Würdigung für ausgezeichnete Lehre
TU Darmstadt verleiht Athene-Preise
29.11.2018 von bjb / pg
Als Abschluss des Tages der Lehre sind die Athene-Preise für Gute Lehre der Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt verliehen worden. Die Preise sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert und würdigen TU-Angehörige, die sich um eine ausgezeichnete Lehre verdient gemacht haben.
Der Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre geht in diesem Jahr an „Interdisziplinäre Studienschwerpunkte iSP“ für die seit 2008 jährlich organisierte interdisziplinäre Ringvorlesung „Global Challenges“. „Durch die Ringvorlesung „Global Challenges“ wurde über die letzten zehn Jahre ein zusätzliches kontinuierliches interdisziplinäres Lehrangebot an der TU Darmstadt geschaffen, mit dem gesellschaftlich hoch relevante globale Problemstellungen als Querschnittsthemen in disziplinäre Studiengänge integriert werden können“, heißt es in der Begründung. Die Initiatoren Professorin Liselotte Schebek, Professor Alfred Nordmann und Professor Jens Steffek erläutern das Konzept im Interview.
TU Darmstadt: Wann und wie legen Sie das jährliche Generalthema der Ringvorlesung fest?
Professor Alfred Nordmann: Verantwortlich für die Organisation ist im Turnus immer einer der drei iSP, das Thema suchen wir aber in gegenseitiger Absprache aus. Wir suchen vor allem Fragen, die zur Vertiefung des Nachhaltigkeitsdenkens an der TU beitragen.
Professorin Liselotte Schebek: Wir fangen mit der Planung sehr früh an, schon im September des Vorjahres. Die Terminkalender sind ja heute überall voll, und deshalb ist frühe Planung notwendig, um unsere „Wunsch-Referenten“ für die Vorlesung zu bekommen.
Was sprach für „Fake News“ als diesjähriges Thema?
Professor Jens Steffek: Das Thema treibt momentan viele Menschen um, in der Universität und außerhalb. Gleichzeitig sind viele widersprüchliche Thesen dazu im Umlauf, wie verbreitet Fake News sind und wie sie zum Beispiel auf Wahlentscheidungen wirken. Darum hat sich der Versuch angeboten, mit einer Ringvorlesung etwas Licht ins Dunkel zu bringen – zumal man so ein Thema nur interdisziplinär angehen kann.
Wie müssen wir uns jeweils den Aufwand an Planung und Organisation vorstellen?
Nordmann: Im Ergebnis muss die Vorlesung als interdisziplinäre Vortragsreihe und als qualifizierende Lehrveranstaltung funktionieren. Einzelne Referenten können nur zu bestimmten Terminen kommen und doch soll ihre Abfolge einem roten Faden folgen. All dies bedarf einer sorgfältigen Planung, vielen Absprachen.
Schebek: Das Themenfeld, das wir für die Ringvorlesung wählen, kennen wir natürlich – aber vielleicht nicht in allen Aspekten so detailliert, dass wir auf Anhieb die „interessanten“ Referenten benennen können. Deshalb beschäftigen wir uns vorab nochmal intensiv mit der Thematik und legen dann fest, welche Inhalte mit welchen möglichen Referenten einbezogen werden sollen. Dazu gehört auch die Strukturierung der Inhalte, so dass die Reihenfolge der Vorträge einen „roten Faden“ ergibt. Leider kommen wir damit am Ende nicht immer durch. Auch bei langfristiger Planung haben viele angefragte Referenten schon Termine, und um sie überhaupt bekommen zu können, müssen wir dann doch ziemlich häufig die Termine tauschen.
Wie wählen Sie die externen Referentinnen und Referenten aus?
Schebek: Primär danach, wie interessant das Forschungsgebiet der Referenten für das Thema ist – und darüber hinaus natürlich auch über persönliche Kontakte oder Empfehlungen.
