Kollege Roboter als Vorgesetzter?

TU unter den Wettbewerbs-Gewinnern im Wissenschaftsjahr 2018

18.04.2018 von

„Siri, wann haben wir das Mitarbeitergespräch?” – unter diesem Titel wird das Institut für Arbeitswissenschaft im Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt die Akzeptanz von Robotern als Führungskräfte untersuchen. Das kommunikative Konzept überzeugte eine Jury im Rahmen des Hochschulwettbewerbs zum Wissenschaftsjahr 2018 – Arbeitswelten der Zukunft „Zeigt eure Forschung!“.

Ob Roboter als Vorgesetzte akzeptiert werden, untersucht ein Forschungsteam der TU Darmstadt. Bild: Claus Völker

Gesucht wurden Ideen junger Forschungsteams, um der Gesellschaft interaktiv und gut verständlich nahezubringen, dass ihre wissenschaftlichen Projekte konkret den Berufsalltag von morgen mitgestalten. Neben der TU Darmstadt wurden bundesweit weitere 14 Konzepte mit je 10.000 Euro prämiert. Mit dem Preisgeld können die Teams ihre Ideen bis Ende des Jahres umsetzen.

Pia Bettenbühl, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt den Wettbewerbsantrag einreichte, erläutert die Beweggründe: „Unter dem Schlagwort Arbeit 4.0 arbeiten derzeit viele Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft an Gestaltungslösungen für den Arbeitsplatz des Einzelnen. So läuft der Weg häufig entlang einer technischen Innovation – vorbei an den Personen, die später mit dieser Technik zusammenarbeiten werden. Wir möchten mit Menschen in den Dialog treten, ihre Meinungen und Ängste verstehen und einen breiten Diskurs anregen, der sich reflektiert mit den Grenzen und Möglichkeiten der aktuellen Innovationswelle der Robotik auseinandersetzt.“

So wollen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zunächst herausfinden, wie Menschen grundsätzlich auf den Gedanken reagieren, dass Roboter Führungsfunktionen im Betrieb übernehmen könnten. Bislang wird die betriebliche Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern vor allem in der Produktion erforscht. Dass die Technik schwere physische Arbeit abnimmt, ist unter den Beschäftigten meist akzeptiert. Die Grenzen allerdings werden dann fließend, wenn Roboter durch den Einsatz künstlicher Intelligenz als „menschenähnlich“ wahrgenommen werden. Zugleich verbreiten sich in unterschiedlicher Technik verpackte Sprachassistenzsysteme wie Siri oder Web-Chat-Angebote wie etwa „Anna“ von Ikea. Doch welche Art von Roboter können sich Menschen an ihrem eigenen Arbeitsplatz nicht nur als Kollegen, sondern auch als Führungskraft vorstellen?

Mithilfe einer experimentellen Studie will das TU-Team ermitteln, ob Roboter akzeptiert werden, wenn sie ihre Rolle als „Kollege“ verlassen und Anweisungen erteilen oder Führungsaufgaben übernehmen. Über die Trend-Ergebnisse möchten die Forscherinnen und Forscher mit Beschäftigten ins Gespräch kommen, die von solchen Automatisierungs-Szenarien betroffen sein könnten. Deshalb wird dazu auch eine Umfrage („Was passt besser zu mir und meinem Arbeitsplatz? Roboter oder Mensch?“) gestartet. Die Ergebnisse des Selbst-Tests liefern vermutlich viel Stoff für eine spannende und breite Diskussion mit Erwerbstätigen.

Der Hochschulwettbewerb

Der Hochschulwettbewerb wird von Wissenschaft im Dialog (WiD) ausgelobt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. WiD ist eine gemeinnützige Organisation und wurde 1999 auf Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft von den großen deutschen Wissenschaftsorganisationen gegründet. Als Partner kamen Stiftungen hinzu.

Auf der Website www.hochschulwettbewerb.net werden die prämierten Teams über den aktuellen Stand und über Herausforderungen und Erfolge bei der Umsetzung ihrer Idee bloggen.