Wie können wir unser Wasser schützen?

E+E Diskurs zu Spurenstoffen im Wasserkreislauf

17.03.2025

Das Forschungsfeld E+E der TU Darmstadt brachte am Donnerstagabend, den 13. März, wieder ein spannendes Thema auf die Bühne im Lichtenberg-Haus: „Klares Wasser – trübe Aussichten? Spurenstoffe im Wasserkreislauf“ war der Titel des mittlerweile 8. E+E Diskurses, der Wissenschaftler:innen, Fachleute und interessierte Bürger:innen gleichermaßen ins Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus zog. Schon kurz nach der Freischaltung war die Veranstaltung ausgebucht – das Interesse an diesem Thema war besonders groß.

Podiumsdskussion mit Fachexpert:innen zum Thema Spurenstoffe im Wasserkreislauf.

Think.Link.Do. – das Motto des Forschungsfelds E+E – stand auch an diesem Abend im Mittelpunkt, wie Moderator Prof. Dr.-Ing. Peter Pelz (Vizepräsident für Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie Co-Sprecher am Forschungsfeld E+E) betonte und stellte den Mut für neue Ideen, den konstruktiven Austausch und konkrete Lösungsansätze in den Fokus. Auch im Begrüßungswort der TU-Präsidentin Tanja Brühl wurde klar: „Wir brauchen mutige Innovationen, wir brauchen Austausch und Verständigung – und wir müssen mutig und kollaborativ ins Handeln kommen!“ Sie betonte, dass es unser gesellschaftlicher Auftrag als Universität sei, innovative und umsetzbare Lösungen zu erforschen.

Zwei Impulsvorträge zum Einstieg

Der Abend begann mit zwei interessanten Impulsvorträgen, die sich einerseits mit den Schadstoff-Einträgen und Emissionsquellen von Mikroverunreinigungen im Wasserkreislauf und andererseits mit den Potenzialen der 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen beschäftigten. Zunächst zeigte Prof. Dr. Thomas Ternes von der Bundesanstalt für Gewässerkunde anschaulich, wie Schadstoffe – beispielsweise Arzneimittelreste, Pestizide, Industriechemikalien und Mikroplastik – über unterschiedliche Eintragsquellen in unsere Gewässer gelangen. Besonders alarmierend war die Erkenntnis, dass neben dem gereinigten Abwasser aus Kläranlagen auch unkontrollierte Mischwasserentlastungen und Regenwasserkanäle eine erhebliche Rolle spielen. Bei Starkregen fließen nicht nur das behandelte Abwasser, sondern auch ungefilterte Mischwässer – etwa mit hoch problematischem Reifenabrieb, der in Kanada bereits zu Fischsterben geführt hat – direkt in den Wasserkreislauf.

Im zweiten Impulsvortrag, gehalten von Professorin Susanne Lackner (IWAR, TU Darmstadt), einer Expertin im Bereich Wasser- und Umweltbiotechnologie, standen die Möglichkeiten und Grenzen der vierten Reinigungsstufe im Fokus. Fortgeschrittene Technologien wie Aktivkohlefiltration und Ozonung wurden vorgestellt, die das Potenzial besitzen, Schadstoffe zuverlässig aus dem Abwasser zu entfernen. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Reinigung über Kläranlagen nur einen Teil der Spurenstoffe und Mikroverunreinigungen beseitigen kann, da etwa zwei Drittel der Schmutzfracht über Entlastungsanlagen ungefiltert in den Wasserkreislauf gelangen. Daher sollte das Prinzip der Vermeidung an oberster Stelle stehen – ein Ansatz, der im Rahmen der Kommunalen Abwasserrichtlinie der EU (EU-KARL) durch die erweiterte Herstellerverantwortung konzeptionell umgesetzt werden soll.

Podiumsdiskussion mit Expert:innen

Großes Interesse am Thema: der 8. E+E Diskurs war schnell ausgebucht.
Großes Interesse am Thema: der 8. E+E Diskurs war schnell ausgebucht.

Anschließend folgte eine aufschlussreiche Podiumsdiskussion, in der die Fachleute aus universitärer und angewandter Umweltforschung über die toxikologischen und biologischen Auswirkungen verschiedener Spurenstoffe, wie Mikroplastik und PFAS, sprachen. Dabei wurde von Dr. Ulrike Braun vom Umweltbundesamt und Prof. Dr. Jörg Oehlmann vom Kompetenzzentrum Wasser Hessen betont, dass es wichtig sei, zu differenzieren: Nicht alle Schadstoffe sind gleichermaßen schädlich für Organismen und Umwelt. Auch seien nicht alle PFAS (poly- und perfluorierte Alkylsubstanzen) prinzipiell problematisch – ihre hohe Zahl (bis zu 10.000 Verbindungen) erschwert eine eindeutige Einteilung. Ein genereller Verzicht oder ein Verbot dieser Substanzen sei schwierig, da sie in vielen Bereichen, etwa in der Halbleitertechnologie oder Medizintechnik, unerlässlich sind, so Prof. Dr. Holger Lutze vom Fachgebiet Umweltanalytik und Schadstoffe der TU Darmstadt. Trotzdem sei es wichtig, ihren Einsatz zu überdenken und, dort wo es möglich ist, auf weniger schädliche Substitute zurückzugreifen, beispielsweise bei Feuerlöschmitteln. Hier stellt sich die Frage, ob bei Übungseinsätzen alternative Löschmittel genutzt werden können, um Einträge in den Wasserkreislauf zu reduzieren.

Eines wurde durch die Vorträge und die Diskussion deutlich: Zwar kann der Großteil der Spurenstoffe aus unserem Wasserkreislauf entfernt werden, doch nehmen die Konzentrationen von Mikroverunreinigungen seit Jahrzehnten zu und werden auch künftig weiter steigen, so Prof. Dr. Thomas Ternes (BfG). Effiziente Lösungen sind daher dringend erforderlich. Zudem verbleiben chemische Schadstoffe häufig im Recyclingkreislauf, was die Qualität der Materialien nachhaltig beeinflusst. Ein zentrales Anliegen muss daher die Förderung der Wiederverwendung und Kreislaufwirtschaft sein, so Dr. Ulrika Braun (UBA). Anstatt immer neue Material- und Verpackungslösungen zu entwickeln, die letzten Endes neue problematische Einträge verursachen, sollten wir an hochwertigen Produkten arbeiten, die effektiv abgebaut oder entfernt werden können – und unseren Konsum grundlegend überdenken. Wie eine Wortmeldung aus dem Publikum treffend feststellte: Wir alle sind letztlich Verursacher, wenn wir diese Produkte nutzen.

Zusammenfassend bot der Abend einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Herausforderungen und Chancen beim Umgang mit Spurenstoffen im Wasserkreislauf. Die Diskussion machte deutlich, dass neben technischen Innovationen auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik, Industrie und der Öffentlichkeit erforderlich ist, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Zukünftige Anstrengungen und innovative Konzepte sind notwendig, um unsere Wasserressourcen auch für kommende Generationen zu schützen.

E+E/Stefanie Warmuth