Was ist für Sie reizvoll daran, eine Vorlesungsreihe für die breite Öffentlichkeit zusammenzustellen? Warum halten Sie es für wichtig, Themen so zu präsentieren?
Nordmann: Es ist doch eigentlich keine Frage des „Reizvollen“, sondern angesichts der Rolle einer Universität in der Gesellschaft eher eine Verpflichtung. Dabei geht es auch nicht primär um die breite Öffentlichkeit als interessiertes Publikum, sondern um die Mobilisierung von Themen und Personen an der TU.
Steffek: Da würde ich etwas widersprechen, mir ist es schon sehr wichtig, mit so einer Vorlesungsreihe die Stadtgesellschaft in die TU zu holen.
Schebek: Das Publikum ist ja ein Mix – Studierende der TU und dann noch die allgemeine Öffentlichkeit, gerade das macht die Diskussion sehr spannend. Reizvoll ist natürlich auch die Möglichkeit, dass wir Forscher außerhalb unseres „eigenen“ Forschungsgebiets nach Darmstadt einladen können und mit ihnen diskutieren.
Ist Ihnen schon einmal passiert, dass ein Thema während Ihrer Vortrags-Feinplanung an Aktualität verlor oder sich verflüchtigte?
Nordmann: Nein, eher umgekehrt.
Was war Ihre erfolgreichste Vorlesungsreihe?
Nordmann: Sehr schwer zu sagen bei so unterschiedlichen, aber immer gut besuchten Veranstaltungen.
Schebek: Aus der persönlichen Perspektive gibt es natürlich schon den einen oder anderen „Favoriten“ – ich fand besonders die Global Challenges Vorlesung zu den Planetaren Grenzen sehr spannend und bin dort mit einigen Referenten ins Gespräch gekommen, so dass sich daraus sogar eine Kooperation entwickelt hat. Insgesamt aber finde ich, dass man den Erfolg nicht an einer einzelnen Veranstaltung fest machen kann, sondern daran, dass sie nun schon über zehn Jahre mit immer neuen interessanten Themen und einem großen Interesse sowohl innerhalb als auch außerhalb der TU läuft.
Die Fragen stellte Jörg Feuck.
Den Sonderpreis Digitale Lehre erhält Professor Jens Ivo Engels, Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, für die Verbindung von forschendem Lernen mit einer dauerhaft sichtbaren digitalen Aufbereitung, die für die regionale Kulturförderung in der Rhein-Main-Region relevant ist.
Den Sonderpreis Gender- und Diversity-sensible Lehre erhält Dr. Meinrad von Engelberg, Fachbereich Architektur, für das Seminar „Frauen lassen bauen – Auftraggeberinnen in der Architekturgeschichte von Hatschepsut bis Merkel“ (in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main).
Der Preis
Der Athene-Preis für Gute Lehre wird seit 2010 jährlich an Einzelpersonen, Personengruppen oder an Organisationseinheiten eines Fach- oder Studienbereichs vergeben.
Nominierungen für den Preis beziehen sich auf Best-Practice-Modelle und können Konzepte, Maßnahmen, Projekte, Lehrveranstaltungen, persönliches Engagement, Verfahren oder andere Ansätze im Bereich der Lehre auszeichnen. Es können Personen oder Gruppen aus allen Qualifikationsebenen – von Studierenden bis Professorinnen und Professoren – vorgeschlagen werden.
Der Athene-Preis für Gute Lehre ist mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. In allen Fachbereichen wird je ein Preis verliehen. Der Senatsausschuss Lehre kürt aus den Preisträgern und Preisträgerinnen der Fachbereiche einen Hauptpreis sowie drei Sonderpreise.
Alle Preise würdigen die akademische Lehre an der TU Darmstadt. Die Preisverleihungen bilden den feierlichen Abschluss am Tag der Lehre an der TU Darmstadt, der sich aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen im Bereich Studium und Lehre widmet.