Unterstützung zum Studienstart

Mit PreCIS bereitet die TU internationale Studierende aufs Studium vor

26.09.2018 von

Rund 250 internationale Studierende nehmen jedes Wintersemester ihr Bachelorstudium an der Technischen Universität auf. Um sie auf den deutschen Hochschulalltag vorzubereiten, bietet die TU seit 2017 PreCIS, einen Vorkurs für internationale Bachelorstudierende, an. Eine Besonderheit: Buddys begleiten die Studienstarter während des gesamten Erstsemesters.

TU-Student Mohammad Amin Ali ist einer der PreCIS-Teilnehmer. Bild: Sandra Junker

Sie kommen aus China, aus Nordafrika, Syrien, Bulgarien oder auch Nepal. Für internationale Studierende beginnt der Studienstart in Darmstadt gleich mit mehreren Unbekannten. Ein neues Land, eine andere Kultur und Sprache und ein unbekanntes Bildungssystem – Projektleiterin Lydia Seibel kennt die vielen Fragen, die sich Erstsemester stellen. „Wie funktioniert überhaupt eine deutsche Universität, was wird von mir erwartet, reichen die Sprachkenntnisse, wo ist die Bibliothek und wie schmeckt das Essen in der Mensa?“ Unsicherheiten und Fragen, auf die das neue Vorbereitungsprogramm PreCIS Antworten gibt.

Der kostenlose mehrwöchige Vorkurs startet Ende August und wurde 2017 im Rahmen des KI²VA-Projekts zur Verbesserung der Qualität in der Lehre von der TU Darmstadt entwickelt. Mit wachsendem Erfolg: Besuchten 2017 zehn internationale Studierende den Vorbereitungskurs, sind es in diesem Wintersemester schon 26 Bachelor-Erstsemester. „Wir hatten rund 100 Bewerbungen“, berichtet Lydia Seibel, Leiterin von PreCIS und KI²VA-Referentin für Internationalität an der TU. „Wir scheinen einen Nerv getroffen zu haben.“

Die Nachfrage war so intensiv, dass die Projektleiterin zu ihrem Bedauern vielen wegen der begrenzten Platzzahl absagen musste. „In einem Fall rief mich sogar eine Mutter aus dem Ausland an, damit ihr Sohn doch noch in das Programm aufgenommen wird.“ Doch es gelten Bewerbungsfristen und Platzkontingente je Fachbereich. Informatik ist derzeit beispielsweise mit sieben Plätzen vertreten, Wirtschaftsingenieurwesen mit sechs und der neue Studiengang Medizintechnik in der Elektrotechnik mit fünf Plätzen. Der Anmeldezeitpunkt entscheidet und letztlich das Los. PreCIS, sagt Lydia Seibel, befindet sich noch in der Pilotphase, „doch angesichts der Bewerberzahlen bin ich guter Hoffnung, dass das Angebot ausgebaut wird.“

Vorbereitungskurse gibt es viele an Universitäten. Eine der Besonderheiten an PreCIS ist jedoch der Sprachkurs, den die TU ihren internationalen Studierenden anbietet. Viele Erstsemester sprechen zwar Deutsch, „doch die Fachsprache ist für viele eine ganz andere Herausforderung“, weiß Seibel. Fester Bestandteil ist daher ein Sprachtraining, das sich auf die Wissenschaftssprache Deutsch und die Fachterminologie Mathematik konzentriert – ein Sprachkurs, der in dieser Form einmalig ist. „Die allermeisten Fächer an der TU starten mit Mathematik. Da sollten die Neuen fit sein“, begründet sie die Spezialisierung.

Hinzu kommt „ein Vokabular aus dem Orbit der Universität“, wie Seibel das nennt, und ein Schlüsselkompetenz-Training. Was ist der Unterschied zwischen Vorlesung und Übung? Wie plane ich mein Studium, wie bereite ich Prüfungen vor? „Viele internationale Studierende müssen auch erst damit vertraut gemacht werden, dass man von ihnen Diskussionen und Kritik erwartet“, sagt sie.

