Licht entschlüsseln und mit Robotern tanzen

Franziska-Braun-Preis für die „Konsekutiven Schülerinnen-Projekttage“

09.07.2020 von

Berufswünsche entstehen schon im Kindesalter. Um hier Vorurteile zu vermeiden, hat das Gleichstellungsteam des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) der TU Darmstadt ein Konzept erarbeitet, das Schülerinnen ab der fünften Klasse bis zur Oberstufe begleitet, um das Berufsbild der Ingenieurin erlebbar und attraktiv zu machen. Dafür wird das Projekt mit dem diesjährigen Franziska-Braun-Preis ausgezeichnet.

Ein Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik öffnet die Wege zu einer spannenden und breit gefächerten Palette an Berufen. Dennoch sind Frauen am Fachbereich etit der TU deutlich unterrepräsentiert. Die Elektrotechnik-Ingenieurinnen Anna Pfendler und Ann-Kathrin Seifert vom Gleichstellungsteam wollen das ändern. Woran liegt es, dass sich nur wenige Abiturientinnen für ein technisches Studium entscheiden?

„Ich denke, dass vielen nicht bewusst ist, welchen Facettenreichtum ein Studium der Elektrotechnik bietet“, sagt Pfendler, die über Auswirkungen erneuerbarer Energien auf die Stabilität des Stromnetzes promoviert. Ihre Kollegin Seifert, die im Bereich Signalverarbeitung für medizinische Anwendungen forscht, bringt ein weiteres Argument ins Spiel: „Im sozialen Umfeld vieler Mädchen gibt es nur wenige weibliche Rollenvorbilder. Gerade in einem Alter, in dem sich erste Berufswünsche formen, sind Ingenieurinnen oder Technikerinnen nicht ausreichend präsent.“

Film: Verleihung des Franziska-Braun-Preises

Komplette Laudatio von Barbara Hahlweg

Mitglied des Beirats zur Forschungsorientierten Gleichstellung der TU Darmstadt

Die Idee der Gleichstellungsbeauftragten: Technisch interessierte und begabte Mädchen sollen schon im Alter von etwa zehn Jahren angesprochen und dann kontinuierlich begleitet werden. Zusammen mit kooperierenden Darmstädter Schulen und großer Unterstützung aus dem Fachbereich hat das Gleichstellungsteam verschiedene Workshops konzipiert, die aufeinander aufbauen und alle zwei Jahre besucht werden können. Die Schülerinnen lernen dabei, selbstständig technische Aufgabenstellungen zu lösen, die an Lehrinhalte aus dem Schulunterricht anknüpfen. Neben den fachlichen Inhalten sollen die Teilnehmerinnen auch weibliche Vorbilder kennenlernen. Die Workshops werden daher von mindestens einer Wissenschaftlerin des Fachbereichs etit begleitet.

Experimentierfreude wecken

Das Konzept hat auch die Beiratsmitglieder, die für die Vergabe des Preises an das ausgezeichnete Projekt gestimmt haben, überzeugt. „Durch aufeinander aufbauende Workshops vermitteln die Schülerinnen-Projekttage niedrigschwellig das Berufsbild der Ingenieurin und wecken die Experimentierfreude von Schülerinnen“, heißt es in der Begründung. Besonders beeindruckt haben die Jury das enorme Engagement des Gleichstellungsteams des Fachbereichs etit und die Übertragbarkeit des Ansatzes auf andere Fachbereiche.

Die Projekttage wurden schon mehrmals erfolgreich durchgeführt. Die stetig steigenden Teilnehmerinnenzahlen und Nachfragen bestätigen den Erfolg. Von den Schülerinnen werden beispielsweise Roboter zusammengebaut und so programmiert, dass sie „tanzend“ Hindernissen ausweichen können, Apps entwickelt oder elektromagnetische Felder simuliert. Langfristig soll das Angebot erweitert werden, so dass für jede Klassenstufe die Teilnahme an einem Workshop möglich ist und die Schülerinnen dadurch einmal im Jahr an der TU Darmstadt an Projekten forschen können – und ein positiver Eindruck von einem technischen Studienfach im Allgemeinen und der TU Darmstadt im Besonderen bleibt.

Franziska-Braun-Preis

Der Franziska-Braun-Preis ist eine Auszeichnung innovativer Gleichstellungsansätze durch die Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis erinnert an Franziska Braun, die 1908 als erste Studentin an der TH Darmstadt immatrikuliert wurde. Mit der Auszeichnung werden alle zwei Jahre Best-Practice-Modelle prämiert, die Frauen für Studium, Forschung und Lehre an der TU Darmstadt gewinnen. Der Franziska-Braun-Preis wird nicht an Personen verliehen, sondern an Organisationseinheiten wie Fachbereiche, Institute oder an Personengruppen. Über die Preisvergabe entscheidet der Beirat zur Forschungsorientierten Gleichstellung.