Mehr als 30 Jahre im Einsatz für die TU Darmstadt

Verleihung der Erasmus-Kittler-Medaille an Historiker Christof Dipper

21.12.2023

Der Historiker Professor Christof Dipper ist für sein langjähriges Engagement für die TU Darmstadt mit der Erasmus-Kittler-Medaille ausgezeichnet worden. Das Präsidium der TU würdigte damit Dippers vielfältige Verdienste um die Universität, auch über seine Pensionierung 2008 hinaus.

Professor Christof Dipper erhält die Erasmus-Kittler-Medaille von TU-Präsidentin Tanja Brühl.

Der Preisträger engagiert sich seit mehr als drei Jahrzehnten für die Technische Universität Darmstadt. Dipper (Jahrgang 1943) wurde 1990 auf eine Professur für „Geschichte mit dem Schwerpunkt Neuere Geschichte, insbesondere Zeitgeschichte“ an der TU berufen. Am Institut für Geschichte und am Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaft erwarb er sich nachhaltige Verdienste. Er war unter anderem Mitinitiator und Gründungssprecher des 1997 eingerichteten interdisziplinären Graduiertenkollegs „Technisierung und Gesellschaft“. Erst mit dieser Initiative begann die Ausrichtung des Instituts für Geschichte auf interdisziplinäre kooperative Forschung innerhalb der TU.

Von 1991 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2008 verantwortete Dipper als Geschäftsführender Herausgeber die historisch und politikwissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift „Neue politische Literatur“. In dieser Zeit verankerte er die Redaktionsarbeit dauerhaft an der TU Darmstadt.

Gremienarbeit und Italienspezialist

Über viele Jahre wirkte Dipper in verschiedenen Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit, insbesondere von 1996 bis 2004 im damaligen „Fachgutachterausschuss Geschichte“, unter anderem als Vorsitzender. Als Italienspezialist war er in unterschiedlichen Gremien der deutsch-italienischen Wissenschaftskooperation sowie italienischer Zeitschriften tätig. Zu den Alleinstellungsmerkmalen seiner Forschung gehört ein ungewöhnlich breites, epochenübergreifendes Interesse am 18. bis 20. Jahrhundert.

Methodisch nahm Dipper vielfältige Einflüsse auf und prägte diese mit – dazu gehören die Begriffsgeschichte, die Moderne und Moderne-Theorie, die Sozial- und Raumgeschichte sowie die Historiographiegeschichte. In seiner 1991 erschienenen Gesamtdarstellung deutscher Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts untersuchte er als einer der Ersten im deutschen Sprachraum umwelthistorische Rahmenbedingungen.

Wissenschaftlicher „Kopf“ des Projekts „140 Jahre TH/TU Darmstadt“

Auch sein ausgeprägtes Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus entwickelte Dipper in Darmstadt. Von 2009 bis 2015 war er auf Initiative des Präsidiums wissenschaftlicher Leiter des Projekts „TH Darmstadt und Nationalsozialismus“ zur umfassenden Aufarbeitung der Zeit von 1933 bis 1960. Das Projekt brachte unter anderem die Tatsache ins Bewusstsein zurück, dass die aus politischen und „rassischen“ Gründen während des Nationalsozialismus aberkannten Doktorgrade und akademischen Ehrentitel weiterhin in Kraft waren. Die Rehabilitierung der inzwischen verstorbenen Personen erfolgte am 20. Januar 2015.

Dipper war von 2015 bis 2017 wissenschaftlicher „Kopf“ des vom Präsidium initiierten Projekts „140 Jahre TH/TU Darmstadt“, das die Geschichte exemplarisch aufarbeitete. Die detaillierten Ergebnisse fanden ihren Niederschlag in einer mehr als 500-seitigen Publikation mit dem Titel „Epochenschwelle in der Wissenschaft. Beiträge zu 140 Jahren TH/TU Darmstadt (1877-2017)“.

Auch in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung engagierte Dipper sich intensiv. Er war Dekan und Prodekan des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften von 1993-1997. Von 1999 bis 2007 gehörte er dem akademischen Senat an. Von 2003 bis 2007 war er Sprecher der Professorengruppe Demokratisches Forum. Dies war die Phase, in der der TU der Schritt in die Autonomie gelang. Dipper unterstützte diese Entwicklung und leistete einen wichtigen Beitrag dazu. Von 2015 an war er für einige Jahre Forschungsmentor für die Geistes- und Sozialwissenschaften im Auftrag des Präsidiums.

Die Erasmus-Kittler-Medaille

Mit der Erasmus-Kittler-Medaille werden Personen geehrt, die sich durch besondere persönliche Verdienste um die TU Darmstadt ausgezeichnet haben. Die Medaille kann sowohl an Mitglieder der TU als auch an Außenstehende verliehen werden. Jedes Mitglied der TU kann einen Antrag auf Verleihung der Kittler-Medaille stellen. Über die Verleihung entscheidet der Präsident beziehungsweise die Präsidentin in Einvernehmen mit den Vizepräsident:innen und nach Anhörung des Senats. Die Medaille ist nach Erasmus Kittler benannt, der als Professor auf den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt berufen wurde. Die Erasmus-Kittler-Medaille wird an der TU seit 1977 vergeben.

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eml/mih