Eisenbahntechnisches Kolloquium

Störfallmanagement – die Planung des Unplanbaren

06.06.2018 von

Am 14. Juni treffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der TU Darmstadt, um aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren, was ein modernes Störfallmanagement im Bahnverkehr leisten muss.

Modellanlage des Eisenbahnbetriebsfeldes. Bild: Ralf Braum
Modellanlage des Eisenbahnbetriebsfeldes. Bild: Ralf Braum

Viele Menschen pendeln täglich zur Arbeit und sind auf pünktliche Züge angewiesen. Gerade auf stark frequentierten Stecken lassen sich Verspätungen, Umleitungen oder Ausfälle nicht immer vermeiden. Ein effizienter Betriebsablauf und angemessene Kommunikation im Störungsfall bleiben dennoch Reizthemen für Nutzer und Betreiber. Im Vorfeld des Eisenbahntechnischen Kolloquiums (ETK) haben wir mit Professor Andreas Oetting, dem Leiter des Instituts für Bahnsysteme und Bahntechnik gesprochen.

Der Schienenverkehr wird weiter zunehmen – vor allem in Ballungsgebieten. Bedeutet das auch zwangsläufig mehr Verspätungen?

Eine Zunahme des Verkehrs bedeutet analog zum Straßenverkehr ein höheres Stau- beziehungsweise Verspätungsrisiko. Um dem wirksam zu begegnen, ist man auf optimiertes Störfallmanagement und somit auf neueste Erkenntnisse aus der Forschung angewiesen.

Stichwort Störfallmanagement: Wo liegt der Forschungsschwerpunkt der TU Darmstadt?

Um die Folgen von Störfällen gering zu halten, werden in der Praxis Störfallprogramme mit vordefinierten Handlungsschritten eingesetzt. Der Forschungsschwerpunkt der TU Darmstadt liegt dabei in der Entwicklung von Methoden zur Formalisierung und Validierung von Störfallprogrammen. Zudem werden Ansätze entwickelt, um die Störfallprogramme für den Einsatz in verschiedenen Betriebssituationen zu dynamisieren.

Welche Ergebnisse erwarten Sie vom diesjährigen Eisenbahntechnischen Kolloquium?

Beim ETK stellen die Anwender aus der Praxis bisherige Ansätze und ihre Erfahrungen sowie Anforderungen an die Forschung vor. Die TU präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse, unter anderem aus DFG-Projekten.

Ein Blick in die Zukunft: Wie sieht ein ideales Störfallmanagement aus? Wie weit sind wir davon noch entfernt?

Ideales Störfallmanagement sollte einem ganzheitlichen Ansatz folgen, also neben den betrieblichen Anforderungen der Verkehrsunternehmen auch die Belange der Reisenden berücksichtigen. Das bedeutet insbesondere die Einbeziehung intermodaler Reiseketten ins Störfallmanagement unter Nutzung aller Potenziale der Digitalisierung.

Zwei Dissertationen zur reisendenorientierten Planung von Störfallprogrammen und ihrer betrieblichen Umsetzung werden 2019 abgeschlossen. Die aktuellen Ergebnisse werden am 14. Juni beim ETK vorgestellt (Infos unter www.verkehr.tu-darmstadt.de/etk).

Professor Dr.-Ing. Andreas Oetting. Bild: privat
Professor Dr.-Ing. Andreas Oetting. Bild: privat

Hintergrund

Die Partnerschaft der Technischen Universität Darmstadt und der Deutschen Bahn wurde durch die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung Anfang 2009 weiter vertieft. Bereits 2007 wurde eine Stiftungsprofessur der Deutschen Bahn im Bereich Bauingenieurwesen und Geodäsie eingerichtet. Ferner existiert seit 2006 das Eisenbahnbetriebsfeld, auf dem in den Gebieten Eisenbahnbetrieb und Disposition Forschung und Entwicklung betrieben werden. Mit der Innovationsallianz wollen die Partner gemeinsam die technischen und technologischen Herausforderungen im Bereich der Mobilität angehen und gemeinsam Innovationen im Bereich Verkehrsnetzwerke realisieren.