Rhein-Main-Universitäten bewerben sich um den Status „Exzellenzuniversität“

Nächster Schritt im renommierten Wettbewerb

26.06.2025

Die TU Darmstadt bewirbt sich gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) um den Titel „Exzellenzuniversität“. Der geplante Exzellenzverbund bekundet zum morgigen Stichtag (27.6.) sein Interesse für eine Antragstellung in der zweiten Förderlinie des Exzellenzwettbewerbs.

Die Rhein-Main-Universitäten gehen den nächsten Schritt im Exzellenzwettbewerb.

Die Technische Universität Darmstadt und die Goethe-Universität Frankfurt am Main wollen im November mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) einen länderübergreifenden Antrag für einen Exzellenzverbund einreichen. Die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Philipps-Universität Marburg werden ebenfalls einen gemeinsamen Antrag für einen Exzellenzverbund stellen. Möglich werden diese Bewerbungen durch das erfolgreiche Abschneiden der hessischen Universitäten in der ersten Förderlinie der Exzellenzstrategie: Sechs von sieben hessischen Anträgen waren am 22. Mai 2025 im Exzellenzcluster-Wettbewerb erfolgreich.

Hochkarätige Spitzenforschung

Wissenschaftsminister Timon Gremmels erklärte: „Hessen ist zurück auf der Landkarte der Forschungsexzellenz. Nach dem großen Erfolg bei den Exzellenzclustern werden wir die Universitäten auf ihrem Weg zur Exzellenzuniversität weiterhin eng begleiten und unterstützen. Der Titel ,Exzellenzuniversität‘ bedeutet für die Universitäten größeres nationales und internationales Renommee und zusätzliche Fördermittel in Millionenhöhe. Noch nie hat sich eine hessische Universität überhaupt für den Wettbewerb um die Exzellenzuniversitäten qualifiziert.

Dass nun mit den Universitäten Darmstadt und Frankfurt sowie Gießen und Marburg gleich vier hessische Universitäten antragsberechtigt sind, ist ein absolutes Novum und zeigt, dass an den hessischen Universitäten hochkarätige Spitzenforschung betrieben wird. Wir werden die Universitäten mit derselben Entschlossenheit wie schon bei den Exzellenzclustern unterstützen. Wir werden diese riesige Chance für Hessen gemeinsam nutzen!“

Mit der Allianz der Rhein-Main-Universitäten besteht seit 2015 eine enge institutionelle Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Darmstadt, Frankfurt und Mainz. Die drei Partnerinnen der Allianz arbeiten in nahezu allen Leistungsdimensionen eng zusammen – von gemeinsamen Forschungsvorhaben und Studiengängen bis hin zu kooperativ genutzten Infrastrukturen und der abgestimmten Rekrutierung wissenschaftlichen Personals. In der Forschung gibt es viele gemeinsame Schwerpunkte etwa in den Lebenswissenschaften und der Medizin, der digitalen Transformation, der Künstlichen Intelligenz oder der Teilchenphysik sowie Material- und Energieforschung.

Die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder

Die Exzellenzstrategie ist ein Förderprogramm von Bund und Ländern, um die Spitzenforschung in Deutschland zu stärken. Um die Förderung zu erhalten, muss ein hochkompetitiver, mehrstufiger Auswahlprozess durchlaufen werden.

Die Exzellenzstrategie umfasst zwei Förderlinien, die aufeinander aufbauen. In der Förderlinie „Exzellenzcluster“ werden, koordiniert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), international wettbewerbsfähige Forschungsbereiche an deutschen Universitäten projektbezogen gefördert.

Ziel der Förderlinie „Exzellenzuniversitäten“ ist es, die deutschen Hochschulen bei dem Ausbau ihrer internationalen Spitzenstellung in der Forschung – entweder als Einzelinstitutionen oder als Verbünde – zu unterstützen. In der aktuellen Förderperiode werden bundesweit elf Exzellenzuniversitäten bzw. -verbünde gefördert. Dafür stehen jährlich rund 148 Millionen Euro zur Verfügung. Exzellenzuniversitäten erhalten eine Förderung von bis zu 15 Millionen Euro, Exzellenzverbünde bis zu 28 Millionen Euro im Jahr. Die Förderentscheidungen fallen im Oktober 2026. Der Förderbeginn ist der 1. Januar 2027.

Voraussetzung für eine Antragstellung ist die erfolgreiche Einwerbung von mindestens zwei Exzellenzclustern pro Universität beziehungsweise von mindestens drei Exzellenzclustern im Verbund.

Die im Mai bewilligten Exzellenzcluster mit RMU-Beteiligung

Zwei Forschungsprojekte der TU Darmstadt werden als Exzellenzcluster gefördert: Reasonable Artificial Intelligence (RAI) sowie The Adaptive Mind (TAM), ein gemeinsamer Antrag mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Philipps-Universität Marburg.

