Grüner laden – Effiziente E-Mobilität am Arbeitsplatz

innocept mobility bietet Software für intelligente Nutzung von Ladestationen

19.10.2023 von

Elektroautos werden für viele Unternehmen immer attraktiver und selbstverständlicher. Doch vor dem logistischen Aufwand mit vielen Ladesäulen und deren optimaler Auslastung sowie der Verwaltung und Abrechnung von Firmenflotte, Dienst- und Privatwagen schrecken gerade Klein- und Mittelständler häufig zurück. Für sie hat innocept mobility eine Software-Lösung entwickelt, die Laden, Verwalten und Abrechnen vereinfacht.

Smarte Betriebs- und Ladelösung am Arbeitsplatz: Masih Akbar, Initiator und Geschäftsführer von innocept mobility.

„Unsere Geschäftsidee war ursprünglich eine ganz andere“, berichtet Initiator und Geschäftsführer Masih Akbar. Aber gerade diese flexible Anpassung an die Marktsituation sei ihre Stärke, findet er rückblickend. Bei verschiedenen Treffen mit gleichgesinnten Freunden an der TU Darmstadt entstand 2019 die Idee, etwas gegen die hohen CO2-Emissionen zu tun. Die Analyse ergab schnell: Da ein Viertel des CO2-Ausstoßes der EU aus dem Verkehr stammt, davon wiederum etwa 35 Prozent aus dem PKW-Verkehr, müsse dieser große Sektor als wichtiger Hebel genutzt werden.

„Wir haben uns schnell für das Thema begeistert“, so Akbar, „und wollten unser Technikwissen als Informatiker und Elektrotechniker nutzen.“ 2021 gegründeten sie zu dritt. Dmytro Khodyryev und Ilya Klyashtornyy sind noch heute als Produktentwickler und Tech-Lead dabei. Da die Ladestruktur für Elektroautos sich damals als Engpass herauskristallisierte, wollten sie eine Sharing-Plattform für Ladestationen entwickeln: „Zusätzlich zu den öffentlichen Ladesäulen auch alle privaten und Firmen-Ladesäulen in einer öffentlichen App zu vernetzen, erschien uns naheliegend und wirkungsvoll“, sagt Akbar. Doch schnell mussten sie erkennen, dass steuerrechtliche und andere Regularien ihnen hier ein Strich durch die Rechnung machen würden.

Von einer Idee zur nächsten

Aber zu dem Zeitpunkt waren bereits gute Kontakte zu möglichen Kunden aus dem Mittelstand entstanden, die bereits Elektroautos nutzten. Und die schilderten ihnen immer wieder zwei Probleme: Zum einen benötigten sie eine eigene Ladestruktur, die möglichst einfach betrieben und verwaltet werden musste. Zum anderen setzen sie auf eine Ladesäule pro Auto, was sich schnell als teuer und aufwändig entpuppte. „Auf diese Probleme konnten wir unsere Software recht einfach anpassen“, schmunzelt Akbar. Hintergrund war nämlich auch hier eine Steuerung der Nutzung und Verwaltung von Ladesäulen – und zwar unabhängig vom Hersteller.

Hier setzt ihr „innovatives Konzept für Mobilität“ an: innocept mobility bietet zum einen eine maximale Automatisierung der Verwaltung, also etwa bei Abrechnung, Buchhaltung, intelligenter Stromverteilung und der Verknüpfung von betriebseigenen Photovoltaik-Anlagen. Zum anderen sorgt die Software für eine optimale Auslastung der Ladesäulen, sodass die Firmen nicht mehr pro Auto eine Säule benötigen, sondern mit einer Säule pro etwa fünf PKW auskommen. „Wir koordinieren Firmenflotte, Dienst- und Privatwagen so smart, dass die Ladestationen ideal ausgelastet sind“, so Akbar. Dabei hat die Software die Nutzungszeiten ebenso im Auge wie die Ansprüche der Nutzenden sowie die Verfügbarkeit von günstigem Strom. Und sie dokumentiert und berechnet die ausgehandelten Tarife für private oder dienstliche Nutzung. „Das Konzept aus vollautomatischen, selbst organisierten Prozessen und einem smarten Lademanagement minimiert den Aufwand für die Firmen, maximiert die Auslastung – und spart allen Zeit und Geld“, fasst der 30-Jährige den Nutzen der Software OmniCharge von innocept mobility zusammen.

Einige Pilotkunden sammelten bereits Erfahrungen mit OmniCharge, die Hälfte von ihnen sind bereits zu „echten“ Kunden geworden, berichtet der Gründer stolz. Unternehmen mit etwa 30 bis 300 Mitarbeitende nutzen die Software für ihre PKW aus Firmenflotte, Dienst- oder Privatwagen. Aus ihren Rückmeldungen fließen Verbesserungsvorschläge in die Optimierung der Software ein.

