Leicht, aber effektiv

Was das Forum interdisziplinäre Forschung im Kern ausmacht

27.08.2018 von

Interdisziplinarität, die intensiv und breit praktiziert wird, zählt zu den Stärken der TU Darmstadt. Das Forum interdisziplinäre Forschung ist seit zehn Jahren ein wichtiger Katalysator.

Das Team der FiF-Geschäftsstelle. Bild: Yann Kaempf

Das Forum interdisziplinäre Forschung (FiF) wurde im November 2008 als eine offene Plattform zur Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit an der TU Darmstadt gegründet. Der Auftrag: »Es bündelt die vorhandenen Aktivitäten, verzweigt sich in die Universität hinein, initiiert Ideen und Kooperationen und macht die interdisziplinäre TU-Forschung nach außen sichtbar.«

Interdisziplinäre Forschung hat an der TU Darmstadt eine lange Tradition. Sie ist so selbstverständlich geworden, dass es keiner großen Institute und keiner aufwändigen Verwaltungsmaßnahmen bedarf, um sie lebendig zu halten und gezielt auszubauen. Für das Forum bedeutet das immer wieder, lediglich zu bündeln, zu begleiten und zu beraten, um produktive Effekte zu erzielen. Rückgrat seiner Arbeit sind aber die wissenschaftlichen Impulse seiner Fellows, die eigenständige Schwerpunkte setzen und ihre Expertise aus den Ingenieur-, Natur- und Geisteswissenschaften in die Programmgestaltung einbringen.

Flankiert wird diese gemeinsame Arbeit durch die Projektförderung der FiF-Kommission, die kleinformatigere interdisziplinäre Projekte unterstützt und auch als Anschubförderung für größere Antragsvorhaben genutzt werden kann. Im Zusammenspiel wird daraus ein leichtes, aber effektives Instrumentarium zur Pflege der wissenschaftlichen Vielfalt an der TU.

Nach einer ersten Evaluation im März 2014 beschloss der Senat der Universität in seiner Sitzung am 29. März 2017 auf der Grundlage einer erneuten Evaluation durch den Wissenschaftlichen Rat einmütig die Verstetigung des FiF als zentrale Einrichtung. In diesem Jahr feiert das Forum sein zehnjähriges Bestehen – mit einer Reihe von spannenden und hochkarätigen Veranstaltungen, unter anderem zu Robotik, Recht und Ethik sowie zur »Digitalstadt« Darmstadt. Am 5. November findet ein Festakt statt.

Ein unverzichtbarer Baustein

Interview mit Professor Josef Wiemeyer, FiF-Direktor

Interdisziplinarität gilt an der TU Darmstadt traditionell als wertvolles Gut. War und ist dann das Forum interdisziplinäre Forschung (FiF) überhaupt notwendig?

Das FiF als eine offene Plattform, die Interdisziplinarität nach innen und außen sichtbar macht und zu innovativen interdisziplinären Forschungen anregt, ist ein unverzichtbarer Baustein, aber natürlich nicht die Wundermedizin. Gerade die FiF-Fellows und die Förderinitiative Interdisziplinäre Forschung sowie die vielfältigen Veranstaltungsformate setzen wichtige Akzente, stimulieren neue Forschungsideen beziehungsweise -kooperationen und machen offene Gesprächsangebote. Dass das FiF als notwendig erachtet wird, zeigen auch zwei erfolgreiche Evaluationen sowie die Entscheidung des Senats, das FiF als dauerhafte Einrichtung zu etablieren.

Warum ist Interdisziplinarität in der Wissenschaft so wichtig?

Viele Fragestellungen sind inhärent interdisziplinär. Denken Sie zum Beispiel an die Mensch-Technik-Interaktion – hier sind sowohl ingenieurwissenschaftliche Fragen als auch geistes- und sozialwissenschaftliche Fragen betroffen. Interdisziplinarität steht für problemadäquate Forschung, in der disziplinäre »Scheuklappen«-Perspektiven systematisch vermieden werden, indem bereits bei der Formulierung des Forschungsproblems die Verschränkung der beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen implementiert wird.

Inwiefern hat sich nach zehn Jahren FiF die Rolle der Interdisziplinarität an der TU verändert?

Interdisziplinarität ist ohne Zweifel noch wichtiger geworden – dies zeigt sich auch in der Programmatik des Präsidiums der TU Darmstadt. Blickt man auf erfolgreiche Forschungsaktivitäten an der TU Darmstadt, so liegen interdisziplinäre Verbünde ganz vorne, zum Beispiel bei Sonderforschungsbereichen, aber auch in den sechs Profilbereichen sowie neu geschaffenen Zentren. Auch im Rahmen der Exzellenzinitiative wird der Interdisziplinarität eine herausragende Bedeutung für das Profil der TU Darmstadt zugeschrieben.

Wie können einzelne Veranstaltungen dazu beitragen, die Kultur der Interdisziplinarität an der TU zu steigern?

Es kommt natürlich sehr auf die Inhalte und die Didaktik der Veranstaltung an. In der Vergangenheit hat das FiF zum Beispiel Workshops durchgeführt, bei denen alle zu einer Fragestellung arbeitenden Forscherinnen und Forscher zu einem gemeinsamen Austausch eingeladen wurden. Was aus diesen Veranstaltungen hervorgeht, entscheidet sich häufig durch die Dynamik der Teilnehmer; im Falle der Serious Games wurden etwa verschiedene interdisziplinäre Projekte sowie ein Graduiertenkolleg beantragt.

Wie wird die Arbeit von FiF weitergehen? Gibt es Zukunftsthemen, die Sie besonders pflegen möchten oder sogar müssen?

Natürlich gibt es Dauerthemen, die das FiF nachhaltig verfolgen will – ein paar Beispiele: Digitalisierung, Kreativität, Fragen der Verantwortung und Sicherheit. Darüber hinaus muss das FiF aber offen sein für interdisziplinäre Themen, die sich noch entwickeln müssen. Hier ist eine Balance zu schaffen zwischen Abschließen, Weiterverfolgen und Neuaufnehmen von Themen.

Professor Josef Wiemeyer. Bild: Katrin Binner
Professor Josef Wiemeyer. Bild: Katrin Binner

Lesen Sie mehr über die „Philosophie“ des Forums interdisziplinäre Forschung, das beispielhafte Projekt „Instant Homes“ und die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit (IANUS) unter dem Dach des FiF in der aktuellen hoch³.