Eine Klinik für Mae Sot

TU-Alumnus Jan Glasmeier baut für Flüchtlinge in Thailand

03.07.2018 von

Architekt Jan Glasmeier lebt seit 2012 in Thailand. Dort unterstützt der TU-Alumnus mit seiner Expertise Hilfsorganisationen und NGOs dabei, Flüchtlingen medizinische Hilfe zukommen zu lassen.

Ein temporärer Schlafraum auf dem Campus der Mae-Tao-Klinik. Bild: Franc Pallarès López

Die thailändische Stadt Mae Sot liegt in der Grenzregion zu Burma, etwa 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bangkok. Hier wurde 1989 die Mae-Tao-Klinik gegründet, eine humanitäre Organisation, die – finanziert aus Spenden – Flüchtlingen aus Burma kostenlose medizinische Behandlung und Notunterkünfte bereitstellt und Kinder aus den umliegenden Flüchtlingslagern mit Nahrungsmitteln versorgt. Schätzungsweise 120.000 Flüchtlinge haben sich aufgrund eines seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikts zwischen burmesischen Regierungstruppen und ethnischen Minderheiten in der Region um Mae Sot niedergelassen.

Jan Glasmeier, Alumnus des Fachbereichs Architektur, lebt seit 2012 in Thailand. Seit dieser Zeit arbeitet er zusammen mit Hilfsorganisationen, gemeinnützigen Vereinen und NGOs in Mae Sot. Eines seiner Projekte ist der Aufbau eines neuen Klinik-Campus für die Mae-Tao-Klinik, das er, zuerst mit zwei Partnern, mittlerweile alleine unter dem Namen Simple.Architecture bearbeitet.

Auslandsaufenthalte in Mexiko und Südafrika

TU-Alumnus Jan Glasmeier. Bild: Franc Pallarès López
TU-Alumnus Jan Glasmeier. Bild: Franc Pallarès López

Dass er sich einmal in dieser Form engagieren würde, war nicht von Anfang an klar. Nach seinem Diplom im Jahr 2006 arbeitete er zunächst für international tätige Architekturbüros in London, Singapur und Abu Dhabi, für die er an zahlreichen Großprojekten, wie der Ökostadt Masdar City in den Vereinigten Emiraten, beteiligt war. Das Interesse für Hilfsprojekte wurde jedoch bereits im Studium durch Auslandsaufenthalte in Mexiko und Südafrika (Besuch der Townships von Soweto) geweckt.

Der Wunsch, sich aus den mit der Planung von Großprojekten verbundenen Einschränkungen zu befreien, führte ihn eher zufällig nach Thailand. Dort verfolgt er nun den Ansatz, traditionelle Bautechniken wie den Lehmbau mit zeitgenössischen architektonischen Entwürfen zu verbinden und diese kostengünstig und nachhaltig gemeinsam mit lokalen Bauträgern und Gemeinschaften zu realisieren.

Das Projekt für die Mae-Tao-Klinik umfasst ein Medizinisches Ausbildungszentrum, Klassenräume für umliegende Schulen und Schlafsäle. Die Aufgabe bestand darin, hierfür temporäre, kostengünstige und schnell zu realisierende Lösungen zu finden. Durch Spendengelder konnten innerhalb weniger Wochen insgesamt fünf Schlafsäle fertiggestellt werden – bei Baukosten von nur 1.700 Euro pro Gebäude.

Für den Bau der Klassenräume wurden Lehmziegel und gebrauchtes Holz verwendet, um sicherzustellen, dass die meisten der Materialien wiederverwendet und recycelt werden können. Eine optimierte Ausrichtung der Fenster sorgt dafür, dass der Wind das Innere der Gebäude soweit abkühlt, dass keine zusätzlichen Ventilatoren benötigt werden. Das Bauen mit Lehm hat nicht nur ökologische und ökonomische Vorteile, Lehm ist auch ein leicht zu verarbeitendes Material, was jedem in einer Gemeinschaft ermöglicht, sich am Konstruktionsprozess zu beteiligen. Der neue Campus soll bis 2019 fertiggestellt werden. Am 5. Juni stellte Jan Glasmeier seine Arbeit in einem Vortrag am Fachbereich Architektur vor.

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