Unterstützung von Business Angel und HIGHEST

Eine große Hilfe bei der Gründung sind bis heute die „Business Angel“ Eric Schott und Konrad Pfeilsticker, die als erfahrene Unternehmer Start-ups finanzieren, unterstützen und beraten. „Sie sind extrem wichtige Personen für mich“, schwärmt Akbar. „Beide haben sich extrem viel Zeit für uns genommen und bei der Professionalisierung geholfen“. Die erste Anlaufstelle bei der Gründung war für die TU-Studierenden allerdings das Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST. Akbar bezeichnet die Beratung als „großes Glück für jedes Start-up an der TU Darmstadt“.

Das Beratungsteam von HIGHEST habe besonders in der der frühen Phase sehr viel geholfen, das sei fast schon eine Erfolgsgarantie. So haben er und seine Mitgründer mit Unterstützung von HIGHEST 2021 erfolgreich ein EXIST-Gründerstipendium eingeworben, eine einjährige Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. In denselben Zeitraum fiel die Förderung von Co-Working-Büroräume im House of Logistics and Mobility (HOLM) des Landes Hessen am Frankfurter Flughafen. Leider war das in den Corona-Jahren, die viel Home-Office mit sich brachten, für die Vernetzung nicht so hilfreich wie erhofft. Den Vertrag hat das Team von innocept mobility daher nicht verlängert und ist derzeit auf der Suche nach neuen Büroräumen.

Erweiterte Lösung für Zuhause

Die Konkurrenz ähnlicher Systeme sei groß auf dem Markt, gibt Akbar zu. Doch die meisten versuchten den „Rundumschlag“, also alle Ladesysteme einzubinden – von Firmen über Hotels, Supermärkte, öffentlichen und privaten Ladesäulen. innocept mobility hingegen fokussiere sich auf den Arbeitsplatz – „und für diesen Fall sind wir der beste Anbieter“, ist der Gründer überzeugt. In diesen Tagen geht innocept mobility mit einer erweiterten Software auf den Markt: OmniHome ermöglicht Unternehmen, auch die heimische Wallbox oder sogar lediglich eine Steckdose ihrer Mitarbeitenden für das Firmenauto für das Laden und Abrechnen des Dienstwagens zu nutzen – nach selbstbestimmten Konditionen. „Das ist eine super Sache!“, schwärmt Akbar begeistert, denn es runde ihr Firmenpaket ideal ab.

Trotzdem: „Wir wollen langsam in Balance wachsen, so nachhaltig wie möglich“, bremst der Jungunternehmer selbst. Zu den drei Gründern sind mittlerweile drei Mitarbeitende hinzugekommen. Einen Break-Even hält Akbar für Ende 2025 für machbar. Immerhin generiere innocept mobility schon jetzt fixe Einnahmen. Dazu zähle ein monatlicher Fixpreis sowie ein anteiliger Aufschlag für den abgerechneten Stromverbrauch der Kunden. Ein Zusatzeinkommen generiert die Beratung für klein- und mittelständische Betriebe, die auf Elektromobilität umrüsten wollen und für diese komplexe Organisation Hilfe benötigen.

Das Ziel nicht aufgeben

Nach Tipps für andere Gründerteams gefragt, gib sich Akbar bescheiden: „Ich bin ja selbst noch nicht so weit“. Offen für Kursänderungen bleiben: das habe er gelernt. „Nicht verkrampft eine Idee verfolgen und sich damit selbst den Weg versperren – sondern das Ziel im Auge behalten“.

Natürlich gehörten manchmal auch durchgearbeitete Tage und Nächte dazu. Und wenn eine Sache laufe, müsse die folgende schon wieder in den Startlöchern stehen. So sei die nächsten Förderung bereits angelaufen: Ein push!-Stipendium des Landes Hessen für sechs Monate hilft innocept mobility bei der Entwicklung eines Energiemanagement-Systems in Unternehmen. Zwei Firmen testen eine Hard- und Software, um grün und günstig Strom zu laden und einen Beitrag zur Netzstabilisierung zu leisten, etwa um die Schwankungen von Bedarf, Stillstand, Sonne und Wind ideal zu nutzen.

Die Ideen gehen dem Team von innocept mobility nicht aus. „Eine Idee, die nicht funktioniert, ist auch ok“, hat Akbar aus manchem Scheitern gelernt. „Auch wenn es schwerfällt und man echt von der Idee begeistert war: die nächste Idee führt bestimmt zum Ziel“.

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