und Prioritäten zu setzen verstehen. Denn ein Schülerstudium bedeutet mehr als die einfache Anwesenheit in einer Vorlesung – der Stoff muss vielmehr durchdrungen, geübt und vertieft werden. Da kommen leicht acht bis zehn Stunden zusätzlicher Lernaufwand pro Woche hinzu. Annika rät deshalb, die Schule in die Planungen des Schülerstudiums schon frühzeitig einzubeziehen und sich dort ein Netzwerk an „Unterstützern“ aufzubauen. Auch die Transport-Logistik ist zu beachten. Joschkas Schule lag in unmittelbarer Nähe zur TU, Annika hingegen wohnt in einiger Entfernung von Darmstadt. Sie fuhr die Strecke probeweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab – so wusste sie genau, auf welche Pendelzeit sie sich einzustellen hatte.
Leidenschaft für das Fach
Annika und Joschka sind sich einig: Will man Schule und Schülerstudium schaffen, so sollte man mit der Bewältigung des Schulstoffs in sämtlichen Fächern keine allzu große Mühe haben. Unabdingbar sind weiterhin ein gut strukturierter Tagesablauf, Selbstdisziplin und Konzentrationsfähigkeit. Annika z.B. hat den anstehenden Schulstoff bereits in den Ferien bearbeitet und den Lernaufwand so effizient eingeteilt. So mussten beide Schülerstudierende an ihrem Freizeitprogramm kaum Abstriche machen. Für das gelungene Eintauchen ins Studium ist weiterhin auch die Vernetzung mit den Kommilitonen sehr wichtig, erfordert doch das Studium im Unterschied zur Schule eine viel größere fachliche und organisatorische Selbständigkeit.
Schülerstudierende benötigen aber auch Leidenschaft für ihr Fach. Annika und Joschka empfehlen, sich vor Beginn des Schülerstudiums eine Vorlesung zur Probe anzuhören und so die eigene Begeisterungsfähigkeit zu testen.
Bei Annika und Joschka löste das Schülerstudium große Zufriedenheit und Begeisterung aus – weil endlich Grundlagen und Zusammenhänge des Faches tiefer erkannt werden. Wie setzt sich diese Begeisterung fort? Annika plant Mathematik oder ein mathematiknahes Fach zu studieren. Joschka hat ein Studium der Mathematik begonnen, das er dank des Schülerstudiums nach nur zwei (statt sechs) Semestern abschließen kann. Anschließend wechselt er zum Master-Studium an eine Universität in den USA.