Kurs halten oder umsteuern? Wie der Mensch mit Veränderungen umgeht
Projekt „The Adaptive Mind“ mit TU-Beteiligung wird als Exzellenzcluster gefördert
22.05.2025
Wie können Veränderungen im menschlichen Verhalten mittels Computermodellen verstanden werden? Mit dieser und weiteren Fragen befassen sich Wissenschaftler:innen der TU Darmstadt künftig im neuen Exzellenzcluster „The Adaptive Mind“ (TAM). Die TU und ihre Forschungspartner setzten sich mit ihrem entsprechenden Antrag in der prestigeträchtigen Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder erfolgreich gegen eine starke Konkurrenz durch.

Im Umgang mit Veränderungen sind Menschen unschlagbar: Das menschliche Auge kann sich an die Helligkeit der Umgebung anpassen, egal ob mittags am Strand oder in einer mondlosen Nacht. Menschen verlernen das Fahrradfahren nicht, obwohl sich ihre Körper im Laufe des Lebens stetig verändern. Und sie können mit verschiedenen Flüssigkeiten umgehen – vom Wasser bis zum Honig. Für Roboter dagegen ist eine solche Anpassungsfähigkeit bis heute außer Reichweite. Dabei reagieren Menschen auf solche Veränderungen der Umstände mal mit Stabilität und mal mit Anpassung. Dies erfordert viel Flexibilität, um in einer dynamischen und unsicheren Welt zu bestehen.
Doch wie entscheidet sich, wann das menschliche Gehirn zu welcher Strategie greift? Wie stehen Stabilität und Anpassung miteinander im Verhältnis? Und was passiert, wenn der Adaptionsprozess scheitert? Diese Fragen untersuchen Forschende unterschiedlicher Disziplinen im künftigen . Antragstellerinnen sind die Justus-Liebig-Universität Gießen, die TU Darmstadt und die Philipps-Universität Marburg. Beteiligt sind daneben die Goethe-Universität Frankfurt und das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Exzellenzcluster TAM
Revolutionärer Ansatz
Professor Constantin Rothkopf, TAM-Sprecher der TU Darmstadt, äußerte sich begeistert über die Bewilligung des Exzellenzclusters durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). ”Wir freuen uns sehr darauf, in diesem starken Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu einem Forschungsthema beizutragen, das verspricht, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir menschliches Wahrnehmen, Denken, Entscheiden, Handeln und Lernen verstehen und computational modellieren“, sagte er.
Ziel von TAM ist es, universelle Prinzipien der menschlichen Anpassungsfähigkeit zu entschlüsseln. Das Thema taucht in vielen Wissenschaften auf – nicht nur in den Kognitions- und Neurowissenschaften und der Psychologie, sondern auch bei lernenden Robotern oder beim Training neuronaler Netze. Daher sind in dem Clusterprojekt auch Expertinnen und Experten für KI, maschinelles Lernen und Robotik vertreten.
Spektakuläre Erfolge und tragische Grenzen
Die Erkenntnisse des Projekts werden in Computermodelle implementiert, die sowohl die spektakulären Erfolge als auch tragischen Grenzen des menschlichen Geists abbilden, vorhersagen und erklären können. Dies hat einerseits Auswirkungen auf die Grundlagenforschung, denn es werden Algorithmen für die Verhaltensanpassung entwickelt, die auch in die Entwicklung sicherer KI- und Robotertechnologie einfließen können. Andererseits können so Anpassungsdefizite, die die psychische Gesundheit beeinflussen können, besser verstanden werden.
Von der TU Darmstadt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Kognitionswissenschaft und KI mit herausragender Expertise beteiligt. Die TU Darmstadt ist einer der wenigen Standorte, an denen die Zwillingswissenschaften Künstliche Intelligenz und Kognitionswissenschaft gemeinsam gedacht, erforscht und gelebt werden. Diese beiden hochaktuellen und wichtigen Forschungsgebiete sind an der TU verantwortungsbewusst, strategisch und nachhaltig aufgebaut worden. So kommen die Forschenden, die das wissenschaftliche Konsortium stärken, aus dem und dem Centre for Cognitive Science. Das Land Hessen förderte ein Vorgängerprojekt von April 2021 an für vier Jahre mit insgesamt 7,4 Millionen Euro. Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.ai)
Über die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder
Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Forschung an deutschen Universitäten weiter zu stärken, haben Bund und Länder die als Förderprogramm etabliert. Zentrales Ziel ist es, die Forschungsexzellenz in international wettbewerbsfähigen Bereichen zu fördern, die deutschen Universitäten institutionell zu stärken und das deutsche Hochschulsystem weiterzuentwickeln. Exzellenzstrategie
Zu diesem Zweck umfasst die Exzellenzstrategie zwei Förderlinien, die aufeinander aufbauen. In der Förderlinie „Exzellenzcluster“ werden, koordiniert von der DFG, international wettbewerbsfähige Forschungsbereiche an deutschen Universitäten projektbezogen gefördert. In der Förderlinie „Exzellenzuniversitäten“, koordiniert vom Wissenschaftsrat (WR), werden institutionelle Gesamtstrategien gefördert, die die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der geförderten Institutionen verbessern und hervorragende Rahmenbedingungen für exzellente Forschung schaffen.
mih