Gut kommt bei den PreCIS-Teilnehmenden, darunter acht Frauen, jedoch noch ein weiteres Angebot an: die Buddys – fachnahe Begleiter, die den Neuen bei Lebens- und Studienfragen das gesamte erste Semester lang zur Seite stehen. Sechs feste Ansprechpartner, alle Hiwis, hat Lydia Seibel für das Programm ausgewählt und gemeinsam mit der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle geschult. Eine persönliche Hilfestellung, die die Erstsemester sehr schätzen, so die Projektleiterin.

Erste Erfahrungen zeigen, dass die internationalen Studierenden, die bei PreCIS dabei waren, ihr Studium durchziehen und nicht abbrechen. Das bestätigen der Elektrotechnik-Student Toshal aus Mauritius und die Maschinenbau-Studentin Chuchu, die 2017 teilgenommen haben. „Ich kann den Fachwortschatz, insbesondere in Mathematik, schneller erkennen und besser verstehen“, sagt die Chinesin. Toshal fühlte sich sicherer gleich von Beginn an: „Ich hatte durch den Kurs den Vorteil, dass ich wusste, wie es an der Universität laufen wird.“

„Ich fühle mich jetzt sicherer“

Der Syrer Mohammad Amin Ali ist Teilnehmer des PreCIS-Vorkurses der TU Darmstadt

Mohammad Amin Ali, 26, studiert ab diesem Wintersemester an der TU Darmstadt Informatik. Der syrische Flüchtling lebt seit 2016 in Deutschland. In Damaskus musste er wegen des Krieges sein Studium der Agrarwissenschaften nach dem 4. Semester abbrechen. Ali hat am 2017/18 einen von der Zentralen Koordinationsstelle für Flüchtlingsintegration und dem Sprachenzentrum der TU Darmstadt gemeinsam konzipierten Studienvorbereitungskurs für Flüchtlinge durchlaufen, innerhalb kurzer Zeit Deutsch gelernt und sich für das Bachelorstudium qualifiziert. Von der Studienstiftung des deutschen Volkes hat der begabte Syrer ein Vollstipendium erhalten.

Herr Ali, wie war die erste Woche im PreCIS-Vorbereitungskurs?

Besser als erhofft. Dieser Kurs ist eine wichtige Unterstützung für ausländische Studierende wie mich. Ich bin schon ein Jahr an der TU, aber trotzdem ist alles neu. Ich habe noch viele Fragen, die werden jetzt bei PreCIS beantwortet und dafür bin ich dankbar.

Welche Fragen sind das?

Wohin wende ich mich bei Problemen? Schaffe ich eine Übung oder Vorlesung und wo genau auf dem Campus sind meine Fachbereichs-Gebäude? Ich schreibe zum Beispiel sehr langsam und hatte Bedenken, dass ich vielleicht bei einer Vorlesung nicht schnell genug mitkomme und Wörter nachschlagen muss, um den Stoff zu verstehen. Ich habe zuvor zwar Deutschkurse belegt, aber da ging es meist um Alltagssituationen. Bei PreCIS üben wir jedoch Vorlesungen und auch Gruppenarbeiten. Die Vorbereitung ist sehr am Studium orientiert. Das ist gut, ich fühle mich jetzt viel sicherer.

Ist der Unterschied zum syrischen Studienalltag groß?

Ja, sehr. An meiner Universität in Damaskus beispielweise gab es keine Gruppenarbeiten und auch den Professoren und Dozenten konnte man keine Fragen stellen. Die Politik spielte im Studium eine große Rolle und Institutionen wie den AStA gibt es zwar auch bei uns, sie sind aber leider nutzlos für die Studierenden.

Warum haben Sie sich in Deutschland für ein Informatikstudium entschieden?

Informatik hat mich auch schon in Syrien interessiert und Programmieren macht mir Spaß. Ich denke, Informatik ist ein Fach und ein Beruf mit Zukunft.

An der TU steht Ihnen ein Semester lang ein Buddy, ein studentischer Mentor, zur Seite.

Ja, ich habe meinen Buddy Alex, Informatikstudent im 3. Semester, schon kennen gelernt. Wir haben bereits eine WhatsApp-Gruppe gegründet. An ihn kann ich mich wenden, wenn ich nicht weiter weiß. Das ist wirklich eine große Hilfe. Im PreCIS-Kurs sind weitere Informatik-Erstsemester, mit denen ich mich zusammengeschlossen habe. So habe ich gleich ein bisschen Anschluss gefunden.