Der Exzellenzcluster RAI unter Federführung der Technischen Universität Darmstadt widmet sich der Entwicklung einer neuen Generation von KI-Systemen, die auf vernünftiger Ressourcennutzung, Datenschutz und kontinuierlicher Verbesserung basieren. Mit vier Forschungsbereichen arbeiten multidisziplinäre Teams an der Gestaltung der Zukunft der KI. In den vergangenen zehn Jahren hat Deep Learning bedeutende Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz ermöglicht. Dennoch weisen aktuelle KI-Systeme Schwächen auf, darunter mangelndes logisches Denkvermögen, Schwierigkeiten im Umgang mit neuen Situationen und die Notwendigkeit kontinuierlicher Anpassungen. Nicht zuletzt erfordern aktuelle KI-Systeme umfangreiche Ressourcen. Das Exzellenzclusterprojekt strebt daher die Entwicklung der nächsten Generation von KI an, der „Reasonable Artificial Intelligence“ (RAI). RAI gehört zum Forschungsfeld Information and Intelligence (I+I) der TU Darmstadt.

Forschende unter anderem des Centre for Cognitive Science der TU Darmstadt steuern in diesem Forschungscluster ihre Expertise auf den Gebieten der Kognitionswissenschaft und Künstlichen Intelligenz bei. In „The Adaptive Mind“ untersuchen sie gemeinsam mit ihren Kolleg*innen der Universitäten Gießen und Marburg menschliches Verhalten unter sich verändernden äußeren Bedingungen – in etlichen Situationen reagieren Menschen durch Stabilität, in anderen durch Anpassung. Eine zentrale Fragestellung im Cluster ist die nach der Balance zwischen diesen Strategien im Rahmen von adaptiven und lernenden Systemen. Und es geht um neue Zugänge, wie menschliches Wahrnehmen, Denken, Entscheiden, Handeln und Lernen verstanden und computational modelliert werden kann. Das Thema ist in vielen Wissenschaften relevant – in den Kognitions- und Neurowissenschaften, der Psychologie, bei lernenden Robotern oder beim Training neuronaler Netze. TAM gehört zum Forschungsfeld Information and Intelligence (I+I) der TU Darmstadt.

Von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird das Clusterprojekt PRISMA++ gefördert.

PRISMA++ ist das Folgeprojekt zum Exzellenzcluster „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter“ (PRISMA+). Der Cluster wurde gemeinsam vom Institut für Physik der JGU, dem Institut für Kernphysik der JGU und dem Helmholtz-Institut Mainz beantragt. Ziel des Clusters ist es, nach „neuer Physik“ zu suchen, die über das sogenannte Standardmodell der Teilchenphysik hinausgeht. Die Erforschung der Grenzen des Standardmodells basiert auf drei Säulen: Synergie zwischen Theorie und Experiment, modernste Einrichtungen auf dem Campus und starke internationale Zusammenarbeit. Einer der Schlüsselaspekte des Clusters ist der Bau und Betrieb des Teilchenbeschleunigers MESA (Mainz Energy-recovering Superconducting Accelerator), der den Vergleich von hochpräzisen Messungen mit den Prognosen der theoretischen Physik ermöglichen soll. In der neuen Förderperiode soll der Cluster auch die Physik bei hohen und niedrigen Energien erforschen, um neue Teilchen und Phänomene zu entdecken. Außerdem soll die Untersuchung der Eigenschaften von Neutrinos intensiviert werden. Das wissenschaftliche Programm des „Mainz Institute of Theoretical Physics“ sowie die Hardwareentwicklung im „PRISMA Detektorlabor“ werden die Aktivitäten des Clusters weiterhin maßgeblich unterstützen. Die „Mainz Physics Academy“ wird weiterhin das Dach für alle Maßnahmen zur Ausbildung und Karriereplanung des wissenschaftlichen Nachwuchses bilden. Sprecher*innen von PRISMA++ sind Prof. Dr. Concettina Sfienti vom Institut für Kernphysik und Prof. Dr. Alfons Weber vom Institut für Physik der JGU.

Von der Goethe-Universität Frankfurt werden zwei Exzellenzcluster gefördert: die Clusterinitiative SCALE und der bestehende Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute (gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen).

Zellen bestehen aus Milliarden von Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu Organellen organisiert sind. Obwohl die Funktionen vieler einzelner Moleküle inzwischen gut charakterisiert sind, bleibt vielfach unklar, wie die zelluläre Architektur entsteht, funktioniert und wie ihre Bestandteile miteinander interagieren. Die Wissenschaftler*innen von SCALE wollen die Selbstorganisationsprinzipien der Zelle aufdecken und eine räumlich wie zeitlich hochaufgelöste Simulation der Zelle erstellen. So wollen sie besser verstehen, wie Zellen wirklich funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“ zusammenarbeiten.

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind sie die häufigsten Todesursachen. Ziel des Exzellenzclusters ist es, zu verstehen, welche molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler hochschulübergreifend Modellsysteme von Zellkulturen bis zu Tiermodellen und kombinieren die Ergebnisse mit Untersuchungsdaten von Patientinnen und Patienten, um neue Therapieansätze zu finden. Der Cluster wurde erstmals von 2006 bis 2018 als „Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System“ gefördert und konnte sich 2019 erneut als Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute durchsetzen.

HMWK/TU Darmstadt