Reife Leistung für ­Coaches

ATHLYZER macht die Videoanalyse fit für den Breitensport

23.06.2021 von

Egal ob Kugelstoßen, Startsprung, Flic-Flac, Flanke oder Torschuss: Videoanalysen können die Leistungen selbst bei Olympischen Spielen oder in Bundesligen entscheidend verbessern. Die ATHLYZER GmbH macht das mit einer plattformübergreifenden, cloudbasierten und nutzerfreundlichen App jetzt auch im Breitensport möglich. Ausgegründet aus der TU Darmstadt und gecoacht vom Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST hat sich das Team sportliche Ziele gesetzt.

Ohne Sport läuft bei Christoph Mickel nichts. Zu Hochzeiten hat er mit Tennis, Schwimmen und Hockey drei Sportarten gleichzeitig betrieben, letzteres als Bundesligaspieler. Dass er Sportwissenschaften studieren würde, war eigentlich ein Selbstläufer. Mittlerweile hat er in Trainingswissenschaften promoviert und ist CEO eines Start-ups der Sport-Tech-Branche. Gemeinsam mit seinen Mitgründern Dr. Gerrit Kollegger und Janos Koschwitz, beides Sportwissenschaftler und Informatiker, will Mickel eine Marktlücke schließen. Das Trio hat mit Athlyzer eine App entwickelt, die Videoanalysen im Breitensport handhabbar und erschwinglich machen soll. Das Besondere: Athlyzer ist das erste Tool dieser Art, in das die Expertise von Menschen einfließt, die selbst als Athleten, Trainerinnen oder Sportfunktionäre unterwegs sind. Es funktioniert zudem plattformunabhängig und ermöglicht nicht nur, die Leistungen von Sportlern, Sportlerinnen und Teams zu verbessern. Die App soll perspektivisch Vereine auch dabei unterstützen, sich mit Hilfe von Highlight-Bildern besser zu vermarkten.

Trainingsmethode im flächendeckenden Einsatz

„Wir haben ein Produkt von Coaches für Coaches geschaffen“, sagt Mickel. Analysen von Videoaufnahmen gehören schon lange zum Repertoire von Trainerinnen und Trainern, um Bewegungstechniken und Spieltaktiken zu verbessern. Früher noch mit dem Camcorder aufgenommen und mühselig am Fernseher mit Hilfe des Timecodes ausgewertet, laufen sie heute komplett digitalisiert. „Keine Trainingsmethode wird so flächendeckend angewendet“, berichtet der Experte. Im Spitzensport lassen sich mithilfe der Bewegtbilder noch die letzten ein bis zwei Prozent an Leistungssteigerung herausholen, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Entsprechend größer sind die Verbesserungspotenziale, die außerhalb des Profisports zu erwarten sind. Obwohl die Digitalisierung vieles einfacher macht, scheuen die meisten Vereine die Investition, weil sie zu hohe Kosten fürchten und glauben, dass ihrem Trainingspersonal das notwendige Know-how fehlt. „Nicht alle Coaches sind technikaffin“, weiß Mickel.

Intuitive und bezahlbare Technik für alle Sportarten

Die Lösung, die ATHLYZER entwickelt hat, braucht keine kostspielige Hardware oder Spezialwissen, ist intuitiv bedienbar, läuft auf jedem Betriebssystem und kann an jede Sportart und jedes Leistungsniveau angepasst werden. Ein Handy oder Tablet genügt, um Bilder von Wettkämpfen, Spielen oder Trainingseinheiten aufzuzeichnen, zu bearbeiten, für eine kollaborative Auswertung zu teilen, zu streamen, mit Zeichnungen zu veredeln oder mit Videodateien von Dritten zu kombinieren. Die Daten werden automatisch konvertiert und stehen in der Cloud allen Beteiligten zur Verfügung. Das Geschäftsmodell dahinter: ATHLYZER schließt mit individuellen Partnern – Vereinen, Verbänden, Ligen oder auch Trainerinnen und Trainern – Abonnementverträge. Die Jahresgebühr hängt ab vom Leistungspaket. Im Angebot hat das Start-up derzeit ein sogenanntes Freemium-Paket und zwei Bezahlpakete.

Profitieren bis heute von HIGHEST

Die Geschäftsidee der drei Sportexperten hat mittlerweile zahlreiche Investoren überzeugt. Zwei erfolgreiche Akquisitionsrunden bei Business Angels hat das ATHLYZER-Team bereits hinter sich. „Ohne die EXIST-Förderung, die wir mit der Unterstützung von HIGHEST als Startkapital einwerben konnten, wären wir nicht so weit gekommen“, sagt Mickel heute. Die Beraterinnen und Berater hätten sein Team nicht nur durch die Tücken der Antragstellung begleitet, sondern auch bei der Entwicklung eines klaren Fahrplans unterstützt. „Für Gründerinnen und Gründer ist HIGHEST eine ganz wichtige Anlaufstation, von der wir bis heute profitieren“. Als die EXIST-Förderung 2017 bewilligt war, lief für die drei Gründer die Uhr. ATHLYZER entwickelte sein Minimum Viable Product sehr schnell, stellte es zehn Monate lang immer wieder Partnern aus der Sportszene zur Verfügung, sammelte Rückmeldungen aus dem Netzwerk und optimierte den Prototypen weiter.

Break Even nur verschoben

Bis März 2019 entstand so eine skalierbare Software. Mittlerweile konnte das Start-up mehr als hundert zahlende Testkunden für seine App gewinnen. Natürlich hat die Covid 19-Pandemie auch die ATHLYZER GmbH auf ihrem Weg in den Markt ein Stück weit ausgebremst. „Wir fühlten uns erst wie vor die Wand gefahren, hatten aber am Ende Glück. Denn wir konnten es uns leisten, uns im zurückliegenden Jahr auf unsere Entwicklungsarbeit zu konzentrieren“, erzählt Mickel. Die Gesellschafter glauben weiter an ihr Produkt und die Investoren sind am Ball geblieben. Rund 88.000 Sportvereine gibt es in Deutschland – ein großer Markt, den Mickel, Kollegger und Koschwitz weiter erobern wollen. Der Break Even jedenfalls ist nur verschoben. Ab 2023 will ATHLYZER profitabel sein.

Meilensteine

  • Juli 2017
    Gründung und EXIST-Stipendium
  • Dezember 2017 – Oktober 2018:
    Beta-Testing-Phase
  • März 2019:
    Erste skalierbare Version von ATHLYZERcoach
  • Juli 2019
    Erstes Business Angels Investment
  • September 2019:
    ATHLYZERteam wird veröffentlicht
  • März 2020
    Zweites Business Angels Investment
  • Dezember 2020
    Beta-Testing von ATHLYZER 3.0

Das leistete HIGHEST für Athlyzer

  • Erstberatung im Jahr 2016
  • EXIST-Gründerstipendium mit Betreuung und Unterstützung von Juli 2017 bis Juni 2018
  • Workshops und Einzelcoachings
  • Angebot zu Präsentationen im Rahmen des HIGHEST-Netzwerks (z.B. HIGHEST Club 1877–Abend, Start-up & Innovation Day 2018 + 2019)
  • Seit Abschluss der Beratung Anfang 2019 seitdem unterstützen die Mitgründer das Netzwerk als Peer Mentoren für Sport-Tech-Gründungsvorhaben

Innovations- und Gründungszentrums HIGHEST