Studieren an den Rhein-Main-Universitäten (Teil 1)

Die Allianz der Rhein-Main-Universitäten hat ein gemeinsames Studienprogramm gestartet

14.12.2020

Enes Salija studiert an der TU Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau, an der Frankfurter Goethe-Universität ist er für Wirtschaft, Englisch und Psychologie eingeschrieben. Dass er seinen verschiedenen Interessensgebieten an gleich zwei Universitäten nachgehen kann, verdankt er dem „RMU-Studium“, mit dem die Rhein-Main-Universitäten ein offenes Studienangebot mit ausgewählten Lehrveranstaltungen für ihre mehr als 100.000 Studierenden geschaffen haben. RMU-Studierende können sich an den Unis in Darmstadt, Mainz und Frankfurt gleichzeitig einschreiben.

V.l.n.r.: Merve Akpinar und Enes Salija

Das Allgemeinwissen erweitern

Mathematik hat Enes Salija schon zu Schulzeiten fasziniert. „Ich konnte immer gut rechnen“, sagt er. Bei der Studienwahl schwankte der 20-Jährige daher länger zwischen den Fächern Maschinenbau und Wirtschaft. Politik und Wirtschaft, kurz PoWi, zählte in der Oberstufe zu seinen Leistungskursen. Dass er an der TU Darmstadt einen Bachelorstudiengang fand, der seine beiden Vorlieben kombiniert, macht für den 20-Jährigen den Reiz aus. Mittlerweile studiert Salija im dritten Semester Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau.

Seine Fühler hat er als RMU-Student jetzt auch an der Goethe-Universität in Richtung Wirtschaftswissenschaften ausgestreckt. „Der Frankfurter Fachbereich ist bekannt und hat einen guten Ruf“, sagt Enes Salija. Deshalb würde er gerne auch dort Lehrveranstaltungen besuchen, die sein Studium in Darmstadt ergänzen, doch noch sind Angebote aus diesem Fachbereich nicht im Programm des RMU-Studiums verzeichnet. Bis es soweit ist, will er sich auf andere Bereiche konzentrieren. Offiziell eingeschrieben ist er aber bereits an der Frankfurter Universität. „Die Goethe-Karte habe ich schon“, erzählt er. Der Campus Westend gefällt ihm gut, ihn hat er schon vor Corona-Zeiten des Öfteren besucht, weil Freunde an der Universität immatrikuliert sind.

Enes Salija,
Student des Wirtschaftsingenieurwesens mit Schwerpunkt Maschinenbau

„Ein breites Wissen hat im späteren Arbeitsleben einen großen Stellenwert.“

Claus Völker
Bild: Claus Völker

Der 20-Jährige interessiert sich neben Wirtschaftsthemen auch für Vorlesungen in English Studies und Psychologie. Er hatte Englisch als Leistungskurs im Abitur, will seine Sprachkenntnisse und sein Wissen in diesem Bereich jedoch weiter verfeinern. Der RMU-Student möchte in Frankfurt auch Fächer belegen, „die so gar nichts mit meinem Studium an der TU zu tun haben“. Salija will auf diesem Weg sein Allgemeinwissen vertiefen. „Ein breites Wissen hat im späteren Arbeitsleben einen großen Stellenwert“, ist er überzeugt. Sein Studium an der TU Darmstadt, betont er, sei sehr auf Teamarbeit sowie Internationale Zusammenarbeit und Weiterbildung fokussiert. Das RMU-Studium sieht er als Chance, Studierende mit ganz unterschiedlichen Zielen und Begabungen kennenzulernen und seinen Horizont so zu erweitern.

Welche Möglichkeiten und Lehrveranstaltungen sich ihm bieten, will er im jetzigen Wintersemester ausloten und im Sommersemester dann intensiv angehen. Toll findet Enes Salija schon jetzt, dass er mit dem RMU-Studium die Bibliotheken der Goethe-Universität nutzen kann. Der Student wohnt in Karben in der Wetterau und pendelte bisher mehrere Stunden zur Uni nach Darmstadt. „Frankfurt“, sagt er, „liegt für mich genau in der Mitte. Künftig kann ich auch dort in der Bibliothek arbeiten und lernen.“

Von drei Universitäten profitieren

Sie ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen. „Mein Studium wollte ich in einer neuen Umgebung beginnen, die Uni sollte also in einer anderen Stadt sein“, erzählt Merve Akpinar. Sie entschied sich für Mainz und kam an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), wo sie sich vor drei Semestern für Jura einschrieb. „Es gefällt mir dort sehr gut, deswegen ist und bleibt das meine Heimat-Uni“, sagt die Stipendiatin des Avicenna-Studienwerks. Doch nun, mit dem RMU-Studium, kehrt sie ein Stück weit zurück nach Frankfurt und entdeckt die Goethe-Universität für sich.

Eine Freundin, die ebenfalls in Mainz studiert, machte Akpinar auf das neue Angebot der Rhein-Main-Universitäten aufmerksam. Beide entschieden sich, es auszuprobieren. „Für mich hat das RMU-Studium eine ganze Reihe von Vorteilen. Ich kann zum Beispiel die Bibliothek der Goethe-Universität nutzen. Wenn also Bücher an der JGU schon ausgeliehen sind, habe ich eine Alternative. Außerdem sind meine Wege kürzer, ich wohne schließlich noch in Frankfurt.“

Merve Akpinar,
Jura-Studentin

„Hier kann ich gleich von drei Universitäten profitieren. Das lohnt sich.“

Peter Pulkowski
Bild: Peter Pulkowski

Soweit sie das übersehen kann, sind die Lehrangebote für Jura an beiden Universitäten recht ähnlich. „Wenn ich in einer Vorlesung etwas nicht sofort verstehe, hätte ich in Zukunft vielleicht die Chance, mir dasselbe noch mal in einer etwas anderen Version anzuhören.“ Im Moment sind die Frankfurter Jura-Vorlesungen allerdings noch nicht über das RMU-Studium zugänglich. „Ich fände es gut, wenn sich das in den kommenden Semestern ändert. Meine Freundin studiert auf Lehramt. Für sie sieht die Situation etwas anders aus: Sie hat schon einige interessante Veranstaltungen gefunden, die es in Mainz so nicht gibt.“

Demnächst möchte Akpinar noch genauer schauen, was die anderen Fächer der drei Universitäten bereithalten. Bisher etwa hat sie sich kaum darüber informiert, was Darmstadt übers RMU-Studium anbietet. „Im nächsten Semester will ich mich einlesen und schauen, was für mich dabei ist.“

Ein weiterer Aspekt ist ihr allerdings mindestens ebenso wichtig: „Ich bekomme nun Zugang zu den Hochschulgruppen aller RMU-Universitäten. Ich kann also viel mehr Angebote von Studierenden für Studierende nutzen.“ Ganz besonders interessiert sie die Initiative Enactus. „Dort starten Studierende verschiedenste Projekte, um die Welt eine wenig besser zu gestalten“, erzählt sie.

Akpinar ist gespannt, wie sich das RMU-Studium in den kommenden Jahren entwickelt. „Ich will auf jeden Fall dabeibleiben“, sagt sie. „Hier kann ich gleich von drei Universitäten profitieren. Das lohnt sich.“

Insgesamt 332 Studierende haben sich in das RMU-Studium im Wintersemester 2020/2021 eingeschrieben – nahezu gleich viele von jeder der drei Universitäten.