Nach dem Fenstersturz – Bücher und Drucke aus der Zeit des 30jährigen Krieges

Ausstellung in der Universitäts- und Landesbibliothek vom 12.04. bis 10.06.2018

12.04.2018 von

Der Sturz der königlichen Beamten aus den Fenstern der Prager Burg führte Mitteleuropa 1618 in eine bis dahin nicht gekannte Katastrophe. Die folgenden 30 Jahre waren geprägt von militärischer Aggression, verbunden mit Ausbeutung und Zerstörung. Zugleich produzierte das enorme Interesse an Ereignissen und Akteuren neue Heldenfiguren, die erfolgreich medial vermarktet wurden. Die Ausstellung zeigt in einer Auswahl Flugblätter, Bücher und Handschriften aus den Beständen der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt.

Bild: Gestaltung und Fotomontage: Polynox, Büro für Gestaltung. Motive: „Prager Fenstersturz“ (1618), Theatrum Europaeum, Frankfurt 1662, S. 16, Gü 10946; „Schlacht bei Breitenfeld“ (1631), Lotichius, Res Germanicae, Frankfurt 1646, nach S. 930, Gü 11640
Bild: Gestaltung und Fotomontage: Polynox, Büro für Gestaltung. Motive: „Prager Fenstersturz“ (1618), Theatrum Europaeum, Frankfurt 1662, S. 16, Gü 10946; „Schlacht bei Breitenfeld“ (1631), Lotichius, Res Germanicae, Frankfurt 1646, nach S. 930, Gü 11640

Vor 400 Jahren begann mit dem Prager Fenstersturz der 30jährige Krieg. Der Aufstand der böhmischen Stände gegen den katholischen König Ferdinand II. war Anlass für einen Konflikt, der schnell seinen regionalen Charakter verlor und nahezu das gesamte damalige Reich zur Bühne eines enthemmten Krieges werden ließ. In wechselnden Bündnissen und Parteiungen wurde auf gewaltsamem Wege nach Lösungen für die zahlreichen konfessionellen und politischen Streitfragen gesucht, die das Heilige Römische Reich deutscher Nation seit dem Augsburger Religionsfrieden (1555) beschäftigten. Das wachsende militärische Engagement Spaniens, Dänemarks, der Niederlande und vor allem Schwedens und Frankreichs führten zu einer Internationalisierung des Krieges und schließlich auch des Friedens: 1648 begründeten die Verträge von Münster und Osnabrück eine europäische Friedensordnung, die bis zum Ende des Ancien Régime Bestand haben sollte.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus den reichen Beständen der ULB in Reproduktion und Original. Darunter sind bekannte Bilder wie der berühmte Fenstersturz des Frankfurter Druckers Matthäus Merian, der bis heute unsere Vorstellung vom Verlauf der Ereignisse bestimmt. Auch der Westfälische Postreiter als markantes Bild des Friedens nach 30jährigem Krieg darf hier nicht fehlen. Gezeigt wird aber auch eine Reihe von illustrierten Flugblättern, die einen Einblick in die Bildsprache und politische Polemik der Kriegsjahre gewähren. Weitere Exponate unterstreichen die Bedeutung des Krieges für Südhessen: Ein 1633 gedruckter Bericht fasst das Leiden der südhessischen Bevölkerung in Zahlen und Worte, während politische und staatsrechtliche Schriften den innerhessischen Streit um das Marburger Erbe illustrieren. Den Abschluss und Höhepunkt der Präsentation bieten die reich ausgestatten Leichenschriften der hessischen Landgrafen, die zusammen mit den Gelegenheitsdrucken zur Hochzeit Georgs II. mit Sophie Eleonore von Sachsen (1627) das Selbstverständnis des Fürstenhauses dokumentieren.

Die Ausstellung

Nach dem Fenstersturz – Bücher und Drucke aus der Zeit des 30jährigen Krieges. 12.04.-10.06.2018, Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Stadtmitte, Magdalenenstr. 8, 64289 Darmstadt, Ausstellungsflur, UG 1