Fundstücke aus der ULB: Die Darmstädter Adressbücher

Eine wichtige Quelle zur Sozialgeschichte im Bestand der ULB

2018/12/20

Die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) verfügt mit ihren historischen Sammlungen über ein reiches kulturelles Erbe. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften, historische Drucke, Karten und Musikalien aus den vergangenen Jahrhunderten bilden einen Schatz, der mit der Aufnahme zweier Handschriften in das Welterbe der UNESCO auch international anerkannt ist. Aber auch weniger bekannte Werke verdienen Aufmerksamkeit – zum Beispiel die Darmstädter Adressbücher.

Zu historischen Bibliotheksbeständen gehören auch Nachschlagewerke wie zum Beispiel alte Adressbücher. Mit steigenden Bevölkerungszahlen wuchs das Bedürfnis nach rasch verfügbaren Informationen über Institutionen und Einwohnerschaft der Städte. Damit etablierte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts das regelmäßig erscheinende Adressbuch. In Darmstadt erschienen die Adressbücher seit 1819 im jährlichen Rhythmus. Verarbeitet wurden, weit entfernt vom Recht auf informationelle Selbstbestimmung, die Meldedaten der kommunalen Behörden.

Quelle für Sozialgeschichte

Mit der Zeit gewann die Darstellung an Komplexität und Informationsgehalt. Adressdaten der Bevölkerung, sortiert in zwei Abteilungen nach Namensalphabet und Straßen, Behördendaten, Gewerbe- und Vereinsverzeichnisse und nicht zuletzt umfangreiche Anzeigenteile bilden heute eine interessante Quelle für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte.

Allerdings fehlten die Gruppen der Bevölkerung, die aufgrund häufiger Wohnungswechsel von der Aufnahme ausgeschlossen blieben. Dies betraf neben Gesinde und Militär vor allem die Studentenschaft, für die zwischen 1896 und 1918 eigene Adressverzeichnisse erschienen.

Andreas Göller

hoch³ 6/2018 mit dem Themenschwerpunkt Cognitive Science