Die Wiege der TU Darmstadt

Der Neubau der Höheren Gewerbschule am Kapellplatz wurde vor 175 Jahren eingeweiht

19.12.2019 von

Vor 175 Jahren, am 19. Dezember 1844, wurde der Neubau der Höheren Gewerbschule Darmstadt am Kapellplatz feierlich eingeweiht. Die Gewerbschule ist die Wiege der Technischen Universität Darmstadt.

Die höhere Gewerbschule am Kapellplatz.

Denn im Unterschied zu anderen hessischen Universitäten wurde die damalige Technische Hochschule nicht in einem feierlichen Festakt gegründet. Vielmehr wurde sie 1877 von Großherzog Ludwig IV. zur Hochschule erhoben. Damit fand eine Entwicklung zur höheren technischen Bildung in Darmstadt ihren vorläufigen Abschluss.

Im Zuge einer Professionalisierung der Ausbildung für gewerbliche und technische Berufe waren schon 1812 eine Bauschule und 1822 eine Großherzogliche Realschule in Darmstadt gegründet worden. Diese Einrichtung war im Weyland’schen Haus, Teil des Frankensteiner Hofs, in der Pädagogstraße 1 untergebracht.

1826 wurde in diesem Gebäude die »Real- und Höhere Bürgerschule« mit einer Technischen Schule vereint. Die Technische Schule diente der Ausbildung des gebildeten Mittelstandes zum Beispiel zu Kaufleuten, Fabrikanten, Künstlern oder Apothekern. Aus ihr sollte später die Technische Hochschule hervorgehen.

„Großherzogliche Real- und Höhere Gewerbschule“

Auf Initiative ihres Direktors Theodor Schacht (1786–1870) wurde die Schule 1836 zur „Großherzoglichen Real- und Höheren Gewerbschule“ erweitert, die eine mittlere Ausbildung für technische Berufe anbot. Ziel von Schacht und seinem Nachfolger Edmund Külp (1800–1862) war es, die Schule auf ein höheres akademisches Niveau anzuheben: „Die Realschulen sind ja nicht für den sogenannten großen Haufen da, und sicher hat niemand bei ihrer Anlage daran gedacht, daß aus ihren Lehrsälen gewöhnliche Ackerleute und mechanische Arbeiter hervorgehen sollen.“ (Theodor Schacht, 1843)

Die Höhere Gewerbschule diente als polytechnische Oberstufe, in welcher die jungen Schüler die Grundlagen der technischen Berufe erlernen konnten. Sie war, im Gegensatz zur universitären, stark theoretischen und wissenschaftlichen Ausbildung, praktisch geprägt. Steigende Schülerzahlen machten einen Neubau erforderlich, für den der Kapellplatz vorgesehen wurde. Entworfen wurde das neue Gebäude von Balthasar Harres (1804–1868). Der Darmstädter Stadtbaumeister war seit 1841 Lehrer für das Bau- und Maschinenfach sowie Architektur an der Höheren Gewerb- und Realschule.

Ab 1877 Technische Hochschule

Harres, der schon am Entwurf des Ludwigsmonuments („Langer Ludwig“) mitgearbeitet hatte, plante ein dreigeschossiges und durch Gesimse gegliedertes sowie symmetrisches Gebäude mit klassizistischen Formen. Die Bauleitung des Neubaus übernahm er jedoch nicht mehr. Die Fertigstellung realisierte sein Amtsnachfolger Johannes Jordan. Er veränderte die ursprünglichen von Harres „nach dem Mollerschen System“ geplanten „Überwölbungen der Gänge“, was frühzeitig zu Rissen am Gebäude führte. Harres sah sich daraufhin veranlasst, seine Pläne und Bauabsichten darzustellen und zu begründen.

Im mittleren Hauptbau und östlichen Flügel des Gebäudes befand sich die Gewerbschule, im westlichen Flügel die Realschule. Lehrsäle, Werkstätten, Bibliothek und Räume für die Lehrsammlungen (zum Beispiel Naturalien- und Mineraliensammlungen, Physikalisches Kabinett) verteilten sich auf drei Etagen plus Souterrain.

Bis zum Jahr 1895 beherbergte das Schulhaus am Kapellplatz die Höhere Gewerb- und Realschule sowie ihre Nachfolgeeinrichtungen Technische Schule (ab 1864), Polytechnische Schule (ab 1869) und schließlich Technische Hochschule (ab 1877). 1895 erfolgte der Umzug in die neu errichteten Hochschulgebäude am Herrngarten. Das Schulgebäude am Kapellplatz wurde durch Luftangriffe im Jahr 1944 vollkommen zerstört.

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