Anregungen für einen smarten Kabinettstisch

TU Darmstadt entführt die Landesregierung in Arbeitswelten der Zukunft

23.04.2018 von

Die gesamte Hessische Landesregierung hat sich am Montag in Darmstadt im „Leap in time Lab“, einer Ausgründung aus der TU Darmstadt, über konkrete Technologie-Szenarien zukünftiger Arbeitswelten informiert. Zuvor hatte eine auswärtige Kabinettssitzung unter Leitung von Ministerpräsident Volker Bouffier in den Räumen des Darmstädter Labors stattgefunden.

Dass nicht nur Menschen Roboter ins Herz schließen können, sondern auch umgekehrt, bewies der kleine Humanoide „Pepper“ beim offiziellen Presse-Fototermin im „Leap in time Lab“, dem von Ruth Stock-Homburg, Professorin für Marketing und Personalmanagement an der TU Darmstadt, ausgegründeten Labor. Mit großen Augen himmelte „Pepper“ minutenlang Ministerpräsident Volker Bouffier an, ließ ihn nicht aus dem Blick und versuchte mit beharrlichem Glucksen den Landesvater auf sich aufmerksam zu machen. Der legte mit gespielter Strenge den Finger auf die Lippen – schließlich referierte Hessens Kultusminister Ralph Alexander Lorz gerade über die hessische Bildungspolitik. Versöhnliche Geste zum Schluss: Ministerpräsident krault Roboter, Roboter zufrieden.

Das gesamte Kabinett hatte sich in dem 300 Quadratmeter großen Raum versammelt, um humanoide Roboter, Smart Tables sowie neue Trends in Virtual Reality kennenzulernen und auszuprobieren. Sehr angetan von den Möglichkeiten von Smart Tables zeigte sich nach dem Rundgang Wissenschaftsminister Boris Rhein. Auf solchen Flächen lassen sich Dokumente virtuell hin- und herschieben, Karten, Internet oder Tastatur aufrufen und sogar mit Hilfe von Shutter-Brillen persönliche Dokumente öffnen, die die Sitznachbarn nicht sehen können. Das Modell gäbe sicherlich einen guten Kabinettstisch ab, sinnierte Rhein.

Digitalisierung zum Anfassen

Das Lab führt Besucherinnen und Besucher spielerisch an die Arbeitswelt der Zukunft und die Einflüsse der Digitalisierung heran. In der Arbeitswelt „Smart Living & Working“, die Chancen etwa für flexibel tätige Freiberufler aufzeigt, wie sie besser Arbeits- und Privatleben integrieren können, zog am Montag ein kleiner Humanoide die Kabinettsmitglieder mit dem Kult-Tanz „Gangnam-Style“ in seinen Bann und sorgte für Gelächter und launige Bemerkungen des Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir („Nicht nachmachen, Volker!“). Die menschenähnlichen Roboter können jedoch weit mehr, und auch das niedliche Äußere habe seinen Sinn, erläuterte TU-Professorin Stock-Homburg. So könnten die vertrauenswürdig wirkenden und sprechenden Roboter zur Unterstützung von menschlichen Arbeitskräften eingesetzt werden. Gesundheitswesen oder Kundenservice seien denkbare Einsatzfelder, so Stock-Homburg.

Umweltministerin Priska Hinz stellte sich während des Rundgangs der virtuellen Realität in der Arbeitswelt „Work & Play“. Ausgestattet mit Brille und Handsensoren bewegte sich Hinz durch eine simulierte Umgebung. Sie testete damit ein Verfahren, das in einer digitalisierten Arbeitswelt zum Beispiel zum Einsatz kommen könnte, indem Ingenieurinnen und Ingenieure über Kontinente hinweg Maschinen intuitiv warten und bedienen.

TU Darmstadt als „Vordenkerin“

Ministerpräsident Bouffier sagte im Anschluss an die Kabinettsitzung, die Themen Bildung, Wissenschaft und Forschung hätten für die Landesregierung ebenso höchste Priorität wie die „Stärkung des Wissenschafts- und Technologietransfers der Hochschulen in die Praxis.“ Deshalb auch der Besuch. „Hier in Darmstadt erleben wir, wie die Arbeitswelt von morgen aussehen kann und wir dem Anspruch gerecht werden, Zukunft zu gestalten“, so der Ministerpräsident.

TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel skizzierte mit Stichworten wie Blockchain, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die „großen Umbrüche, die war aktuell erleben.“ Die TU Darmstadt wolle „inmitten dieser nunmehr vierten technologischen Revolution Vordenkerin sein“ und für diese Herausforderungen adäquat ausbilden. „Wir wollen vorangehen bei der technologischen Entwicklung, und das gemeinsam mit der Gesellschaft und der Industrie.“ Deshalb habe die Universität beispielsweise den Profilbereich „Internet und Digitalisierung„ entwickelt und das „Centre for Cognitive Science“ gegründet. Das “Leap in time Lab" sei ein Beispiel für mehr als 80 Ausgründungen von Unternehmen aus der TU Darmstadt in den vergangenen fünf Jahren.

Wissenschaftsminister Boris Rhein hob in seinem Statement nach der Kabinettssitzung die Bedeutung des im Bundesländervergleich einmaligen Forschungsförderungsprogramms LOEWE hervor, von dem die TU Darmstadt seit 2008 mit einem Zentrum und zwölf Schwerpunkten profitiert hat. Rhein betonte, auch der Hochschulpakt werde gemeinsam mit dem Bund im Umfang von 300 Millionen Euro pro Jahr fortgesetzt. Der Minister verwies zudem auf den neuen vom Ministerium ins Leben gerufenen Ideenwettbewerb „Hessen Ideen“ und ein begleitendes Stipendienprogramm – es richtet sich gründungsaffine Hochschulangehörige, Absolventinnen und Absolventen, die sich in einer frühen Phase der Ausarbeitung einer innovativen, wissensbasierten Geschäftsidee für ein Unternehmen befinden. Unter den 14 Ausgezeichneten der ersten Förderrunde sind sechs Projekte der TU Darmstadt.