Sinnvoller Einsatz in der Lehre

TU-Vizepräsident Professor Heribert Warzecha über die Auswirkungen von ChatGPT auf Studium und Lehre

14.07.2023

ChatGPT wird auch das Lernen an Universitäten massiv verändern. Wie bereitet sich die TU Darmstadt darauf vor? Drei Fragen an Professor Heribert Warzecha, Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Diversität. Dritter und letzter Teil einer Serie zum Thema „Was kann KI?“

TU-Vizepräsident Heribert Warzecha

Herr Warzecha, inwiefern spielt der potenzielle Einsatz von KI-Programmen wie ChatGPT in Studium und Lehre für die TU Darmstadt eine Rolle?

Die neuen KI-basierten Systeme und die Auswirkungen der neuen Tools auf Lehre und Prüfungen sind ein großes Thema an der TU Darmstadt wie an allen anderen Hochschulen auch. Unser Ziel ist es, Programme wie ChatGPT nicht einfach zu verdammen, sondern sinnvoll in der Lehre einzusetzen und den Umgang damit zu trainieren. Vor allem der kritische Umgang mit den Ergebnissen sowie das Wissen, wie diese generiert wurden, sind wichtig. Hier geht es zum Beispiel um Fragen des Urheberrechts und Plagiarismus, aber auch schlicht um das Erkennen von falschen Aussagen der KI. Sowohl Studierende als auch Lehrende müssen aktuell Kompetenzen im Umgang mit soIchen Programmen erwerben.

Welchen Einfluss hat die KI voraussichtlich auf künftige Prüfungsformate?

Das kommt natürlich auf das Fach und die Prüfungsform an. Ich gehe davon aus, dass zum Beispiel rein schriftliche Hausarbeiten durch andere Prüfungsformen ersetzt werden. Auf jeden Fall werden wir unsere Bemühungen intensivieren und stärker auf kompetenzorientiertes Prüfen setzen.

Begünstigt ChatGPT Ihrer Ansicht nach Betrugsversuche unter Studierenden?

Grundsätzlich möchte ich nicht Studierende unter Generalverdacht der Betrugsabsicht stellen. Aber natürlich gab und gibt es diese Fälle. ChatGPT und Co. verändern aktuell nur die Verfügbarkeit von unerlaubten Hilfsmitteln bei (Haus-)Prüfungen. Auch früher schon konnten Studierende Texte anderer Autor:innen übernehmen oder die Schreibarbeit von „Ghostwritern“ anfertigen lassen. Ersteres findet man dann doch recht leicht heraus, letzteres stand nur wenigen zur Verfügung. Das wird sich mit den automatischen Systemen ändern. Mit KI wäre, wenn sie in den kommenden Jahren noch besser wird, diese Möglichkeit nun einfach für alle zugänglich.

Umso wichtiger wird es nun, dass wir uns aktiv mit den Möglichkeiten in der Lehre auseinandersetzen. Diesen Prozess starten wir gerade an der TU Darmstadt.

Die Fragen stellte Michaela Hütig.

Fokusthema der hoch³-Ausgabe 3/2023 : TU-Spitzenforschung zu Künstlicher Intelligenz